PDF / 53,9 MB - Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft
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Volatilität sinnvoll. Dieses Maß erlaubt eine relativ einfache <strong>und</strong><br />
schnelle Berechnung sowie einen direkten Vergleich der Volatilität<br />
von Preisen unterschiedlicher Produkte.<br />
Technisch basiert die historische Volatilität auf der Berechnung<br />
der Standardabweichung von Preisrenditen. Preisrenditen entsprechen<br />
der Differenz der logarithmierten Preise <strong>und</strong> geben<br />
die prozentuale Abweichung der Preise eines Zeitpunktes t zum<br />
Preis der Vorperiode t-1 an.<br />
Anhand von Zeitreihen, die teilweise in die 70er Jahre des vergangenen<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts zurückreichen, wurde die Entwicklung<br />
der Preisvolatilität auf deutschen Agrarmärkten untersucht <strong>und</strong><br />
ihre Änderung im Zeitverlauf anhand von Signifikanztests überprüft.<br />
Es wurde dabei nach Unterschieden in der Ausprägung<br />
der Preisvolatilität auf den deutschen Agrarmärkten in den Zeitabschnitten<br />
1970 bis 1986, 1987 bis 1999, 2000 bis 2009 gesucht.<br />
Preise DM/t bzw. €/t<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Weizen DM/t<br />
Weizen €/t<br />
hist. Volatilität in %<br />
0<br />
0<br />
Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan Jan<br />
70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10<br />
Abb. 4: Weizen: Nominale Erzeugerpreise <strong>und</strong> historische Volatilität<br />
in Deutschland, 1970 bis 2010 – Wheat: Nominal prices and historical<br />
volatility in Germany, 1970 to 2010<br />
Es konnte zusammenfassend festgestellt werden, dass die Preisvolatilität<br />
auf den Agrarmärkten in Deutschland zugenommen<br />
hat (vgl. Abb. 4; grüne Linie). Dies ist bedeutsam, weil die Entwicklung<br />
auf den Weltmärkten anders verlaufen ist. Hier sinken<br />
bis auf wenige Ausnahmen die Volatilitäten, trotz der Preisturbulenzen<br />
auf den internationalen Rohstoffmärkten 2007 bis 2008.<br />
Diese divergierenden Entwicklungen sind dennoch nachvollziehbar,<br />
da Deutschland als Mitglied der EU in den letzten Jahren an<br />
dem anhaltenden Reformprozess der GAP teilgenommen hat,<br />
deren letztliches Ziel es ist, die Märkte der EU dem Weltmarkt<br />
zu öffnen. Diese zunehmende Integration führt dazu, dass die<br />
vormals vom Weltmarkt durch ein komplexes System von Maßnahmen<br />
abgeschotteten <strong>und</strong> wenig volatilen Agrarmärkte der<br />
EU verstärkt Preisimpulse aus den Weltmärkten aufnehmen.<br />
Ist die Volatilität der Preise ein Problem? Die Antwort hängt einfach<br />
von der ökonomischen Verw<strong>und</strong>barkeit des Betroffenen ab<br />
<strong>und</strong> je nachdem zeigt sich die rasante Entwicklung von Preisen<br />
als mehr oder weniger beunruhigend. Die steigenden Preise kamen<br />
den Erzeugern (sofern nicht von fulminanten Ertragsausfällen<br />
betroffen) aufgr<strong>und</strong> der Erlösverbesserung zugute. Für die<br />
Verarbeiter <strong>und</strong> Verbraucher dagegen wurde dies als Verteuerung<br />
wahrgenommen, wobei hier erhebliche Unterschiede in<br />
der Betroffenheit zu verzeichnen sind. In Ländern wie den EU-<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
hist. Volatilität in %<br />
Bericht des Instituts <strong>für</strong> Marktanalyse <strong>und</strong> Agrarhandelspolitik (MA)<br />
Mitgliedstaaten, in denen die Bevölkerung hohe Einkommen hat<br />
<strong>und</strong> die Ausgabenanteile <strong>für</strong> Lebensmittel nicht sehr hoch sind,<br />
bzw. wo der Anteil von Dienstleistungen an der Bereitstellung<br />
von Lebensmitteln hoch ist, hat ein Preisanstieg der Rohstoffe<br />
eine nur untergeordnete Bedeutung. Für Verbraucher mit geringen<br />
Einkommen, wie in vielen Ländern Afrikas <strong>und</strong> Süd-Ostasiens<br />
der Fall, sind die Anteile des Einkommens <strong>für</strong> den Erwerb<br />
von Gr<strong>und</strong>nahrungsmitteln hoch. Hier haben heftige Preisanstiege<br />
gravierende Auswirkungen auf die Einkommenssituation,<br />
die bis hin zur Beeinträchtigung der Ernährungssituation führen<br />
können. Preisrückgänge stellen <strong>für</strong> Verbraucher eine Entlastung<br />
dar, können allerdings, wie oben angesprochen, <strong>für</strong> Unternehmen<br />
ohne angemessenes Risikomanagement zu einer existenziellen<br />
Bedrohung werden.<br />
Gegenwärtig wird ein umfangreicher Katalog von staatlichen <strong>und</strong><br />
privatwirtschaftlichen Maßnahmen, die zur Eingrenzung von negativen<br />
Auswirkungen von Preisänderungen eingesetzt werden<br />
können, kontrovers diskutiert. Für deutsche Marktteilnehmer<br />
sind Maßnahmen von Bedeutung, die das Einkommensrisiko aus<br />
der erhöhten Preisvolatilität soweit möglich reduzieren. Neben<br />
der Möglichkeit mit Hilfe von Lagerhaltung in die Lage versetzt<br />
zu sein, günstige Marktsituationen abwarten zu können, um auf<br />
dem physischen Markt aktiv zu werden, bieten sich dem landwirtschaftlichen<br />
Unternehmer auf privatwirtschaftlicher Ebene<br />
verschiedene Formen von Vorkontrakten <strong>und</strong> die Instrumente an<br />
den Warenterminbörsen an. Futures <strong>und</strong> Optionen auf Futures<br />
bieten dem Erzeuger gr<strong>und</strong>sätzlich die beste Möglichkeit, sich<br />
gegen ungünstige Preisentwicklungen abzusichern. Es besteht<br />
Spielraum, die Anwendung solcher Instrumente zu verbessern,<br />
wenn verstärkt entsprechend kreative vertragliche Arrangements<br />
umgesetzt werden. Nicht nur zur Minimierung des Preisrisikos<br />
<strong>für</strong> Anbieter sind Instrumente der Warenterminbörsen eine<br />
Option. Auch <strong>für</strong> Nachfrager wie Händler in Entwicklungsländern,<br />
die Importeure von Gr<strong>und</strong>nahrungsmitteln sind, bieten<br />
sich gr<strong>und</strong>sätzlich Warenterminbörsen zur Absicherung gegen<br />
unerwünschte Preisänderungen an. In Zeiten abnehmender politischer<br />
Interferenz auf den Agrarmärkten sind leichter Zugang,<br />
hohe Transparenz <strong>und</strong> verlässliche Marktinformationen wünschenswerte<br />
Rahmenbedingungen, damit Warenterminbörsen<br />
den regionalen <strong>und</strong> globalen Bedarf von Anbietern <strong>und</strong> Nachfragern<br />
nach Risikoabsicherung optimal entsprechen können.<br />
2.2 Unterschiede in den Auszahlungspreisen von Molkereien<br />
- nicht nur eine Frage der Unternehmensform – Differences<br />
in prices paid by dairies - not only a question of type of<br />
company<br />
Heinz Wendt, Sascha A. Weber<br />
Seit der Hochpreisphase 2007/2008 <strong>und</strong> dem darauf folgenden<br />
starken Rückgang der Preise <strong>für</strong> Milch <strong>und</strong> Milchprodukte erfahren<br />
die Wettbewerbsverhältnisse <strong>und</strong> insbesondere die Preisbildungsprozesse<br />
eine verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit.<br />
Dabei wird die Wertschöpfungskette, angefangen beim Milcherzeuger<br />
über die Molkereien bis zum Lebensmitteleinzelhandel<br />
(LEH), meist in zwei Stufen unterteilt. Zum einen werden die Vor-<br />
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