ECHO Top500 2022
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
und auf den drei Seiten die Themen Ökologie,<br />
Ökonomie und Soziales positioniert,<br />
dann wird schnell klar, dass das eine nicht<br />
ohne das andere möglich ist und dass, wenn<br />
man eine Seite verändert, man das auch auf<br />
den anderen Seiten tun muss, wenn man das<br />
Gleichgewicht halten will.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Trends und Veränderungen<br />
sehen Sie auf Ihr Unternehmen zukommen?<br />
Peer: Regionale Nähe und persönlicher<br />
Kontakt ist uns wichtiger denn je, daher<br />
bekennt sich die Wiener Städtische zum<br />
Regionalitätsprinzip. Unsere Mitbewerber<br />
machen bundesländerübergreifend Zentralen,<br />
wir bleiben in allen Bundesländern mit<br />
einer eigenen Landesdirektion. Natürlich<br />
schreitet auch in unserer Branche die Digitalisierung<br />
voran und wir flankieren die<br />
persönliche Beratung mit digitalen Tools<br />
und Services.<br />
Und nachdem ich ja nicht aus der Versicherungsbranche<br />
komme, versuche ich neue<br />
Blickwinkel einzubringen. Frei nach dem<br />
Zitat „Das schönste im Leben besteht darin<br />
Dinge zu tun, die andere für unmöglich<br />
halten“, versuche ich Prozesse und Gegebenheiten<br />
zu hinterfragen, neue Perspektiven<br />
einzunehmen und dadurch auch zu neuen<br />
Produkten und Angeboten zu kommen. Gerade<br />
in Krisenzeiten ist Innovation wichtig<br />
und wir versuchen Innovation zu leben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wenn Sie Ihre berufliche Zeit in<br />
einer Führungsfunktion betrachten. Wie<br />
würden Sie die letzten drei Jahre mit Corona<br />
Krise, Ukraine-Krieg, Inflation und Teuerung<br />
einordnen?<br />
Peer: Durchwachsen, wir stolpern von einer<br />
Krise in die nächste. Wir brauchen auch Meldungen<br />
der Zuversicht. Wenn eine Pandemie<br />
hereinbricht und man Verantwortung für ein<br />
Unternehmen trägt, dann denkt man Tag<br />
und Nacht darüber nach, wie man diese<br />
außergewöhnliche Situation bewältigen<br />
kann. Nicht nur für einen selbst, sondern<br />
vor allem für die Mitarbeiter, die Kunden,<br />
die Partner. Und eines durfte ich während<br />
der Corona-Krise lernen. Die Einsicht,<br />
dass der Großteil der Leute bereit ist, solidarisch<br />
zu sein – das war die positive Erkenntnis<br />
der Pandemie. Man hat gemerkt,<br />
es gibt eine Solidargemeinschaft. Und<br />
das macht mich sehr zuversichtlich. Das<br />
gleiche Phänomen sehen wir im Ukraine-<br />
Krieg. Dieser unselige Angriff der Russen<br />
auf die Ukraine und die Reaktion Europas<br />
darauf, zeigt, dass Europa eine Solidargemeinschaft<br />
ist. Wir sind bereit und willig<br />
solidarisch zu wirken. Das rechtfertigt Zuversicht<br />
für die Zukunft.<br />
<strong>ECHO</strong>: Blicken wir in die Zukunft. Wie<br />
glauben Sie, werden Sie diese Zeit in 10 Jahren<br />
im Rückblick betrachten?<br />
Peer: Zu mir hat eine alte Frau einmal gesagt:<br />
„Ein Pessimist ist ein Optimist mit<br />
Erfahrung“. Ich hoffe nicht, dass ich das<br />
einmal von mir sagen muss. Meine Zuversicht<br />
ist, dass die Kräfte einer solidarischen<br />
Gemeinschaft wirksam werden. Wenn sich<br />
alle Menschen mit Power, Innovation und<br />
Konstruktivität versammeln, solidarisch jenseits<br />
ihrer eigenen Interessen wirken, dann<br />
werden wir in 10 Jahren zurückschauen und<br />
sagen: „Wir haben eine Pandemie gehabt,<br />
das Virus besiegt, wir haben daraus gelernt<br />
und wir haben positive Erkenntnisse daraus<br />
gezogen. Wir haben in das Klima, in das<br />
ökologische Umfeld investiert, wir haben<br />
Frieden, nicht nur in der Ukraine, sondern<br />
in Europa. Russland ist ein wichtiges Integral<br />
von Europa, weil andere menschliche Kräfte<br />
an der Macht sind.“<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie sind Honorarkonsul der Ukraine.<br />
Zahlreiche – auch prominente – Vertreter<br />
der Wirtschaft hinterfragen die Sanktionen<br />
und behaupten, dass diese uns mehr<br />
schaden als Russland. Was sagen sie diesen<br />
Leuten?<br />
Peer: Ich sage, dass diese Leute keine Ahnung<br />
haben. Wer so denkt, kann nur das persönliche<br />
Hemd näher sehen, als den Rock<br />
der Solidarität. Der Weitblick solcher Aussagen<br />
ist aber überschaubar. Mag sein, dass<br />
es für die nächsten 1-2 Jahre vielleicht einfacher<br />
wäre, aber auf keinen Fall mittel- und<br />
langfristig. Von DIESEM Russland, müssen<br />
wir unabhängig werden. Wir haben es da mit<br />
Menschen zu tun, denen man nicht vertrauen<br />
kann. Wenn man jemandem aber nicht<br />
vertrauen kann, kann man auch keine vertrauensvolle<br />
Geschäftsbeziehung aufbauen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie geht es in der Ukraine weiter?<br />
Peer: Meine Meinung ist von Zuversicht<br />
und Hoffnung gefärbt. Ich bin überzeugt,<br />
dass die Ukraine ihr Land in vollem Ausmaß<br />
erhalten kann. Die Ukraine ist viel stärker<br />
als vermutet. Diese Kraft muss im Sinne<br />
des Völkerrechtes unterstützt werden. Dann<br />
wird in der Ukraine und damit in Europa<br />
wieder Frieden einziehen. Die Ukraine war,<br />
ist und bleibt ein wichtiger Teil von Europa.<br />
Die Ukraine ist ein modernes, prosperierendes<br />
Land und hat gerade in der Agrarökonomie<br />
besondere Exzellenzen und ist uns<br />
meilenweit voraus, was die IT betrifft. Deshalb<br />
ist nicht nur die Zuversicht Triebfeder<br />
von der Idee, jetzt bereits an einen Wiederaufbau<br />
der Ukraine zu denken und eine konstruktive<br />
Mithilfe dafür zu organisieren.