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PDF / 53,9 MB - Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft

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1.2 Erprobung eines Waldbrandfrühwarnsystems (INPRI-<br />

WA) im Labor <strong>und</strong> Wald – Testing of a forest fire early warning<br />

system (INPRIWA) in laboratory and forest<br />

Jürgen Müller, Jan Eric Bienge<br />

Der laufende Klimawandel erhöht neben dem Trockenheitsrisiko<br />

auch die Waldbrandgefahr insbesondere <strong>für</strong> die weit verbreiteten<br />

Kiefernforste auf Sandstandorten im norddeutschen Tiefland.<br />

Das Projekt „Innovatives Pre-Inflammation Waldbrandsystem<br />

(INPRIWA)“ leistet einen innovativen Beitrag zur Entwicklung<br />

eines Waldbrandfrühwarnsystems auf der Basis von Sensorsystemen.<br />

Es ist Teil des Förderprogramms „Zentrales Innovationsprogramm<br />

Mittelstand (ZIM)“ <strong>und</strong> wird vom B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong><br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie (BMWi) gefördert.<br />

Ziel des Teilprojektes am vTI-Institut <strong>für</strong> Waldökologie <strong>und</strong> Waldinventuren<br />

ist die Erprobung eines Wasserstoff-Sensors, mit dem<br />

ein Waldbrand bereits vor der offenen Entflammung erfasst<br />

werden kann. Dabei soll die Reaktionszeit, d. h. der Zeitraum<br />

zwischen der Erkennung des Brandes <strong>und</strong> der Bekämpfung,<br />

deutlich reduziert werden. Dazu ist die Erfassung der hydrometeorologischen<br />

Bedingungen <strong>und</strong> die Erprobung des Sensors<br />

in unterschiedlichen Waldbeständen erforderlich.<br />

Bei allen auftretenden Waldbränden zündet zuerst die Bodenstreu<br />

bzw. Bodenvegetation. Entwicklung, Art <strong>und</strong> Intensität des<br />

Brandes werden weiterhin von der Baumart <strong>und</strong> dem Bestandesaufbau<br />

beeinflusst. Ausschlaggebend <strong>für</strong> die Brandgefährdung<br />

der Wälder sind im Wesentlichen der Standort <strong>und</strong> die Bestockung.<br />

Spontane<br />

Störung<br />

Alter<br />

kausale<br />

Störung<br />

Windwurf <strong>und</strong> Schneebruch<br />

Eisbruch<br />

Bereich besonderer Gefährdung<br />

10 20 30 40 50 60 70 80 90+ 100 Jahre<br />

Rüsselkäfer<br />

(Hylobius)<br />

Rinden- <strong>und</strong> holzbrütende Käfer<br />

Schütte<br />

Waldgärtner<br />

Triebfraß<br />

Nadelfresser<br />

(Eule, Spanner, Nonne, Blattwespen)<br />

Spinner<br />

Kiefernschwamm<br />

Waldbrand<br />

Kienzopf<br />

Stockfäule<br />

Eichensukzession<br />

Abb. 3: Darstellung der Waldbrandgefahr in Kiefernbeständen<br />

nach Otto 1994 – Forest fire danger in Scots pine stand according<br />

to Otto 1994<br />

Für die Bewertung der waldstrukturellen Differenzierungen<br />

in Brandenburg/Berlin wurde auf Datenmaterial der B<strong>und</strong>eswaldinventur²<br />

<strong>und</strong> dem Datenspeicher Wald (Stand 2007)<br />

zurückgegriffen. Die sich aus den gegebenen Waldstrukturen<br />

ableitenden Bewertungen hinsichtlich der Waldbrandgefahr<br />

<strong>für</strong> Brandenburg <strong>und</strong> Berlin sind ausschlaggebend<br />

<strong>für</strong> die Auswahl <strong>und</strong> Einrichtung der Versuchsflächen. Für<br />

die durchzuführenden Sensortests ist die Bewertung der<br />

sich differenzierenden Waldstrukturen notwendig. In Berlin<br />

<strong>und</strong> Brandenburg wachsen überwiegend junge <strong>und</strong> mittel-<br />

Bericht des Instituts <strong>für</strong> Waldökologie <strong>und</strong> Waldinventuren (WOI)<br />

alte Kiefernbestände bis zu einem Alter von 80 Jahren auf über<br />

70 % der Waldfläche. Diese Kiefernbestände bilden somit den<br />

Untersuchungsschwerpunkt <strong>für</strong> die Bewertung des Waldbrandgefährdungspotenzials<br />

(Abb. 3).<br />

Nach Auswertung der Altersklassenverteilung der Kiefernbestände<br />

wurden folgende Versuchsflächen im Eberswalder Stadtwald<br />

ausgewählt.<br />

1. Kiefernaltbestand 100 Jahre<br />

2. Kiefernbestand 67 Jahre<br />

3. Kiefernjungbestand 24 Jahre<br />

Auf den Versuchsflächen wurden meteorologische Messstationen<br />

aufgestellt. Gemessen wurde die Windgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> Windrichtung in 20 cm <strong>und</strong> 2 m Höhe. Um die Gesamtheit<br />

der meteorologischen Bedingungen im Bestand bewerten zu<br />

können, wurden zusätzlich Niederschlags-, Temperatur-, Luftfeuchtigkeits-<br />

<strong>und</strong> Globalstrahlungssensoren installiert (Abb. 4).<br />

Abb. 4: Kiefernaltbestand<br />

(oben),<br />

Kiefernjungbestand<br />

(unten) – Old pine<br />

stand (on the top),<br />

young pine stand<br />

(bottom up)<br />

In Abb. 5 ist die Differenzierung der Windgeschwindigkeit<br />

(Durchschnittswerte der stündlich aufgezeichneten Daten) in<br />

2 m Höhe vom 23.05. bis 23.06.2010 beispielhaft dargestellt.<br />

Es zeigt sich, dass im Kiefernaltbestand deutlich höhere durchschnittliche<br />

Windgeschwindigkeiten von 1,79 m/s erreicht werden<br />

als mit 0,62 m/s im Kiefernjungbestand. Dies hat Einfluss<br />

auf die Verdunstung <strong>und</strong> die Austrocknung im Bereich des<br />

Oberbodens. Zusätzlich ist erkennbar, dass die Windspitzen im<br />

Kiefernjungbestand nicht so stark ausgebildet sind wie im Kiefernaltbestand.<br />

Durch böige Windsituationen kam es zu Windgeschwindigkeitsmaxima<br />

von 2,13 m/s im Kiefernjungbestand<br />

<strong>und</strong> 4,78 m/s im Kiefernaltbestand.<br />

Die unterschiedlichen Windstärken in den Beständen können die<br />

Konzentrationsverteilung des Wasserstoffes <strong>und</strong> somit die räumliche<br />

Verteilung der Sensoren im Bestand maßgeblich beeinflussen.<br />

Die Waldstrukturen sind verantwortlich <strong>für</strong> die hydro-meteorologischen<br />

Bedingungen in den Waldbeständen <strong>und</strong> damit<br />

das Waldbrandgefährdungspotenzial. Art <strong>und</strong> Deckungsgrade<br />

der Bodenvegetation in Kombination mit der Streufeuchte sind<br />

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