PDF / 53,9 MB - Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft
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Bericht des Instituts <strong>für</strong> Seefischerei (SF)<br />
Workshop vor, den das Institut <strong>für</strong> Seefischerei ausrichtete.<br />
Das Projekt COEXIST begleitet eine Phase starker Veränderungen<br />
in der Nordsee: Die Strategie der B<strong>und</strong>esregierung zum Ausbau<br />
der Offshore-Windenergie in der deutschen AWZ macht sich<br />
in der vermehrten Beantragung von Baugenehmigungen <strong>für</strong><br />
Windparks bemerkbar – ein Teil ist bereits genehmigt, die ersten<br />
Anlagen sind schon in Betrieb. Die “Natura 2000”-Gebiete in<br />
Deutschland <strong>und</strong> den Niederlanden sind ausgewiesen, <strong>und</strong> der-<br />
zeit werden Vorschläge <strong>für</strong> Managementmaßnahmen entwickelt,<br />
sowie Konsultationen mit Interessenvertretern durchgeführt.<br />
Das Institut <strong>für</strong> Seefischerei koordiniert innerhalb von COEXIST<br />
eine trilaterale Fallstudie in der Nordsee: In den Seegebieten Dä-<br />
nemarks, Deutschlands <strong>und</strong> der Niederlande werden die aktu-<br />
ellen oder geplanten Aktivitäten <strong>und</strong> Raumansprüche nicht nur<br />
zwischen Fischerei <strong>und</strong> Aquakultur, sondern auch zwischen an-<br />
deren ökonomisch wichtigen Sektoren bewertet, um Aufschluss<br />
über mögliche Konflikte oder aber Chancen durch eine sinnvolle<br />
integrierende Planung zu geben. Beiträge der niederländischen<br />
Partner konzentrieren sich primär auf die Interaktionen mit der<br />
Miesmuschelzucht <strong>und</strong> der Saatmuschelfischerei, die vor allem<br />
im westlichen Bereich des Seegebiets von Bedeutung sind. Das<br />
Hauptinteresse der dänischen Partner, unterstützt durch das Insti<br />
tut <strong>für</strong> Seefischerei, richtet sich auf die Möglichkeiten zur Co-Nutzung<br />
von Windparkgebieten <strong>für</strong> die Aufzucht von Muscheln oder<br />
von Hummern. Das Institut <strong>für</strong> Seefischerei untersucht hauptverantwortlich<br />
die Wechselwirkungen verschiedener Nutzungsformen<br />
marinen Raums <strong>und</strong> setzt dabei folgende Schwerpunkte:<br />
Im ersten Schritt werden der aktuellen Raumnutzung <strong>und</strong> möglichen<br />
zukünftigen Verteilungsmustern der Fischerei auf Garnelen<br />
(Nordseekrabben) <strong>und</strong> der gemischten Plattfischfischerei die<br />
Ansprüche anderer Sektoren im Seegebiet gegenübergestellt.<br />
Dies sind nicht nur der Betrieb von Windparks oder die Entnahme<br />
von Sand <strong>und</strong> Kies <strong>für</strong> den Küstenschutz, sondern auch<br />
die Managementpläne zum Zweck des Naturschutzes. Natura<br />
2000-Gebiete liegen sowohl in der AWZ wie auch im Küstenmeer<br />
der drei Nationen. Individuell existieren zusätzliche Vorschriften,<br />
in Deutschland etwa durch den Nationalpark oder das<br />
Weltnaturerbe Wattenmeer. Verschiedene Fischereien werden<br />
durch die anstehenden Veränderungen unterschiedlich betroffen<br />
sein, wie Konfliktanalysen des vTI zeigen (Abb. 7).<br />
Das SF untersucht darüber hinaus die räumlich-zeitliche Dynamik<br />
der Krabbenfischerei in Relation zur Dynamik der Ressource<br />
„Krabbe“. Das Prozessverständnis ist notwendig, um abschätzen<br />
zu können, wie weit <strong>und</strong> wohin eine Verlagerung von Fischereiaktivitäten<br />
möglich ist, wenn Teile des heute genutzten<br />
Gebiets durch andere Raumansprüche verloren gingen. Eine<br />
Promotionsarbeit, deren Betreuung in Kooperation mit der Universität<br />
Hamburg stattfindet, wird sich bisher nicht untersuchten<br />
räumlichen Aspekten der Garnelenfischerei widmen. Dazu ist<br />
neuer Kenntnisgewinn zum Lebenszyklus der Krabben wie zu<br />
ihrem Verhalten <strong>und</strong> Habitatansprüchen ebenso notwendig wie<br />
zu den ökonomischen Zwängen der Fischerei.<br />
Die Analyse der Flottenökonomie ist essenziell <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
von Szenarien <strong>für</strong> die Küstenfischereien auf Garnelen,<br />
Scholle <strong>und</strong> Seezunge. Solche Szenarien beinhalten die Verlage-<br />
84<br />
DEU Krabbenfischerei 2008<br />
Aufwand (St<strong>und</strong>en)<br />
0 - 10<br />
11 - 100<br />
101 - 200<br />
201 - 500<br />
> 500<br />
AWZ-Grenze<br />
Windpark Status<br />
geplant<br />
in Bau<br />
genehmigt<br />
in Betrieb<br />
abgelehnt<br />
Natura 2000<br />
Vogelschutzrichtlinie AWZ<br />
FFH AWZ<br />
FFH Küstengewässer<br />
NLD gem. Plattfischfischerei 2008<br />
Aufwand (St<strong>und</strong>en)<br />
0 - 10<br />
11 - 100<br />
101 - 200<br />
201 - 500<br />
>500<br />
AWZ-Grenze<br />
Windpark Status<br />
geplant<br />
in Bau<br />
genehmigt<br />
in Betrieb<br />
abgelehnt<br />
Natura 2000<br />
Vogelschutzrichtlinie AWZ<br />
FFH AWZ<br />
FFH Küstengewässer<br />
0 10 20 40 km<br />
0 10 20 40 km<br />
Abb. 7: Oben: Krabbenfischerei im küstennahen Bereich <strong>und</strong> damit<br />
räumlich überlagerte Elemente des Raumplans (insbes. Natura<br />
2000-Gebiete). Unten: Plattfischfischerei <strong>und</strong> Antragsgebiete <strong>für</strong><br />
Windparks. –Upper panel: Brown shrimp fishery in coast near areas<br />
overlaying the marine spatial plan of that area. Lower panel: Flatfish<br />
fisheries in relation to wind farm and Natura 2000 areas.<br />
rungen von Flottenaktivitäten, die durch gesetzliche Regelungen<br />
<strong>und</strong> durch wirtschaftliche Notwendigkeiten hervorgerufen werden.<br />
Zusätzlich beeinflusst werden die Szenarien durch Faktoren<br />
wie die Entwicklung der Dieselpreise oder der Marktpreise <strong>für</strong><br />
die Zielarten. Analysen der Auswirkungen geänderter Fangraten<br />
in Ausweichgebieten <strong>und</strong> veränderte Dampfstrecken auf<br />
die Flotten sind wichtige Bausteine <strong>und</strong> können zu Empfehlungen<br />
zum Wechsel auf alternative Zielarten oder Fischereimethoden<br />
führen. Darauf folgen können gegebenenfalls Änderungen<br />
in den Investitionsstrategien der Fischereibetriebe <strong>und</strong> in<br />
der technischen Struktur der Flotten. Diese ökonomischen Analysen<br />
zeigen potenzielle Verschiebungen in der Kostenstruktur<br />
<strong>und</strong> der Bruttowertschöpfung der Flotten <strong>und</strong> ermöglichen eine<br />
umfassendere Beurteilung von räumlichen Managementmaßnahmen<br />
auf den Fischereisektor. Ein viertes Element der vTI-Forschung<br />
in COEXIST widmet sich der Aufgabe, methodische Anleitung<br />
<strong>für</strong> Entscheidungsprozesse in der marinen Raumplanung<br />
zu entwickeln. Hier<strong>für</strong> wird Wissen über Systemkomponenten<br />
<strong>und</strong> steuernde Prozesse verknüpft, um Risiken verschiedener<br />
Optionen im Management bewerten zu können. SF-Mitarbeiter<br />
stellten den Projektpartnern auf dem Workshop im November<br />
ein statistisches Verfahren vor, mit dem die Raumansprüche<br />
verschiedener Nutzungsformen im Küstenmeer <strong>und</strong> potenzielle<br />
Konflikte oder Synergien zwischen ihnen reproduzierbar <strong>und</strong><br />
quantitativ bewertet werden können. Dieses Verfahren wird nun<br />
<strong>für</strong> die anderen COEXIST-Fallstudien in europäischen Meeren<br />
übernommen.