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ECHO Top500 2022

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gend, Holz wirkt wie eine natürliche Klimaanlage.<br />

Holz lässt sich nicht überall einsetzen,<br />

nicht zuletzt muss der Bauherr überzeugt sein,<br />

bietet aber eine Vielzahl an Möglichkeiten. Für<br />

Aufstockungen ist Holz z. B. ideal geeignet, da<br />

dieses leichte Material problemlos auf ältere<br />

bestehende Fundamente aufgebaut werden<br />

kann, ohne die Statik zu gefährden. Viele<br />

Holzbauten werden in<br />

Verbindung mit Beton realisiert.<br />

Wir arbeiten gerne<br />

mit Baubuche. Diese weist<br />

eine höhere Dichte als die<br />

gängige Fichte auf. Die gesetzlichen<br />

Bauvorgaben<br />

ändern sich laufend. Heute<br />

lassen sich großartige Projekte mit Holz realisieren,<br />

die noch vor 20 Jahren nicht möglich<br />

gewesen wären. Mit Holz lassen sich z. B. auch<br />

tolle Mitarbeitergebäude errichten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was bedeutet der Leitspruch „Wohnen<br />

mit allen Sinnen“?<br />

Angerer: Es gilt, die Balance zu wahren aus<br />

Design, Akustik, Zweckmäßigkeit, Brandschutz,<br />

Schallschutz, Energieeffizienz usw.<br />

Unsere Kunden sind energiebewusst, der<br />

alleinige Fokus auf energetischen Nutzen ist<br />

aber nicht sinnvoll. Ist es dem Wohlbefinden<br />

zuträglich, ein großes Fenster auf der Nordseite<br />

einzubauen, um einen Ausblick zu genießen,<br />

aber schlecht für die Energieeffizienz,<br />

gewinnt das Fenster. Es gilt, jedes Detail zu<br />

beachten, aber keines überzubewerten.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie treffen Sie Teuerungen und der<br />

prognostizierte Rückgang in der Baubranche?<br />

Angerer: Die Situation ist unberechenbar.<br />

Im privaten Bereich wird ein Rückgang kommen.<br />

Im Industriesektor ist die Auftragslage<br />

derzeit noch sehr gut. Traditionell steigen im<br />

Frühjahr nach den Preisverhandlungen die<br />

Kosten moderat an. Steigen sie aber z. B. statt<br />

um zwei um 20 Prozent, könnte ein Rückgang<br />

drohen. Gegenwärtig ereignen sich die Preissprünge<br />

plötzlich und stark, energieintensive<br />

Baustoffe wie Glas und Aluminium sind kaum<br />

„Dem Streben nach Mehr-<br />

Mehr-Mehr in unserer<br />

Gesellschaft ist irgendwann<br />

ein Ende gesetzt.“<br />

Franz-Peter Angerer<br />

zu kalkulieren. Kostet<br />

ein Gebäude<br />

bei seiner Errichtung<br />

30 Prozent<br />

mehr als vereinbart,<br />

können wir diese<br />

Kosten nur teilweise<br />

weitergeben.<br />

Unsere Kunden können sie mitunter nicht<br />

bezahlen. Wir sagen unseren Kunden die Kostenwahrheit.<br />

Verlässlich zu sein, ist uns sehr<br />

wichtig und eine Frage der Finanzierbarkeit.<br />

Wir beschäftigen viele Subunternehmen und<br />

führen viele Verhandlungen. Wir möchten gute<br />

Arbeit leisten, mit motivierten Mitarbeitern<br />

arbeiten. Darum bezahlen wir sie anständig.<br />

Trotz der schwierigen Situation möchten wir<br />

unsere Ziele erreichen. Wir planen uns von<br />

Woche zu Woche und sind froh, wenn es<br />

gut gelaufen ist. Wir sind breit aufgestellt, mit<br />

landwirtschaftlichen, touristischen, industriellen<br />

und Privatbauten, und hoffen, dass uns das<br />

helfen wird. In den letzten Jahren haben wir<br />

kräftig investiert, z. B. in neueste PC-Technik<br />

und Abbundroboter. Maschinelle Unterstützung<br />

ersetzt keine menschliche Arbeit, aber<br />

erleichtert diese und vereinfacht z. B. Präzision.<br />

<strong>ECHO</strong>: Spüren Sie den Fachkräftemangel?<br />

Angerer: Wir haben viele langjährige, seit<br />

Jahrzehnten im Unternehmen beschäftigte<br />

Mitarbeiter und bilden selbst Lehrlinge aus,<br />

sonst wäre es schwierig. Bei Holzbau Saurer<br />

sind fast nur Facharbeiter und Spezialisten<br />

beschäftigt. Jedes Gebäude, das wir verwirklichen,<br />

ist ein Unikat. Wir realisieren auch<br />

spannende Projekte in anderen Ländern,<br />

aber die Bereitschaft zu Auslandseinsätzen<br />

sinkt. Draußen zu arbeiten, körperlich zu arbeiten,<br />

das ist nicht besonders beliebt. In der<br />

Region gibt es keine vergleichbare Firma.<br />

Doch spüren wir schon, dass vielerorts der<br />

emotionale Bezug zur Arbeit fehlt und diese<br />

deshalb leichtfertig gewechselt wird. Man<br />

lebt sparsamer, verdient lieber weniger und<br />

hat dafür mehr Freizeit. Interessant fände ich<br />

die Idee einer Jahresarbeitszeit, die sich flexibel<br />

auf die einzelnen Monate verteilen lässt.<br />

Man muss ein guter Arbeitgeber sein, nur so<br />

kommt man weiter.<br />

<strong>ECHO</strong>: An welchen Projekten arbeiten Sie<br />

derzeit?<br />

Angerer: Wir errichten gerade ein großes<br />

Bürogebäude in Frankreich. Holzbau Saurer ist<br />

ein langjähriger Partner des Holzwerkstoffherstellers<br />

Egger, eines weltweit tätigen Unternehmens.<br />

Wir verwirklichen für Egger Projekte in<br />

ganz Europa. Auch arbeiten wir gerade an der<br />

Vorbereitung eines Projekts, dessen Baubeginn<br />

im März sein wird. Wir bauen einen mehrstöckigen<br />

Holzbau, mitten in der Innsbrucker Innenstadt.<br />

Vergangenes Jahr errichteten wir für<br />

unseren direkten Nachbarn ein riesiges Verteilerzentrum<br />

aus Holz. Es waren Mitarbeiter des<br />

schwedischen Mutterkonzerns zu Gast, sie waren<br />

von dem Bau sehr begeistert. Die Schweden<br />

sind für Holzbauten und nachhaltiges Bauen<br />

überhaupt sehr sensibel.<br />

Interview: Amata Steinlechner<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2022</strong><br />

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