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ECHO Top500 2022

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

„Mein Porsche Cayenne<br />

muss leistbar sein“.<br />

Interview. Wolfgang Novak, Geschäftsführer des privaten Wohnbauträgers WAT über<br />

leistbares Wohnen und mögliche Maßnahmen der Politik.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wir hatten gerade Wahlkampf.<br />

Das Thema Wohnen durfte natürlich<br />

nicht fehlen. Schauen wir uns mal die<br />

Forderungen an, die immer wieder kommen?<br />

Wolfgang Novak: Auf den Wahlplakaten<br />

seit über 30 Jahren steht immer<br />

das Schlagwort „Leistbarer Wohnraum“,<br />

von Kreisky bis jetzt. Und immer, wenn<br />

die Politik von leistbarem Wohnraum<br />

sprach, ist es schon am nächsten Tag<br />

teurer geworden. Die steuerlichen Belastungen<br />

rund ums Wohnen wurden<br />

stetig mehr.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie hoch sind die Steuern<br />

beim Wohnen?<br />

Novak: Anton Rieder hat das einmal<br />

ausgerechnet und ist auf rund 40% gekommen.<br />

Das beginnt mit der Mehrwertsteuer,<br />

3,5% Grunderwerbssteuer,<br />

1,1% Eintragungsgebühr, Gebühren für<br />

Pfandrechte, usw. Es gibt die Immobilienertragssteuer,<br />

die Abschreibungsmöglichkeiten<br />

von Wohnraum, die reduziert<br />

wurden, Vorsteuerkorrekturen -<br />

all diese Steuern und Abgaben kommen<br />

letztendlich dem Staat zugute.<br />

<strong>ECHO</strong>: Bedeutet das, der Staat könnte<br />

sehr einfach Wohnraum leistbar machen?<br />

Novak: Ja, es gäbe Möglichkeiten, zielgerichtete<br />

Erleichterungen zu schaffen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Zurück zum „leistbaren Wohnen“.<br />

Novak: Ein Punkt, der Bauen teurer gemacht<br />

hat, ist die enorm gestiegene Bauqualität.<br />

Wolfgang Novak, Geschäftsführer WAT<br />

Ganz egal ob Fenster, die Dämmung, die<br />

Heizung. Alle gesetzlichen Vorgaben wurden<br />

stetig verschärft und so ist es gar nicht<br />

mehr möglich sehr günstig zu bauen. Und<br />

gerade jetzt zeigt sich das wieder. „Raus aus<br />

den fossilen Brennstoffen“, bedeutet wieder<br />

eine Kostenexplosion, weil wir zum einen<br />

nicht gut vorbereitet sind und zum anderen<br />

die Technologien, die in Europa entwickelt<br />

wurden, frühzeitig nach Asien verschenkt<br />

wurden und wir diese wieder teuer importieren<br />

müssen. Die günstigsten Heizungsformen<br />

sind nicht mehr möglich, nachdem<br />

die Wohnbauförderung ab September zur<br />

Photovoltaik verpflichtet.<br />

<strong>ECHO</strong>: Ein weiteres Schlagwort ist<br />

„Baulandmobilisierung“. Wie geht das?<br />

Novak: Hier wäre die Raumordnung<br />

das Instrument, die Vertragsraumordnung,<br />

die es schon seit langem gibt und<br />

die von vielen Gemeinden, in deren<br />

Hoheit sie liegt, nicht oder nur unzureichend<br />

genutzt wird. Im schlechtesten<br />

Fall passiert das, was es bei zahlreichen<br />

Gemeinden in Tirol, vor allem rund um<br />

Innsbruck, gibt. Gemeinden, die sich<br />

zusammentun, um zu entscheiden, dass<br />

sie nichts mehr tun. Nichts mehr bauen.<br />

Die Gründe dafür sind die Sorge um eine<br />

Überlastung der Infrastruktur oder Ärger<br />

mit Nachbarn, die darauf beharren, dass<br />

ihnen allein die gute Aussicht gegönnt<br />

sein soll.<br />

Das Zauberwort heißt Verdichtung und<br />

auch diese Forderung gibt es schon seit<br />

20 Jahren. Nur durch Verdichtung kann<br />

Wohnraum günstiger werden. Verdichtung,<br />

überregionales Denken würde sich<br />

durch eine Raumordnung, die nicht mehr<br />

bei den Gemeinden läge, sondern Landessache<br />

wäre, besser umsetzen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was würden Sie jungen Menschen<br />

raten?<br />

Novak: Das gleiche wie vor 20 Jahren,<br />

kaufen. Immobilien sind stetig teurer geworden,<br />

und auch wenn es in nächster Zeit<br />

zu einer Stagnation kommen wird, wird es<br />

– vor allem bei uns in Tirol - nicht günstiger<br />

werden.<br />

Aber ich würde ihnen noch etwas raten.<br />

Wir leben in Zeiten, in denen sich junge<br />

Menschen alles gleichzeitig wünschen. Der<br />

Fotos: Steinlechner<br />

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<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2022</strong>

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