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Anthroposophie

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3.1.4 Die anthroposophische Lehre von den "zwei Jesusknaben"<br />

als Versuch der Harmonisierung<br />

Worin unterscheidet sich nun der "matthäisch-salomomsch-betWehemitische"<br />

vom "lukanisch-nathanisch-nazarenischen" Jesusknaben? Bei der Beantwortung<br />

dieser Frage verbinden sich die aufgeworfenen exegetischen Probleme<br />

mit der oben geschilderten anthroposophischen Spekulation, die durch ihre -<br />

über den Bibeltext hinausgehende - Schau in die Akasha-Chronik eine Lösung<br />

verspricht. Diese Schau, für deren Beurteilung das in II.B.2. Gesagte gilt,<br />

stellen wir kurz dar. Danach wenden wir uns der Untersuchung der aufgeworfenen<br />

exegetischen Probleme zu, welche die anthroposophische Spekulation<br />

als Anknüpfungspunkt benutzt.<br />

Nach Ansicht Bocks hat "die bibelkritische Theologie" den "Grundfehler"<br />

begangen, "daß sie den Wert der offenen Frage verkannte und nicht die Kraft<br />

fand, mit einer Frage so lange zu leben, bis sie selbst auf die Spur einer positiven<br />

Antwort führt". Die "Schultheologie" hat sich nach seinen Beobachtungen<br />

"immer schnell wieder aus der Affäre gezogen, indem sie auf Grund<br />

der auftauchenden Probleme die Evangelien-Berichte einfach für phantastisch<br />

und unhistorisch erklärte" (V,45; HiO). Wir betrachten zunächst den anthroposophischen<br />

Erklärungsversuch.<br />

Der matthäisch-salomonisch-bethlehemitische Jesusknabe ist aus anthroposophischer<br />

Sicht der "Erdenmensch", der "zusammengefaßte Ertrag der<br />

ganzen irdischen Geschichte". In ihm lebt "das Ich des Urlehrers Tarathustra ",<br />

das sich schon häufig inkarniert und dadurch "der fortschreitenden Menschheitskultur<br />

immer wieder neue Impulse eingepflanzt" hat (V,63; HddV). Auch<br />

das Volk Israel konnte durch seine zweimalige Verbannung bei der "Hermes-<br />

Kultur Ägyptens" und der "Gilgamesch-Kultur Babyloniens" als den "jeweils<br />

der Zeit entsprechenden Ausgestaltungen der Zarathustra-Weisheit in die<br />

Schule gehen" (V,67). Während nun aber damals "das Volk zum Zarathustra"<br />

kommen mußte, kommt in dem mt Jesusknaben "Zarathustra zum Volk",<br />

was durch die messianische Königslinie, den zarathustrischen "Goldstern"<br />

der Magier u.a. angedeutet wird. "Und so wird das Zarathustra-Ich, die reifste<br />

Seele der Menschheit, in dem Jesusknaben des Matthäus-Evangeliums, dem<br />

Sprößling dermessianischen Königslinie, wiederverkörpert" (V,70f). Bei dem<br />

mt Jesusknaben handelt es sich somit um einen "völlig ausgebildeten Menschen",<br />

dessen niedere Wesensteile vom Ich des Zarathustra geläutert werden<br />

(131,179). Da der Ertrag der gesamten Erdengeschichte in ihm zusammenfließt,<br />

ist dieser Knabe "von einer großen Reife und Weisheit" (V,53).<br />

Der lukanisch-nathanisch-nazarenische Jesusknabe hingegen ist der "Himmelsmensch"<br />

(V,63; HddV). Er besitzt ein Ich, das "noch nicht in einem<br />

menschlichen physischen Leibe jemals verkörpert gewesen war", das "wie<br />

in einem Tabernakel aufbewahrt", "jungfräulich" und "unberührt von allen<br />

luziferischen und ahrimanischen Einflüssen" war: "das Ich des 'Adam' vor<br />

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