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ECHO Top500 2022

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

Seiler: Diese Frage müssen die Energieexperten<br />

beantworten. Grundsätzlich<br />

bin ich der Meinung, dass wir<br />

uns gerade in Energiefragen an Dinge<br />

gewöhnen müssen, die uns derzeit<br />

vielleicht noch unpassend erscheinen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was bedeutet Nachhaltigkeit<br />

für den Tourismus?<br />

Seiler: Für mich bedeutet Nachhaltigkeit,<br />

verantwortungsvoll mit den Ressourcen<br />

umzugehen. Dabei braucht‘s<br />

auch den Ausgleich zwischen ökologischen,<br />

sozialen und ökonomischen<br />

Aspekten. Um die nachhaltige Entwicklung<br />

im Tiroler Tourismus messbar<br />

zu machen, haben wir uns einem<br />

sogenannten Benchmarking-Prozess<br />

unterzogen. Bei diesem Global Destination<br />

Sustainability Index werden<br />

mehr als 80 Kriterien gemessen und verglichen.<br />

Tirol ist bei der ersten Teilnahme gleich unter<br />

den nachhaltigsten Regionen gelandet, auf Platz<br />

sechs unter mehr als 70 teilnehmenden Destinationen<br />

weltweit.<br />

<strong>ECHO</strong>: Gibt es ein Nachhaltigkeitskonzept<br />

für den Tiroler Tourismus? Welche Inhalte/<br />

Maßnahmen hat dieses Konzept?<br />

Seiler: Mit der Strategie Tiroler Weg haben wir<br />

klare Leitlinien für eine nachhaltige touristische<br />

Entwicklung. Eine konkrete<br />

Vorgabe sind Manager,<br />

die sich um die<br />

Entwicklung und Umsetzung<br />

einer Nachhaltigkeitsstrategie<br />

in den<br />

einzelnen Tourismusregionen<br />

kümmern.<br />

Damit wurde bereits<br />

begonnen, die ersten<br />

Koordinatoren sind schon im Einsatz. Andere<br />

Maßnahmen streben eine Erhöhung des Anteils<br />

der öffentlichen Anreise auf 20 Prozent<br />

oder klimaneutrale Skigebiete bis 2035 an.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was bedeutet Energieeffizienz im<br />

Tourismus?<br />

Seiler: Für mich bedeutet das, nur so viel Energie<br />

einzusetzen, wie notwendig ist. Angesichts<br />

der massiv gestiegenen Energiekosten haben<br />

Betriebe allein schon aus wirtschaftlichen<br />

Gründen größtes Interesse daran, energieeffizient<br />

zu wirtschaften.<br />

<strong>ECHO</strong>: Der Tourismus benötigt hohe Mobilität.<br />

Welche Entwicklungen im Tourismus<br />

sehen Sie, um den Verkehr zu entlasten?<br />

Seiler: Die Tirol Werbung hat bereits 2012 gemeinsam<br />

mit Mobilitätspartnern die Initiative<br />

„Tirol auf Schiene“ ins Leben gerufen, um die öffentliche<br />

Anreise der Gäste zu forcieren. Dabei<br />

sind uns schon viele Verbesserungen gelungen.<br />

So ist die Zahl der Bahnverbindungen nach<br />

und von Tirol deutlich gewachsen ebenso wie<br />

die Zahl der Fernverkehrshalte. Und mit dem<br />

Bahnhofshuttle<br />

haben wir eine Lösung<br />

für den Transfer<br />

vom Bahnhof<br />

zur Unterkunft. Die<br />

Vor-Ort-Mobilität<br />

hat sich ebenfalls<br />

deutlich verbessert.<br />

Davon profitieren<br />

auch die Tiroler. Es<br />

bleibt aber genug zu tun. Gerade der Verkehr ist<br />

ein kritischer Punkt, wenn es um die Einstellung<br />

der Bevölkerung zum Tourismus geht.<br />

„Gerade der Verkehr ist ein<br />

kritischer Punkt, wenn es<br />

um die Einstellung der Bevölkerung<br />

zum Tourismus<br />

geht.“ <br />

Karin Seiler<br />

<strong>ECHO</strong>: Der Klimawandel wird Tirol in absehbarer<br />

Zeit erheblich verändern. Viele Klimaforscher<br />

prognostizieren Toskana-Klima für Tirol.<br />

Worauf muss sich der Tourismus vorbereiten?<br />

Und welche Aufgabe kommt hier der Tirol<br />

Werbung zu?<br />

Seiler: Bei dieser Frage ist es wichtig, Sommer<br />

und Winter zu trennen. Die Effekte für den<br />

Winter hat die Initiative Klima.Schnee.Sport<br />

untersucht, die Experten aus<br />

14 Einrichtungen wie der<br />

ZAMG umfasst. Diese haben<br />

keine Anzeichen gesehen, dass<br />

wir in Tirol vom Wintersport<br />

grundsätzlich abgehen müssen.<br />

Im Sommertourismus gehen<br />

wir davon aus, dass Tirol<br />

besonders gefragt sein wird.<br />

Während der heißen Sommermonate<br />

rechnen wir mit mehr<br />

Menschen, die aus der Hitze in<br />

die kühleren Berge kommen.<br />

Tirols Tourismus hat in seiner<br />

mehr als hundertjährigen<br />

Geschichte jedenfalls immer<br />

wieder bewiesen, dass er selbst<br />

große Herausforderungen bewältigen<br />

kann. Daher bin ich<br />

zuversichtlich, dass uns das<br />

auch in diesem Fall gelingen wird.<br />

<strong>ECHO</strong>: Gibt es Veränderungen in der Tirol<br />

Werbung, die direkt oder indirekt mit dem Klimawandel<br />

in Zusammenhang stehen?<br />

Seiler: Eine wesentliche Entwicklung ist, dass<br />

wir uns schon seit Längerem mit dem Thema<br />

Klima gezielt beschäftigen. Sprich, wir haben<br />

eine Mitarbeiterin, die sich um diesen Bereich<br />

kümmert. Das Gleiche gilt für die Themen<br />

Nachhaltigkeit und Mobilität, die damit in<br />

Verbindung stehen. Unsere Strategie sieht eine<br />

deutliche Ressourcenverstärkung in diesen Bereichen<br />

vor.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welche Erwartungen und Befürchtungen<br />

haben Sie an die kommende Wintersaison?<br />

Seiler: Ich blicke der kommenden Saison zuversichtlich<br />

entgegen. Die Menschen haben<br />

weiterhin Lust auf Winterurlaub. Die wesentliche<br />

Frage wird sein, wie sich dieses Bedürfnis<br />

vor dem Hintergrund deutlich steigender Energiekosten<br />

und des Mehrbedarfs an Arbeitskräften<br />

erfüllen lässt.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie wird der Tourismus in 20 Jahren<br />

in Tirol aussehen?<br />

Seiler: Meine Einschätzung ist, dass wir wieder<br />

mehr Sommer- als Winternächtigungen haben<br />

werden. Das war schon in den Jahren von 1950<br />

bis 1985 der Fall. Tirol hat das Potenzial, eine<br />

Ganzjahresdestination zu sein und auch hinsichtlich<br />

Positionierung und Preis-Leistung<br />

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<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2022</strong>

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