ECHO Top500 2022
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
TOP 500 | AUTO<br />
sprechend weit nach vorne kalkulieren, was<br />
aufgrund von Marktschwankungen auch ein<br />
gewisses Verwertungsrisiko bedeuten kann.<br />
Benedikt Kapferer: Die Kunden reagieren<br />
mittlerweile Gott sei Dank mit Verständnis, da<br />
sie die Thematik mehr oder weniger aus allen<br />
anderen Bereichen bereits kennen. Egal ob<br />
Kühlschrank, Tablet oder Auto, einfach überall<br />
hakt‘s. Wobei anzumerken ist, dass die Kunden<br />
sich mehr und mehr für verfügbare Vorführwagen<br />
oder gebrauchte Fahrzeuge entscheiden,<br />
auch wenn sie dabei von ihrer Wunschkonfiguration<br />
abweichen müssen. Die Schwierigkeit<br />
dabei ist, dass es auch keine Perspektive der<br />
Besserung gibt. Wir gehen mittlerweile davon<br />
aus, dass die derzeitige Situation mindestens<br />
über drei bis vier Jahre anhalten wird.<br />
David Stecher: Die Lage ist relativ. Ich sage<br />
so: Es dauert länger aus früher, aber nicht so<br />
lange, wie Einzelfälle suggerieren. Derzeit sind<br />
Angebot und Nachfrage nicht mehr ausgeglichen<br />
und das führt zu Schwankungen. Generell<br />
lässt sich sagen, dass Autos bevorzugt<br />
auf Bestellung und nicht auf Lager produziert<br />
werden. Das dauerte auch früher schon drei<br />
bis sechs Monate. Prompt verfügbare Lagerware,<br />
die Autohäuser rausschleudern mussten,<br />
weil mehr Angebot als Nachfrage, sehen<br />
wir derzeit nicht mehr. Die Kundenreaktionen<br />
gehen in zwei direkt unterschiedliche<br />
Richtungen. Die einen sind sehr verständnisvoll<br />
und die anderen zeigen recht wenig oder<br />
kein Verständnis. Als Autohaus sind wir der<br />
Ansprechpartner der Kunden und müssen<br />
auch im Falle eines Lieferverzugs geradestehen.<br />
Deshalb ist es umso wichtiger, so transparent<br />
wie nur möglich zu arbeiten. Es wird<br />
in Zukunft normal sein, dass es kaum noch<br />
Neuwagen oder Vorführwagen auf Lager gibt<br />
zum Kaufen. Man entscheidet in dem Fall nur<br />
noch zwischen gebrauchten und Neuwagen,<br />
welche man sich individuell bestellen kann.<br />
Erst nach einer eingegangenen Bestellung wird<br />
produziert. Somit vermeiden wir teure Lagerkosten<br />
und einen Überschuss an Ware. ■<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie ist der Status quo in<br />
Sachen Chipkrise? Wie geht die<br />
Branche mit der Situation um?<br />
<br />
<br />
„Nur weil die Politik eine<br />
Marschrichtung vorgibt,<br />
heißt das noch lange nicht,<br />
dass die Richtung auch<br />
richtig ist.“<br />
Benedikt Kapferer,<br />
Geschäftsführung Kapferer & Kapferer<br />
Benjamin Hauser: Die Hersteller suchen<br />
neue Produzenten oder versuchen,<br />
selbst in die Produktion einzusteigen, aber<br />
bis neue Lieferketten erschlossen sind und<br />
die Lieferung für den europäischen Markt<br />
funktioniert, wird es dauern. Der größte<br />
Chiphersteller ist Taiwan. Es ist schwieri, einen<br />
anderen zu finden, auch bezogen auf die<br />
Rohstoffe. Es muss der Sinn sein, langfristig<br />
mehr Produktionen nach Europa zu holen<br />
und die Unabhängigkeit zu vergrößern, egal<br />
ob im Bereich Energie oder bei Rohstoffen.<br />
David Stecher: Recycling und synthetische<br />
Rohstoffe sind Lösungen dafür. Eine<br />
Chipkrise sehen wir derzeit nicht mehr. Es<br />
wird wieder zu Engpässen kommen, aber aktuell<br />
ist das eine beliebte Ausrede für längere<br />
Lieferzeiten.<br />
Andreas Resch: Die Investition in neue<br />
Standorte läuft bereits, nur dauert es Jahre,<br />
bis die neuen Kapazitäten aufgebaut sind.<br />
Benedikt Kapferer: Wie bereits beschrieben.<br />
Wir Händler können nur unser Bestes<br />
geben, unseren Kunden trotz der schwierigen<br />
Situation mit der bestmöglichen Lösung<br />
zur Seite zu stehen. ■<br />
Foto: Kapferer, Abdobe Stock