Anthroposophie
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den geistigen Wesenheiten "zu einem Elternpaare geleitet" wird, so daß er<br />
"mit dem entsprechenden Ätherleib und physischen Leibe begabt werden<br />
kann" (601,89). "Der Mensch kann wieder durch eine Geburt gehen und in<br />
einem neuen Erdendasein erscheinen, das nun in sich eingegliedert hat die<br />
Frucht des früheren Lebens" (601,88). So wirkt "das vorgängige Leben bestimmend<br />
auf das neue". Die Taten des neuen Lebens "sind durch jene des<br />
vorigen in einer gewissen Weise verursacht". Für diesen "gesetzmäßigen Zusammenhang<br />
eines früheren Daseins mit einem späteren" gebraucht Steiner<br />
die Bezeichnung "Gesetz des Schicksals" oder auch den "aus der morgenländischen<br />
Weisheit entlehnten Ausdruck 'Karma'" (601,89; HiO).<br />
2.2 Theologische Kritik<br />
2.2.1 Die allegorische Hineindeutung von Reinkarnation und<br />
Karma in die Bibel<br />
2.2.1.1 Präexistenz<br />
Erste Voraussetzung für die Wiederverkörperungslehre ist die Annahme einer<br />
Existenz des Menschen vor seiner Zeugung im Mutterleib, einer Präexistenz.<br />
"Wird die Prä-Existenz in Frage gestellt, so entfallt damit jegliche Möglichkeit<br />
einer Wiederverkörperung" 37 , betont R. Frieling ausdrücklich. - Nun<br />
kennt die Bibel zwar einen Plan Gottes für den Menschen vor seiner Zeugung<br />
(vgl. Ps 139,16; Jer 1,5 u.ö.) und eine ewige Erwählung von Menschen<br />
durch Gott (Eph 1,4); aber von einer Existenz des Menschen vor seiner Zeugung<br />
ist dabei nicht die Rede. Der Präexistenzgedanke findet sich in der Bibel<br />
- ohne die Reinkarnationsvorstellung - allein im Blick auf den Logos<br />
Jesus Christus (Jon 1,1 ff; 8,58; Phil 2,5ff u.ö.), nicht auf die Menschheit allgemein.<br />
38 Frieling beruft sich deshalb zwar - mit Einschränkungen - auf die<br />
Präexistenzlehre des Origenes, muß aber zugleich daraufhinweisen, daß diese<br />
Lehre "in der christlichen Kirche in aller Form verdammt" und "in das Reich<br />
heidnischen Fabulierens verwiesen" worden ist. 39<br />
2.2.1.2 Zwischenzustand<br />
Die zweite Voraussetzung für die Wiederverkörperungslehre ist die Annahme<br />
einer nachtodlichen Existenz des Menschen, eines Zwischenzustandes<br />
zwischen Tod und Jüngstem Tag. Daraufweisen in der Tat mehrere Bibelstellen<br />
hin, die Frieling z.T. anführt. 40 Dennoch ist es nach seinen eigenen Worten<br />
"nicht zu übersehen, daß die diesbezüglichen Aussagen und Andeutungen sehr<br />
fragmentarisch sind", daß die Bibel auf die Frage "Was ist zwischen Tod und<br />
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