ECHO Top500 2022

TOP 500 | INTERVIEW
„Für uns ist Veränderung seit 100 Jahren ein
wesentlicher Teil unseres Geschäftsmodells“
Mitarbeiter
ECHO: Zahlreiche Unternehmen suchen
MitarbeiterInnen, sowohl im Facharbeiterbereich
als auch ungelernte Arbeitskräfte.
In welchem Bereich suchen Sie MitarbeiterInnen
und wie schwierig gestaltet sich diese
Suche?
Karlheinz Wex: Wir suchen eine Vielzahl
von Mitarbeitern, sowohl Fachkräfte als auch
ungelernte Arbeitskräfte. Wir haben offene
Stellen in der Produktion, im administrativen
Bereich, vor allem bei IT-Fachkräften mit allen
Spezialisierungen sowie in der Forschung
und Entwicklung. Die Suche nach geeigneten
Kandidaten ist an allen Standorten der
Plansee-Gruppe weltweit herausfordernd.
Laufend nehmen wir auch Bewerbungen für
unsere diversen Ausbildungsberufe entgegen,
die wir bei erfolgreicher Lehrabschlussprüfung
übernehmen. Ein wichtiger Aspekt ist
die demografische Entwicklung. Viele Fachkräfte
und Wissensträger gehen in den nächsten
Jahren in den Ruhestand. Hier sehen wir
zwei Herausforderungen, ausreichend junge
Menschen zu finden, um die Reihen zu füllen,
und diese jungen Menschen schnell genug zu
finden, um einen geordneten Wissens transfer
von der alten auf die junge Generation zu gestalten.
Obwohl die Zahl der offenen Stellen
für ungelernte Arbeitskräfte rückläufig ist (aufgrund
von Automatisierung und komplexeren
Anforderungen), ist es auch in diesem Bereich
für uns nicht einfach, geeignete Mitarbeiter zu
finden. Auch hier stehen wir im Wettbewerb
zu anderen Unternehmen und Jobkandidaten
müssen die Bereitschaft mitbringen, in dem
gewünschten Produktionsbereich zu arbeiten.
Energie
ECHO: Wie bereiten Sie sich auf diesen
Winter vor?
Wex: Kurzfristige Maßnahmen: Energieteam,
das sich wöchentlich trifft, die Lage
bewertet, Maßnahmen zur Versorgung insbesondere
mit Gas ergreift, Einsparmöglichkeiten
bei Strom und Gas in allen Teilen des
Werks prüft, bewertet und umsetzt sowie
Notfallpläne für den Fall von Lieferengpässen
erarbeitet und abstimmt; Aufruf an alle
Mitarbeiter, ihre Ideen zum Energiesparen
zu melden, direkt an die Vorgesetzten oder
an eine zentrale E-Mail-Adresse.
Nachhaltigkeit
ECHO: Gibt es ein Nachhaltigkeitskonzept
in Ihrem Unternehmen? Welche Inhalte/
Maßnahmen hat dieses Konzept?
Wex: Die Plansee Group hat im Jahr 2021
ihre Nachhaltigkeitsstrategie definiert.
Grundlage dafür war eine Befragung von
Kunden, Wettbewerbern, Führungskräften
und Mitarbeitern zu ihren Erwartungen an
Nachhaltigkeitsziele bei Plansee. Dabei haben
Mitarbeiter am deutlichsten zum Ausdruck
gebracht, dass sie von uns erwarten,
dass wir in Sachen Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle
spielen. In diesem Jahr sind wir in
die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie
gestartet. Dabei haben wir dort angesetzt,
wo wir den größten Nutzen und die größten
Erfolge erzielen können, bei den Themen
CO 2
-Reduktion und Kreislaufwirtschaft.
Dazu haben wir einen Plan entwickelt, wie
wir unsere CO 2
-Emissionen in den nächsten
Jahren spürbar senken können, sowohl in
der Produktion als auch bei den zugekauften
Waren und Rohstoffen. Zu den wesentlichen
Hebeln gehören in unserer Produktion die
Erzeugung des in unserer Produktion benötigten
Wasserstoffs über die Elektrolyse und
die Verwendung von grünem Strom. Dafür
werden wir in den kommenden Jahren
kräftig investieren.Das bei uns verarbeitete
Metall Wolfram wird schon seit Längerem
wiederverwertet. Nun wollen wir den Anteil
von recyceltem Wolfram weiter steigern und
insbesondere Hartmetallwerkzeug aus recyceltem
Wolfram aktiv vermarkten.
Karlheinz Wex, Sprecher des Vorstands der
Plansee Group.
Veränderung
Die einzige Konstante ist die
Veränderung
Wex: Wir machen zwar seit über 100 Jahren
das Gleiche, Produkte und Werkzeuge aus
den starken Metallen Wolfram und Molybdän.
Doch die Märkte verändern sich rasant
und mit ihnen die Anforderungen der Kunden
an Geometrien, Kapazitäten, Liefermengen,
Liefertermintreue, Qualität etc. Darauf
müssen wir uns einstellen und damit die Organisation
ständig anpassen und verändern.
Unsere Bauteile für die Halbleiterindustrie
wären vor wenigen Jahren noch undenkbar
gewesen, heute erzielen wir damit wesentliche
Umsätze. Insofern ist für uns die Veränderung
seit 100 Jahren ein wesentlicher Teil unseres
Geschäftsmodells. Allerdings hat die Geschwindigkeit
der Veränderungen in den vergangenen
Jahren stark zugenommen. Und zugenommen
haben auch die herausfordernden
Rahmenbedingungen – Finanzkrise, Corona-
Pandemie, Lieferkettenprobleme, jetzt die
Turbulenzen am Energiemarkt und die Inflation.
Diese sich überlagernden Themen und
Krisen zu managen, ist eine anspruchsvolle
und herausfordernde Aufgabe für unser Management
und unsere Mitarbeiter.