ECHO Top500 2022
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TOP 500 | INTERVIEW<br />
„Veränderungen und Umbrüche passieren<br />
mit immer größerer Regelmäßigkeit“<br />
Energie<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sehr ist Ihr Unternehmen von<br />
fossilen Energien (Öl, Gas) abhängig? Wie<br />
energieintensiv ist Ihr Unternehmen? Und<br />
welche Pläne in Sachen Energie gibt es?<br />
Stefan Deflorian: Bereits im Jahr 2015<br />
wurde in den tirol kliniken unternehmensweit<br />
ein Energiemanagement nach ISO 50001<br />
eingeführt, mit dem Ziel, die Energieeffizienz<br />
zu erhöhen und den Ausstieg aus fossiler Energie<br />
voranzutreiben. Dazu werden in einem<br />
Aktionsplan unseres Energiemanagements<br />
aufgezeigte Verbesserungspotenziale gesammelt,<br />
bewertet und priorisiert. Auf Basis von<br />
halbjährigen Auswertungen zum Energieverbrauch<br />
erfolgt bei Bedarf eine Anpassung des<br />
Aktionsplans mit entsprechendem Monitoring<br />
und Evaluierung der Zielerreichung. Zur<br />
Unterstützung einer längerfristigen Planung<br />
liegt für jedes Areal eine standortbezogene<br />
(Innsbruck, Hall, Hochzirl, Natters, Schwaz)<br />
energetische Strategie vor. Bislang ist es gelungen,<br />
drei unserer Einrichtungen im Hinblick<br />
auf die Wärme- und Warmwasserversorgung<br />
zu dekarbonisieren. Dies ist neben dem<br />
Landeskrankenhaus Hall und der Landespflegeklinik<br />
in Hall das Bezirkskrankenhaus<br />
Schwaz. Während unser Standort in Hall mittels<br />
Fernwärme aus Biomasse versorgt wird,<br />
wird der Heiz- und Warmwasserbedarf in<br />
Schwaz durch Wärmepumpen gedeckt. Der<br />
Einbau von Wärmetauschern zur Wärmerückgewinnung,<br />
hocheffizienten Lüftungsanlagen<br />
sowie der Einsatz von Brunnenwasser<br />
zur Kühlung stellt seit mehreren Jahren unseren<br />
Standard dar. In einem nächsten Schritt<br />
planen wir die Umstellung unserer Standorte<br />
in Hochzirl und Natters, die heute noch mit<br />
Gas versorgt werden. Der Standort in Natters<br />
soll analog zum Bezirkskrankenhaus Schwaz<br />
auf Wärmepumpen umgestellt werden, während<br />
in Hochzirl die Inbetriebnahme eines<br />
Biomassekraftwerks angedacht ist. Zu beiden<br />
Vorhaben laufen momentan Machbarkeitsstudien.<br />
Am komplexesten ist die Situation<br />
Stefan Deflorian, Geschäftsführer der tirol<br />
kliniken.<br />
im Landeskrankenhaus (Univ.-Kliniken) Innsbruck,<br />
schon allein wegen der Dimension des<br />
Areals und seiner Gebäude. Bei Neubauten und<br />
Generalsanierungen, wie beispielsweise dem<br />
Kinder- und Herzzentrum oder dem Gebäude<br />
der Inneren Medizin, kommt die bereits zuvor<br />
„Wir rechnen aus heutiger<br />
Sicht bei Energiekosten mit<br />
einer Verdreifachung bis<br />
2023“ <br />
Stefan Deflorian<br />
angeführte Haustechnik mit Wärmepumpen,<br />
Wärmetauschern, hocheffizienten Lüftungsanlagen<br />
und Brunnenwasserkühlung zum Einsatz.<br />
Im Rahmen unseres von Land und Bund<br />
finanzierten Bau- und Investitionsprogramms<br />
Klinik 2035 werden bei allen anstehenden Investitionen<br />
die beschriebenen Umrüstungen berücksichtigt.<br />
Die Sensibilisierung unserer Mitarbeiter,<br />
die Installation von Photovoltaikanlagen<br />
an allen unseren Standorten, die Umrüstung<br />
der Beleuchtung auf LED, die Dekarbonisierung<br />
unserer Fahrzeugflotte, das Eingehen einer<br />
Kooperation mit der TIGAS zur Nutzung des<br />
Energiepotenzials im Brunnenrückgabewasser<br />
mittels Wärmepumpenkaskade, die thermische<br />
Sanierung von Fassaden oder Dachbodendämmungen<br />
sind weitere Maßnahmen zur<br />
Erhöhung der Energieffizienz in unserem Unternehmen.<br />
<strong>ECHO</strong>: Mit welchen Kostensteigerungen<br />
rechnen Sie kurz- und mittelfristig?<br />
Deflorian: Wir rechnen aus heutiger Sicht<br />
bei Energiekosten mit einer Verdreifachung bis<br />
2023.<br />
<strong>ECHO</strong>: Gibt es in Ihrem Unternehmen Energiesparpläne?<br />
Deflorian: Für den Notfall, ja.<br />
Nachhaltigkeit<br />
<strong>ECHO</strong>: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Ihr<br />
Unternehmen? Welche Technologien gibt es<br />
in Ihrer Branche zur Erhöhung der Nachhaltigkeit?<br />
Deflorian: Als Klimabündnis-Partnerbetrieb<br />
tragen wir bestmöglich zum Erreichen der internationalen<br />
Klima- und Nachhaltigkeitsziele<br />
bei, damit die Lebensqualität heutiger und<br />
künftiger Generation gesichert werden kann.<br />
Um das zu erreichen, beschäftigen wir uns mit<br />
Nachhaltigkeitsthemen in den Bereichen Energie,<br />
Mobilität, Ernährung, Beschaffung und<br />
Abfall ebenso wie soziale und gesellschaftliche<br />
Verantwortung.<br />
Klimawandel<br />
<strong>ECHO</strong>: Hat der Klimawandel auf Ihr Unternehmen<br />
direkten Einfluss? Wenn ja, inwiefern?<br />
Was bedeutet das? Wenn nein, finden Sie das<br />
Thema dennoch wichtig?<br />
Deflorian: Neben den Auswirkungen, die alle<br />
betreffen, werden wir es auch mit einer weiteren<br />
Ausbreitung von vormals Tropenerkrankungen<br />
in Richtung Norden zu tun bekommen. Steigende<br />
Temperaturen stellen außerdem Herausforderungen<br />
für ältere oder chronisch kranke<br />
Menschen dar.<br />
Foto: Gerhard Berger<br />
60 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2022</strong>