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ECHO Top500 2022

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TOP 500 | INTERVIEW<br />

<strong>ECHO</strong>: Weil die Generation Z angesprochen<br />

wurde, was unterscheidet die Generation<br />

Z von der Generation Y?<br />

Armin Schwarz: Die Generation Z wurde in<br />

eine Welt geboren, die sich stetig wandelt und<br />

in der viele Umbrüche stattfinden. Sie haben<br />

den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas genauso<br />

miterlebt wie den arabischen Frühling, die<br />

Flüchtlingskrise oder den Brexit. Ein weiteres<br />

bedeutsames Ereignis für die Gen Z ist die<br />

Corona-Krise. Denn viele Angehörige der<br />

Generation Z treten gerade in die Arbeitswelt<br />

ein und bekommen somit die Auswirkungen<br />

der Verschlechterung am Arbeitsmarkt direkt<br />

zu spüren. Sie sorgen sich vor allem um ihre<br />

Bildung aufgrund geschlossener Schulen und<br />

Universitäten. Inwieweit das dauerhaft Einfluss<br />

auf deren Ausbildungs- und Karriereweg haben<br />

wird, bleibt jedoch noch abzuwarten. Und nun<br />

auch noch der Krieg in der Ukraine und die<br />

damit verbundene unsichere wirtschaftliche<br />

Situation. Die Unterschiede der Generation Z<br />

und Y mögen auf den ersten Blick nicht sonderlich<br />

groß sein, aber einige Punkte gibt es<br />

doch, die sich verändert haben. Die Generation<br />

Z hat auch gelernt, dass der Optimismus<br />

der älteren Generation in der Arbeitswelt nicht<br />

immer zu Erfolg führte und dass Träume nur<br />

selten Realität werden. Während die Generation<br />

Y noch auf Work-Life-Blending setzte,<br />

also verschwimmende Grenzen zwischen Job<br />

und Beruf, trennt die Generation Z ihre Arbeit<br />

ganz klar von ihrem Privatleben, da sie großen<br />

Wert auf ihre individuellen Bedürfnisse und ihre<br />

Selbstentfaltung legt. Der Work-Life-Cut ist<br />

daher eine wichtige Voraussetzung für die eigene<br />

Zufriedenheit im Job. Mit der Generation Z<br />

wächst die erste Generation auf, die keine analoge<br />

Welt mehr kennt. Dank Smartphones ist es<br />

möglich, immer online zu sein. Die Generation<br />

Z wird deshalb auch als „Zoomers“, „Generation<br />

Always On“ bezeichnet und da sie von Anfang<br />

an im Familienleben mitbestimmen konnten,<br />

sind sie gleichzeitig jedoch auch so partizipiert<br />

und eigenständig erzogen, dass sie die Dinge<br />

deshalb gerne auch selbst in die Hand nehmen.<br />

Viktoria Moosmayr: Mit der sogenannten<br />

Generation Z betreten junge Menschen den<br />

Arbeitsmarkt, die ganz andere Werte und Erwartungen<br />

haben als ihre Vorgänger. Damit stellen<br />

sie den Personalbereich vor ganz neue Herausforderungen,<br />

aber auch vor neue Chancen<br />

und Möglichkeiten. Diese Generation bringt<br />

gänzlich andere Voraussetzungen mit in die<br />

Arbeitswelt. Schon von Kindesbeinen an sind<br />

diese jungen Menschen gewohnt, eine Flut von<br />

digitalen Informationen zu verarbeiten und für<br />

sich zu nutzen. Während auch die Angehörigen<br />

der Gen Y zum Teil schon als „Digital Natives“<br />

bezeichnet wurden, gilt dies in noch höherem<br />

Maße für die Generation Z. Sie wächst mitten<br />

in einer digitalen Welt auf. Sie ist Teil einer 24<br />

„ Nicht die Höhe des Gehalts allein und der mit<br />

der Arbeitsstelle verbundene Status sind wichtig<br />

für die Generation Z. Stattdessen stehen<br />

Selbstverwirklichung, Spaß am Beruf, gutes<br />

Arbeitsklima und passendes Arbeitsumfeld im<br />

Vordergrund.“<br />

Mario Angerer, GF conSALT<br />

Stunden vernetzten Online-Community. Und<br />

das ist sie gerne. Virtuelle Kontakte werden oft<br />

gleichwertig zu persönlichen Kontakten gepflegt.<br />

Natürlich ist nicht jeder junge Mensch,<br />

der ab dem Ende der 1990er Jahre geboren<br />

wurde, gleich gestrickt. Doch eines trifft in jedem<br />

Fall zu: Die Generation Z ist mit den Möglichkeiten<br />

einer digital vernetzten Welt groß<br />

geworden. Online-Diskussion, -Austausch und<br />

-Interaktion ist Teil des Alltags. Es wird mehr<br />

verglichen, mehr hinterfragt als in früheren Generationen.<br />

Mario Angerer: Für uns als Personalberater<br />

stellt sich natürlich immer auch die Frage, was<br />

sind die Erwartungen der Generation Z an den<br />

Berufsalltag. Die Generation Z ist geprägt durch<br />

andere Erwartungen, eine andere Weltsicht und<br />

andere Wertemuster. Sie wuchs in einem Kontext<br />

auf wie keine Generation zuvor. Die Kinder<br />

standen im Mittelpunkt, wurden in Entscheidungen,<br />

wie schon gesagt wurde, mit einbezogen,<br />

motiviert, gelobt. Das Selbstbewusstsein<br />

wurde gefördert. Diese Generation will unabhängig<br />

sein. Sie geht neugierig und offen, unter<br />

Nutzung aller technischen Möglichkeiten, auf<br />

ihr Arbeitsleben zu und strebt nach einem optimalen<br />

Mix aus Arbeitsleben und Freizeit. Aber<br />

gleichzeitig verliert der Arbeitgeber an Stellenwert.<br />

Das soll nicht bedeuten, dass die neue<br />

Generation weniger Leistungswillen zeigt. Sie<br />

muss nur anders motiviert werden. Umfragen<br />

zeigen: Nicht die Höhe des Gehalts allein und<br />

der mit der Arbeitsstelle verbundene Status sind<br />

wichtig für die Generation Z. Stattdessen stehen<br />

Selbstverwirklichung, Spaß am Beruf, gutes<br />

Arbeitsklima und passendes Arbeitsumfeld im<br />

Vordergrund.<br />

<strong>ECHO</strong>: Sind dadurch neue Strategien im Personalbereich<br />

erforderlich?<br />

Viktoria Moosmayr: Bei der Besetzung<br />

neuer Stellen verschiebt sich der Anteil der Bewerber<br />

immer mehr in Richtung der Generation<br />

Z. Deshalb ist es vor allem beim Employer<br />

Branding wichtig, die Strategien anzupassen.<br />

Bereits der Generation Y wurde eine fehlende<br />

emotionale Bindung zum Unternehmen<br />

nachgesagt. Diese Entwicklung setzt sich fort.<br />

Umso wichtiger ist es, Motivation anderweitig<br />

zu schaffen, zum Beispiel durch interessante<br />

Projekte, wechselnde Herausforderungen,<br />

gute Entwicklungsmöglichkeiten und ergebnisorientierte<br />

Führung. Für die Generation Y<br />

wurde erst spät erkannt, dass ein Umdenken in<br />

der Führung notwendig ist. Vieles hat sich erst<br />

nach und nach durchgesetzt. Flexible Arbeitszeiten,<br />

Rücksicht auf die Work-Life-Balance<br />

und leistungsorientierte Vergütung stärken die<br />

Mitarbeitermotivation und -bindung. Für die<br />

Generation Z müssen Unternehmen weiter<br />

umdenken und sich auf die „Digital Natives“<br />

einstellen. Auch wenn noch weit entfernt, so<br />

trifft dies in den nächsten Jahren auch auf Führungskräfte<br />

und Karriereversprechen zu.<br />

Mario Angerer: Aber auch zur Ansprache<br />

der Generation Z sind Maßnahmen notwendig.<br />

Dabei probieren wir viele spannende Wege<br />

aus. Sei es nun die Bewerbung via WhatsApp,<br />

Influencer Marketing, digitale Events oder<br />

Personalkampagnen über Snapchat. Die Möglichkeiten<br />

sind in der aktuellen Zeit scheinbar<br />

unbegrenzt. Dabei gilt es jedoch zu verstehen,<br />

dass nicht alle Maßnahmen wirklich sinnvoll<br />

sind. So gibt es viele toll aussehende Projekte,<br />

welche an der Lebenswelt der Zielgruppe vorbei<br />

konzipiert wurden. Oft versuchen wir auch<br />

eine Vermischung zwischen neuen Technologien<br />

und bekannten Auswahlprozessen. Wirk-<br />

148<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 500 UNTERNEHMEN <strong>2022</strong>

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