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ECHO Top500 2022

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TOP 500 | AUTO<br />

<strong>ECHO</strong>: Mitarbeiter fehlen<br />

in allen Branchen. Wie ist<br />

die Situation im Automobilsektor?<br />

Wie kann das<br />

Problem gelöst werden?<br />

„Ich denke, dass diverse Krisen unweigerlich<br />

zu einer Diversifi zierung entlang<br />

von Lieferketten führen werden.“<br />

David Stecher, Geschäftsleitung Autoland<br />

David Stecher: Die Attraktivität<br />

des Arbeitsplatzes und des Jobbilds<br />

ist wichtiger denn je. Das Erscheinungsbild<br />

nach außen und die<br />

Transparenz spielen hierbei eine<br />

essenzielle Rolle. Es sollte vor allem<br />

bei Ausbildungsmöglichkeiten für<br />

junge Leute angesetzt werden. Im<br />

Großen und Ganzen fehlen uns keine<br />

Mitarbeiter. Ich denke, dass eine<br />

Vier-Tage-Woche, gerechte Löhne<br />

und ein vernünftiges Miteinander<br />

wichtig sind.<br />

Benedikt Kapferer: Nach wie<br />

vor ist das Automobil ein emotionales<br />

Produkt für junge Menschen,<br />

die dadurch einfach interessiert an<br />

der Branche sind. Natürlich wird es<br />

immer schwieriger, aber ich glaube,<br />

die richtig guten Betriebe, die ihre Mitarbeiter<br />

als ihr höchstes Gut ansehen, werden immer<br />

Mitarbeiter bekommen.<br />

Benjamin Hauser: Wir suchen KFZ- und<br />

Karosseriebautechniker. Es ist schwierig bis<br />

nahezu unmöglich, Mitarbeiter zu finden. Wir<br />

werden verstärkt auf Lehrlinge setzen und eigene<br />

Facharbeiter ausbilden. Die Lehre muss<br />

weiter aufgewertet werden. Das ist ein gesellschaftliches<br />

Problem. Sonst gibt es in Zukunft<br />

einmal niemanden mehr, der in der Lage ist,<br />

eine Heizung oder ein Auto zu reparieren. Die<br />

Politik ist gefragt.<br />

Andreas Resch: Es ist richtig, dass wir, wie<br />

in vielen Branchen, einen Bedarf an Mitarbeitern<br />

haben. Wir suchen derzeit Mechaniker,<br />

Spengler und Lackierer. Wir versuchen, junge<br />

Menschen mit den ausgezeichneten und<br />

vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten im<br />

Porsche Konzern auszubilden, aufzubauen<br />

und an unser Haus zu binden. Wir nutzen<br />

hier aber auch die Synergien im Porsche Verbund<br />

Tirol, d. h. wir helfen uns untereinander<br />

aus. Und wir freuen uns sehr über jede gute<br />

Bewerbung.<br />

Peter Hesina: Aktuell sind wir mit unserem<br />

Mitarbeiterbestand gut aufgestellt. Wir arbeiten<br />

aber auch ständig daran, bestehende Mitarbeiter<br />

zu halten. Das Unternehmen geht individuell<br />

auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter<br />

ein. Wir bieten dort, wo es möglich ist, eine<br />

Vier-Tage-Woche an bzw. ein Gleitzeitmodell,<br />

um dem Mitarbeiter möglichst viel Flexibilität<br />

zu bieten. Natürlich muss das auch immer mit<br />

den Interessen des Unternehmens einhergehen.<br />

Mit der Umsetzung von festgelegten<br />

Arbeitsprozessen in den jeweiligen Fachbereichen<br />

erleichtern wir dem Mitarbeiter den<br />

Arbeitsalltag und verhindern damit unnötigen<br />

Reibungsverlust, was sich deutlich auf die<br />

Mitarbeiterzufriedenheit auswirkt. Natürlich<br />

müssen wir uns bei der Suche nach neuen<br />

Mitarbeitern auch nach außen entsprechend<br />

präsentieren. Ob auf Lehrlingsmessen oder im<br />

Social-Media-Bereich, es müssen alle Kanäle<br />

bei der Mitarbeitersuche bespielt werden und<br />

das Unternehmen muss als „Schmuckkästchen“<br />

präsentiert werden. Wir müssen am<br />

Arbeitsmarkt die Begehrlichkeit wecken, bei<br />

uns arbeiten zu wollen. ■<br />

<strong>ECHO</strong>: Stichwort Lieferkettenschwierigkeiten<br />

. Derzeit dauert die<br />

Auslieferung bei den Autos extrem<br />

lang. Wie reagieren die Kunden?<br />

Welche Auswirkungen hat das auf<br />

die Autohäuser? Wie sehen<br />

Sie die weitere Entwicklung?<br />

Benjamin Hauser: Im Vergleich<br />

zu vor einem halben Jahr entspannt<br />

sich die Situation langsam, obwohl<br />

sie immer noch sehr volatil ist. Generell<br />

wird nur noch „just in time“<br />

produziert, d. h. es werden nur Autos<br />

produziert, die auch bestellt bzw.<br />

verkauft worden sind. Das wird bis<br />

Ende 2023 so bleiben. Immerhin<br />

gibt es so keine Lehrproduktion.<br />

Die Kunden reagieren verschieden.<br />

Unternehmerkunden zeigen großes<br />

Verständnis. Die Schwierigkeiten<br />

sind ihnen und den Privatkunden<br />

bekannt. Viele haben Verständnis.<br />

Aber als Autohaus müssen wir flexibel<br />

sein und andere Mobilitätslösungen<br />

für die Zwischenzeit anbieten,<br />

einen Mietwagen oder eine<br />

Leasingveränderung. Natürlich gehen<br />

die Schwierigkeiten mit einem<br />

gewissen Umsatzeinbruch einher.<br />

Vorauszuplanen wird immer schwieriger,<br />

es ist immer mehr Flexibilität gefordert. Ein<br />

Vorteil ist, dass die Auslastung in der Werkstatt<br />

gestiegen ist. Generell ist auch die hohe<br />

Inflation ein großer Unsicherheitsfaktor. Viele<br />

Kunden wissen nicht, welche Kosten auf sie<br />

zukommen, und reagieren darum verhalten.<br />

Andreas Resch: Früher waren sechs bis<br />

acht Wochen Lieferzeit für Neufahrzeuge<br />

der Standard. Derzeit haben wir auf einige<br />

Modelle Lieferzeiten bis zu einem Jahr oder<br />

länger. Die Kunden haben aber für die neue<br />

Situation sehr viel Verständnis. Im Laufe des<br />

nächsten Jahres sollte sich die Situation etwas<br />

entspannen.<br />

Peter Hesina: Die Lieferzeit bei den Fahrzeugen<br />

ist aktuell deutlich länger, als man das<br />

bisher gewohnt war. Nachdem auch die Mitbewerber<br />

in der gleichen Liefersituation wie<br />

wir sind, haben die meisten Kunden diesbezüglich<br />

Verständnis. Mittlerweile planen viele<br />

unserer Kunden diese längere Lieferzeit schon<br />

in die Zeitplanung ihrer Fahrzeugbeschaffung<br />

ein. Je nach Verfügbarkeit bieten wir unseren<br />

Kunden zur Überbrückung der Lieferzeit<br />

auch Mietmodelle an. Wir als Autohaus müssen<br />

bei Eintauschfahrzeugen den Hereinnahmepreis<br />

des Gebrauchtwagens dement-<br />

Fotos: Autoland<br />

156 <strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2022</strong>

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