PDF / 53,9 MB - Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft
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Bericht des Instituts <strong>für</strong> Ländliche Räume (LR)<br />
stischen Indikatoren zur Messung von Innovationen <strong>und</strong> die<br />
fehlende regionale Repräsentativität von groß angelegten Unternehmensbefragungen<br />
sein. Im vorliegenden Projekt wird die<br />
Innovationskraft der ländlichen Wirtschaft anhand geeigneter<br />
theoretischer Konzepte <strong>und</strong> methodischer Ansätze abgeschätzt.<br />
Quelle: Eigene Darstellung auf Gr<strong>und</strong>lage ZEW 2008 <strong>und</strong> Unternehmenspanel<br />
der Forschungsdatenzentren des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder (FDZ). B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong><br />
Kartographie <strong>und</strong> Geodäsie, Verwaltungsgrenzen 2007.<br />
14<br />
Abb. 3: RegionalerBrancheninnovationsindex<br />
<strong>für</strong> die Jahre<br />
2001 bis 2005<br />
auf Landkreisebene<br />
– Regional<br />
Industry<br />
Innovation Index<br />
for 2001 to<br />
2005 on district<br />
level<br />
Das Projekt hat 2010 mit einer Literaturrecherche <strong>und</strong> ersten sek<strong>und</strong>ärstatistischen<br />
Auswertungen begonnen. Dabei wurde u. a.<br />
die räumliche Verteilung häufig genutzter Indikatoren <strong>für</strong> Innovationsfähigkeit<br />
verglichen. Mithilfe der Ergebnisse der Gemeinsamen<br />
Europäischen Innovationserhebung (CIS) des Zentrums <strong>für</strong><br />
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) <strong>und</strong> des Unternehmenspanels<br />
der Forschungsdatenzentren des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder<br />
(FDZ) wurde ein regionaler Branchen-Innovations-Index gebildet,<br />
der die vom ZEW empirisch erhobene Innovationsneigung der<br />
Branchen auf die Branchenstruktur in den Landkreisen überträgt<br />
(Abb. 3). Anders als insbesondere die Patentdichte zeigt diese<br />
Verteilung innovativer Branchen im Raum kein ausgeprägtes<br />
Nord-Süd-Gefälle. Stadtkreisen <strong>und</strong> Agglomerationen kommen<br />
in dieser absoluten Betrachtung eine dominierende Rolle zu.<br />
Die empirischen Bef<strong>und</strong>e anderer Autoren <strong>und</strong> eigene differenziertere<br />
Berechnungen geben allerdings Hinweise darauf, dass<br />
auch ländliche Räume komparative Vorteile aufweisen. Hier sind<br />
vor allem Betriebe, die in ihrer Innovationstätigkeit auf formale<br />
Kooperationen zum Beispiel in organisierten Netzwerken setzen,<br />
angesiedelt. Zum Teil konnte <strong>für</strong> ländliche Räume eine relativ höhere<br />
Aktivität innovativer Unternehmen bei Prozessinnovationen<br />
oder bei der Einführung von Marktneuheiten nachgewiesen wer-<br />
den. Trotz des starken positiven Einflusses von Agglomerationseffekten<br />
auf die räumliche Verteilung von Betrieben innovativer<br />
Branchen haben Unternehmen in ländlichen Räumen offenbar<br />
strategische Möglichkeiten, um Standortnachteile auszugleichen<br />
<strong>und</strong> potenzielle Vorteile der geringen Unternehmensdichte zu<br />
nutzen. Um zu diesen Strategien <strong>und</strong> ihrer räumlichen Bedeutung<br />
mehr zu erfahren, sind regionale Fallstudien <strong>und</strong> Befragungen<br />
in spezifischen Branchen geplant. Die Ergebnisse sollen<br />
helfen, Politiken zur Förderung der Innovationstätigkeit besser<br />
auf die besonderen Herausforderungen ländlicher Räume zuzuschneiden.<br />
3.3 Ausprägungen der Nebenerwerbslandwirtschaft in<br />
Deutschland im regionalen Kontext – Characteristics of parttime<br />
farming in Germany within a regional context<br />
Klaus Klare, Marion Pitsch, Andreas Tietz<br />
Mehr als die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe in<br />
Deutschland sind Nebenerwerbsbetriebe. Das Projekt untersucht<br />
die regionale Bedeutung <strong>und</strong> Entwicklung dieser zahlenmäßig<br />
starken, in der aktuellen Literatur aber kaum behandelten Betriebsformen.<br />
Für die Untersuchung werden Paneldaten aus den<br />
Agrarstrukturerhebungen 1999 bis 2007 genutzt, die eine dynamische<br />
Analyse der Entwicklungen auf Betriebsebene über drei<br />
Zeitpunkte ermöglichen.<br />
In einer Stabilitätsanalyse wurden identische Betriebe nach ihrer<br />
Gruppenzugehörigkeit in den Jahren 1999 <strong>und</strong> 2007 verfolgt.<br />
Dabei zeigte sich, dass pro Jahr im Durchschnitt 1,8 % aller<br />
Haupterwerbsbetriebe aufgegeben wurden, aber 4,7 % aller<br />
Nebenerwerbsbetriebe. Jährlich wechselten 2,1 % der 1999 im<br />
Haupterwerb geführten Betriebe bis 2007 in den Nebenerwerb,<br />
umgekehrt wechselten pro Jahr 1,0 % der 1999 im Nebenerwerb<br />
geführten Betriebe in den Haupterwerb.<br />
Die Verlaufsanalyse bestätigt, dass sich die Nebenerwerbslandwirtschaft<br />
tatsächlich – zumindest b<strong>und</strong>esweit – in einem „Fließgleichgewicht“<br />
befindet, ihr hoher Anteil sich also dadurch stabil<br />
hält, dass ausscheidende Betriebe durch ehemalige Haupterwerbsbetriebe<br />
„ersetzt“ werden. Weitere Analysen nach betriebsstrukturellen<br />
<strong>und</strong> sozioökonomischen Faktoren zeigen zudem, dass<br />
• die meisten Betriebsaufgaben zwischen 1999 <strong>und</strong> 2007 bei<br />
Nebenerwerbsbetrieben ohne gesicherten Nachfolger zu<br />
verzeichnen sind, <strong>und</strong> die Aufgabenhäufigkeit mit zunehmendem<br />
Alter des Betriebsinhabers steigt,<br />
• Stabilität <strong>und</strong> Typstabilität stark von der Produktionskapazität<br />
des Betriebes abhängen <strong>und</strong> mit steigender Betriebsgröße<br />
zunehmen,<br />
• die Häufigkeit des Wechsels vom Haupt- in den Nebenerwerb<br />
in der Altersgruppe der 45 bis 55-Jährigen am geringsten<br />
ist.<br />
Neben den „Wechslern“ aus dem Haupterwerb <strong>und</strong> potenziellen<br />
„Aufgebern“ gibt es eine bedeutende Gruppe an Nebenerwerbsbetrieben<br />
mit jungen Inhabern, die aufgr<strong>und</strong> der<br />
Betriebsstruktur <strong>und</strong> -größe eine hohe Typstabilität erwarten<br />
lassen. Alle Ergebnisse des Projektes werden in dem 2011 erscheinenden<br />
Arbeitsbericht dargestellt.