Wahrnehmungsbericht 2018
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Zustand bei der Aufzeichnung der Arbeitszeiten. Fast die Hälfte (47 %) der Spitalsärzte im KAV,<br />
bei denen Überstunden anfallen, führt diese nicht korrekt in der Arbeitsaufzeichnung an. In anderen<br />
Krankenanstalten zeichnen dagegen acht von zehn Ärzten, die Überstunden leisten, ihren<br />
Aufwand auf. Besorgniserregend für die fehlende Zeiterfassung sind die Gründe, die Spitalsärzte<br />
vor allem im KAV dafür angeben: Für 26 % ist nicht klar geregelt, ob sie für bestimmte Arbeiten<br />
Überstunden aufschreiben dürfen. 16 % gaben an, dass ihr Vorgesetzter von ihnen erwartet,<br />
keine Überstunden aufzuzeichnen, und 3 % gaben sogar an, dass ihr Vorgesetzter die Aufzeichnung<br />
von Überstunden verbietet.<br />
Nach Eigenangaben des KAV würden Ärzte 46 statt der gesetzlichen 40 Stunden arbeiten. Damit<br />
ergibt sich laut den Umfrageergebnissen eine Lücke von 120 Ärzten (Vollzeitäquivalente).<br />
Laut Umfrage ist etwa ein Drittel der befragten Ärzte (34 %) in Ausbildung. Auf die Frage, ob<br />
sie innerhalb der vorgesehenen Arbeitszeit neben den herkömmlichen Routinetätigkeiten Zeit<br />
für ihre Ausbildung haben, antworteten 70 %, dass ihnen meist die Möglichkeit für die Weiterbildung<br />
während ihrer regulären Arbeitszeit fehle. Die Ärztekammer sieht hier als Hauptgründe<br />
das hohe Patientenaufkommen sowie die Arbeitsverdichtung aufgrund von administrativen<br />
Tätigkeiten. Diese lassen keine Zeit für die Ausbildung zu oder verschieben diese in die illegale<br />
Zeit nach dem regulären Dienst.<br />
In einer gesonderten Umfrage im Vorfeld wurden die Kollegen des AKH ebenfalls zum Thema<br />
KA-AZG befragt. Dort werden Dienstzeiten zwar eingehalten, Probleme gibt es aber bei der<br />
Einhaltung der Zeiten für Forschung und Lehrtätigkeiten. Hauptursachen sind auch hier eine<br />
steigende Patientenversorgung sowie eine damit einhergehende höhere Arbeitsbelastung.<br />
Die Forschung hat sich im AKH mittlerweile in die private Freizeit verschoben. Deswegen sieht<br />
die Ärztekammer auch hier die Ausbildung „nicht priorisiert genug“ in der Organisationsstruktur<br />
des Trägers. Selbst im AKH, wo die Lehre im Mittelpunkt stehen sollte, muss die Wissenschaft<br />
also immer mehr dem wachsenden Arbeitsdruck weichen.<br />
Aus den Ergebnissen der Umfrage resultierend hat die Ärztekammer ein Forderungspaket an<br />
Politik und Spitalsträger, insb. den KAV, erstellt:<br />
Das Ergebnis der Umfrage zeigt eklatante Lücken in der Personalausstattung der Spitalsträger,<br />
insb. im KAV. Die Ärztekammer fordert daher die rasche Aufstockung des ärztlichen<br />
Personals – Wiens Spitäler brauchen deutlich mehr Ärzte!<br />
Organisationskultur und Mitarbeiterführung in den Spitälern zeigen nach wie vor große<br />
Schwächen auf. Bereits zugesagte Reformen werden zu langsam umgesetzt – Der administrative<br />
Aufwand für Ärzte muss geringer werden!<br />
Die Zentralen Notaufnahmen im KAV sind nach wie vor nicht implementiert. Die Ärztekammer<br />
fordert ehestmöglich die Umsetzung der Zentralen Notaufnahmen, die eine essenzielle<br />
Voraussetzung darstellen, um eine rasche und qualitätsgerechte Erstversorgung der<br />
Patienten zu gewährleisten – Die Patienten brauchen die Zentralen Notaufnahmen sofort!<br />
73 WAHRNEHMUNGSBERICHT <strong>2018</strong>