29.12.2012 Aufrufe

Anthroposophie

Anthroposophie

Anthroposophie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

und der Erlösung allegorisch vorträgt und die auch sonst in ihrem Buchstaben<br />

etwas völlig Menschlich-Historisches, erst durch den Geist zum Leben<br />

zu Erweckendes ist. Daraus ergibt sich... eine allegorische Betrachtung der<br />

Schrift, die überall in ihr die Umsetzung von Ideen in geschichtliche Mythen<br />

wittert." 84 Allein der Spiritualismus faßt nach Troeltsch "die christliche<br />

Religiosität als lebendig fortzeugende Gegenwartsbewegung und als Moment<br />

in der allgemeinen Bewegung des religiösen Bewußtseins überhaupt" 85 .<br />

Eine "ganze Welt" erschloß sich hier für Bock neu. Bei Troeltsch fühlte er<br />

sich "wirklich als Schüler zu Füßen eines Lehrers" (335). Er bewunderte<br />

Troeltschs Geschichtsphilosophie, mit der dieser an Schleiermacher anknüpfte,<br />

und sein Streben nach dem "Durchbruch zu einer neuen Metaphysik",<br />

das allerdings Fragment bleiben mußte. 86 So war es auch Troeltsch, von dem<br />

Bock die Anregung zu seiner späteren Lizentiaten-Dissertation über "Schleiermachers<br />

Geschichtsphilosophie" empfing. 87<br />

Denn nicht nur durch die abendländische Mystik, sondern auch durch die<br />

deutsche Romantik- insbesondere durch Schleiermacher und Novalis - empfing<br />

Bock eine Ahnung von einer übersinnlichen Welt. In der Vorbereitung<br />

eines Vortrags für den Berliner "Theologischen Studentenverein" beschäftigte<br />

er sich wochenlang mit Novalis und "grüßte die Romantiker, die Brüder<br />

Schlegel, Tieck, Schleiermacher wie längstvermißte Brüder" (304). Als ihm<br />

der Religionsphilosoph Heinrich Scholz riet, eine Dissertation über das Thema<br />

"Das Christentum des Novalis" auszuarbeiten, betrieb er das Studium der<br />

Romantik bis Ende 1917 "mit noch größerem Eifer", doch zerschlug sich<br />

dieser Plan schließlich infolge seiner neuen anthroposophischen Weltsicht.<br />

Es hätte sich in dieser Arbeit "nicht mehr bloß um eine wissenschaftliche<br />

Bewältigung des Novalis, sondern um den Durchbruch zu einer neuen<br />

spirituellen Totalanschauung überhaupt" handeln müssen (337). Zu dieser<br />

Anschauung hatte ihn freilich die Romantik ihrerseits geführt. So äußert sich<br />

Bock im Rückblick auf seine "voranthroposophische" Zeit bis Anfang 1916<br />

folgendermaßen:<br />

"Ich wollte klar werden über die geistige Realitätensphäre, mit der man sich im religiösen<br />

Erleben, dann aber auch im künstlerischen Schaffen und Nachschaffen<br />

berührt. Die Beschäftigung mit der Romantik, insbesondere mit Novalis, legte mir<br />

bereits nahe, diese Realitätensphäre als übersinnliche Welt zu bezeichnen" (361).<br />

Die für sein Bibelverständnis wichtigste Prägung empfing Bock- außer von<br />

Steiner - von dem Neutestamentier Adolf Deißmann. Bei ihm hat Bock "die<br />

umfangreichen Kollegs über die drei ersten Evangelien, das Johannesevangelium<br />

und über einige Paulusbriefe vollständig gehört". Hier lernte er<br />

"Keime kennen, wenn auch empfindungsmäßiger und nicht etwa bewußter<br />

Natur, die sich durch ein bewußt sprituelles Verständnis des Neuen Testamentes<br />

fruchtbar weiterentwickeln ließen" (337).<br />

40

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!