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Anthroposophie

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Stelle in Ps 41 lautet im Zusammenhang: "Auch mein Freund, dem ich vertraute,<br />

der mein Brot aß, tritt mich mit Füßen" (V. 10). Das gemeinsame<br />

Mahl ist Zeichen einer "unverletzlichen Vertrauensbindung" und "communio",<br />

die von dem ehemaligen Freund aufgekündigt wird. 114<br />

Diese Aufkündigung der communio nimmt auch Judas Ischarioth vor, indem<br />

er Jesus verrät und so "mit Füßen tritt". Nach V. 26 ist er es, dem Jesus den<br />

Bissen eintaucht und gibt, der also sein "Brot ißt". Der Bezug auf Ps 41,10 in<br />

Joh 13,18 soll "auf das Unglaubliche hinweisen, daß der Verräter ein<br />

Tischgenosse Jesu ist, zum Freundeskreise gehört" 115 . Die phantastische<br />

Deutung Steiners hingegen (Erde als Leib des "Erdengeistes", der "Christus"<br />

sein soll) hat weder an dieser noch an einer anderen Stelle der Bibel einen<br />

vom klaren Wortsinn her verifizierbaren Anhaltspunkt (vgl. III.B.4.).<br />

3.2.3 Das "wörtliche Verstehen" als versteckte Allegorese<br />

Diese Beispiele - und sie lassen sich beliebig vermehren (vgl. III. B.) - bestätigen<br />

die Vermutung, daß Steiners Auslegung nicht vom biblischen Gesamtzusammenhang<br />

und Wortlaut bestimmt wird, sondern von einer Größe, die<br />

außerhalb der Bibel liegt: von der Akasha-Chronik, wobei dieselbe sein eigenes,<br />

durch assoziierende Spekulation gewonnenes Produkt ist. Steiner behauptet<br />

zwar, daß Akasha-Chronik und Bibel miteinander in Einklang stehen;<br />

wie wir in II.B.2. grundsätzlich und soeben exemplarisch gezeigt haben, ist<br />

das jedoch nicht der Fall. Deshalb versucht Steiner, beide Größen miteinander<br />

in Einklang zu bringen - und zwar, indem er durch seine "Auslegung" die<br />

Bibel etwas anderes sagen läßt, als im Text dasteht. Diese Form der "Auslegung"<br />

heißt - "Allegorese".<br />

Steiners "wörtliches Verstehen " des Bibeltextes ist eine versteckte Form der<br />

Allegorese} 16 Als ein Verstehen vom "okkulten Standpunkt" her trägt es die<br />

Ergebnisse der Akasha-Forschung in die Bibel hinein und verfehlt damit ihre<br />

vom innerbiblischen Kontext her festgelegte Botschaft. Die Kritik, die Luther<br />

im Blick auf Karlstadts "Übergenaunehmen von Buchstaben" 117 formuliert<br />

hat, gilt auch hier. Gerhard Ebeling faßt sie zusammen:<br />

"Diese ohnehin unhaltbaren philologischen Kunststücke, die ein Wort herausgreifen<br />

und darüber den Sinn des ganzen Textes verfehlen... liegen für Luther auf der gleichen<br />

Ebene wie die Allegorese. Der Glaube kann weder auf Punkten und Buchstaben, noch<br />

auf grammatischen Regeln beruhen ... Der Widerspruch zwischen einem Übergenaunehmen<br />

von Buchstaben und einer sich über den wörtlichen Sinn hinwegsetzenden<br />

Allegorese ist im Grunde nur ein scheinbarer. " m<br />

Luther selber schreibt:<br />

"Es gillt... nicht, eyn wort eraus zwacken und drauff pochen, man mus die meynung<br />

des gantzen texts, wie er an eynander hangt, an sehen." 119<br />

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