Wahrnehmungsbericht 2018
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Forschungsprojekt<br />
„Ärzte und Ärztinnen in Österreich 1938-1945“<br />
Das von der Ärztekammer unterstützte Forschungsprojekt „Ärzte und Ärztinnen in Österreich<br />
1938–1945. Entrechtung, Vertreibung, Ermordung“ (drmed1938.univie.ac.at/) befindet sich kurz<br />
vor Abschluss.<br />
Bislang wurde durch die Forschung nicht einmal die konkrete rechtliche Grundlage der Entrechtung<br />
und Verfolgung der als jüdisch definierten bzw. politisch missliebigen Ärzte in Österreich<br />
umfassend geklärt.<br />
Ziel des am Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien durchgeführten<br />
Projekts ist die umfassende historische Aufarbeitung von Entrechtung und Verfolgung österreichischer<br />
Ärzte in der NS-Zeit. Im Zuge des Projekts werden die rechtlichen Grundlagen für diskriminierende<br />
Maßnahmen wie Entzug der Approbationen, der Kassenzulassungen und<br />
Entlassungen aus dem Spitalsdienst sowie deren konkrete Umsetzung erforscht.<br />
Alle zwischen 1938 und 1945 aus „rassischen“, politischen oder anderen Gründen, wegen ihrer<br />
sexuellen Orientierung oder Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft diskriminierten und<br />
verfolgten Ärzte werden dabei erfasst und ihre individuellen Schicksale rekonstruiert. Der Fokus<br />
liegt sowohl auf dem beruflichen Werdegang der Betroffenen als auch auf ihren weiteren<br />
Lebenswegen nach März 1938.<br />
Im Zuge der Recherchen konnten bislang 4.245 Verfolgte ermittelt werden, wovon 3.420 als<br />
„jüdisch“ im Sinne der NS-Rassengesetze galten. Dem Großteil der Betroffenen gelang bis 1941<br />
die Flucht, die im Land Verbliebenen wurden zumeist deportiert und ermordet, sofern sie nicht<br />
durch „Mischehen“ geschützt waren.<br />
Schwieriger zu identifizieren sind die als „Mischlinge“ Verfolgten, da ihnen die Genehmigung<br />
zur Ausübung des ärztlichen Berufs nicht entzogen wurde. Sie verloren<br />
jedoch die Kassenverträge und Stellen im öffentlichen Dienst.<br />
Analog verfuhr die NS-Gesundheitsverwaltung mit denjenigen, die zwar<br />
selbst als „arisch“ galten, jedoch mit rassisch Verfolgten verheiratet<br />
waren.<br />
Ursprünglich hätten die Forschungsergebnisse und Biografien in einem<br />
repräsentativen Gedenkbuch im Verlag der Ärztekammer Ende <strong>2018</strong> publiziert<br />
werden sollen. Aufgrund von zu spät eingelangten Texten einzelner<br />
Autoren wird sich die Fertigstellung aber verzögern: Geplanter<br />
Erscheinungstermin des Buches ist nunmehr Mitte 2019.<br />
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WAHRNEHMUNGSBERICHT <strong>2018</strong>