PDF / 53,9 MB - Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft
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Bericht des Instituts <strong>für</strong> Agrarrelevante Klimaforschung (AK)<br />
Quellen sind Feuchtgebiete, in denen CH 4 im Zuge der anaeroben<br />
Zersetzung organischer Substanz gebildet wird. Ungeklärt<br />
ist die Ursache <strong>für</strong> die erhöhten CH 4 -Konzentrationen, die über<br />
dem tropischen Regenwald Südamerikas gemessen wurden, da<br />
die meisten Böden dieser Region Senken <strong>für</strong> atmosphärisches<br />
Methan darstellen.<br />
40<br />
Abb. 1: Trichter-<br />
Bromelien im<br />
Bergregenwald im<br />
Süden Ecuadors –<br />
Tank bromeliads in<br />
the tropical montane<br />
forest in South<br />
Ecuador<br />
Unter Mitwirkung von vTI-AK wurde eine neue CH 4 -Quelle in<br />
den tropischen Wäldern identifiziert <strong>und</strong> nachgewiesen, dass<br />
Bromelien, die dort in großer Zahl in den Baumkronen, auf Ästen<br />
<strong>und</strong> an Stämmen der Bäume wachsen (Abb. 1), Methan<br />
emittieren. Viele dieser tropischen Epiphyten, die zu den Ananasgewächsen<br />
gehören, fangen durch ihre trichterförmige<br />
Wuchsform Regenwasser <strong>und</strong> abfallende Streu in Ihren Blattkelchen<br />
auf. Dadurch entsteht in den Trichtern der Bromelien<br />
ein einzigartiges Feuchtbiotop, das Heimat <strong>für</strong> zahlreiche Amphibien,<br />
Insekten <strong>und</strong> Mikroorganismen ist. Aus diesem Biotop<br />
versorgt sich die Pflanze mit Nährstoffen <strong>und</strong> Wasser. Bei der<br />
Zersetzung der aufgefangenen Streu entsteht in diesen bodenfernen<br />
kleinen Feuchtsystemen das Treibhausgas Methan. Alle<br />
untersuchten Trichter-Bromelien, in denen sich Regenwasser<br />
sammelte, setzten Methan frei. Die Höhe der CH 4 -Emission stieg<br />
mit der Größe der Pflanze (Durchmesser) <strong>und</strong> ihrer Fähigkeit,<br />
Wasser <strong>und</strong> abfallende Streu aufzufangen an (Abb. 2). Diese<br />
pflanzlichen Feuchtbiotope, <strong>für</strong> die in der Veröffentlichung der<br />
Begriff „canopy wetlands“ geprägt wurde, beherbergen eine<br />
Vielzahl CH 4 -bildender Archaeen. Mittels Gaswechselmessungen<br />
an einzelnen Blättern <strong>und</strong> 13 CH 4 -Markierungsversuchen konnte<br />
gezeigt werden, dass das gebildete CH 4 überwiegend über die<br />
Blätter der Bromelien an die Atmosphäre freigesetzt wird. Im<br />
Untersuchungsgebiet wuchsen r<strong>und</strong> 25500 ± 7000 Trichter-Bromelien<br />
pro Hektar. Die daraus abgeleitete CH 4 -Emission (3,6 g<br />
CH 4 pro Hektar <strong>und</strong> Tag) war größer als die Aufnahme von atmosphärischem<br />
CH 4 durch die Böden (3,1 g CH 4 pro Hektar <strong>und</strong><br />
Tag) im Untersuchungsgebiet.<br />
In der Studie wurde erstmals die große Bedeutung der Trichter-<br />
Bromelien <strong>für</strong> die CH 4 -Dynamik eines tropischen Waldökosystems<br />
beschrieben <strong>und</strong> quantifiziert. Neben den Bromelien gibt<br />
es in tropischen Wäldern noch eine Vielzahl anderer Pflanzen,<br />
die ebenfalls in der Lage sind, kleine Feuchtbiotope zu bilden.<br />
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine Neubewertung der<br />
CH 4 -Dynamik in tropischen Wäldern unter Berücksichtigung der<br />
pflanzlichen „canopy wetlands“ erforderlich ist. Die CH 4 -Emissionen<br />
aus diesen Systemen könnten die Ursache da<strong>für</strong> sein, dass<br />
über den tropischen Regenwäldern Latein-Amerikas erhöhte<br />
Methankonzentrationen gemessen werden, <strong>für</strong> die es bisher<br />
keine Erklärung gab. Die neuen Erkenntnisse tragen dazu bei,<br />
die Vorhersagen über zukünftige Veränderungen der natürlichen<br />
Methanemissionen <strong>und</strong> damit auch über die globale Erderwärmung<br />
zu präzisieren.<br />
-1<br />
CH4-Emission [µg CH4 h ]<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Typ I<br />
Typ II<br />
Typ III<br />
20 40 60 80 100 120 140<br />
Durchmesser des Kelches [cm]<br />
Abb. 2: Methanemission unterschiedlicher Bromelienarten in Abhängigkeit<br />
der Pflanzengröße (Kelchdurchmesser) – Methane emissions<br />
from different types of bromeliad in relation to bromeliad<br />
tank diameter<br />
1.2 GHG-Europe: EU-Projekt zur Treibhausgas-Bilanz Europas<br />
– EU project on the greenhouse gas balance of Europe<br />
Barbara Michel, Axel Don, Christopher Poeplau, Annette Freibauer<br />
Europa ist Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Die EU hat sich das<br />
ehrgeizige Ziel gesetzt, die europäischen Treibhausgasemissionen<br />
bis zum Jahr 2020 um 20 % (gegenüber 1990) zu reduzieren.<br />
Im Rahmen des Forschungsprojekts GHG-Europe soll erstmals<br />
in einem europäischen Kooperationsprojekt eine Treibhausgasbilanz<br />
<strong>für</strong> Europa erstellt werden, die die drei wichtigsten Treibhausgase<br />
CO 2 , N 2 O <strong>und</strong> CH 4 berücksichtigt. Zusätzlich geht das<br />
Projekt neue Wege, indem der Fokus auf die Unterscheidung<br />
von anthropogenen <strong>und</strong> biologischen Einflussfaktoren auf die<br />
Treibhausgasbilanz gerichtet ist. Nur so kann der Einfluss der<br />
Landnutzung oder des Landmanagements auf die Emission von<br />
Treibhausgasen bestimmt <strong>und</strong> das Potenzial der Land- <strong>und</strong> <strong>Forst</strong>wirtschaft<br />
<strong>für</strong> den Klimaschutz eingeschätzt werden.<br />
GHG-Europe wird von Januar 2010 bis Juni 2013 mit insgesamt<br />
6,7 Mio. Euro von der Europäischen Kommission gefördert. vTI-<br />
AK koordiniert das Projektkonsortium mit insgesamt 41 Partnern<br />
aus 15 europäischen Ländern <strong>und</strong> arbeitet federführend zu den<br />
Themenkomplexen Landnutzungsänderungen, Bodenkohlenstoff<br />
<strong>und</strong> Modellierung von Lachgasemissionen (Abb. 3).<br />
Landnutzungsänderungen können sowohl positive als auch negative<br />
Klimaeffekte haben. Ein wesentlicher <strong>und</strong> bisher ungenügend<br />
beachteter Faktor ist die im Boden als Humus gespeicher-