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Anthroposophie

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Retter und Richter aufgeworfen, jezt [sie] hat er in der Schule Midians Demut<br />

gelernt, so daß ihn Mißtrauen gegen die eigene Kraft und Tüchtigkeit zu so<br />

großem Werke erfüllt." 27<br />

Auch in der Erzählung von der Offenbarung gegenüber Elia kann eine Vorbereitung<br />

nur bedingt vorausgesetzt werden. Elias Neubeauftragung (1. Kön<br />

19) erfolgt zu einer Zeit, in der er sich in einem Zustand großer Angst und<br />

Niedergeschlagenheit den Tod wünscht (V. 3f) - in einer Situation also, in<br />

der alle eigenen Kräfte - auch hypothetische Erkenntniskräfte - versagen.<br />

Keil bemerkt treffend: "The Lord allowed His servant to pass through this<br />

conflict, that he might not exalt himself, but, being mindful of his own<br />

impotence, might rest content with the grace of his God ..." 28 Höchstens das<br />

Fasten (V. 8) könnte man u.U. als eine Art von Vorbereitung deuten, die<br />

jedoch mit dem Steinerschen Erkenntnisweg überhaupt nicht übereinstimmt.<br />

Als Johannes der Täufer nach dem Bericht des vierten Evangeliums Jesus<br />

als den Sohn Gottes erkennt (Joh 1,29-34), geschieht das nicht durch eigenes<br />

menschliches Bemühen ("ich kannte ihn nicht"; VV. 31 und 33), sondern<br />

durch die unverfügbare Offenbarung Gottes, die der Täufer nur staunend sehen<br />

und bezeugen kann (V. 34): "Einzig Gottes Offenbarung bestimmt das Urteil<br />

des Täufers. Kein menschliches Zeugnis und keine Überlieferung reicht<br />

zu, wenn der Christus erkannt werden soll" (Adolf Schlauer) 29 .<br />

Das gleiche gilt für Jesu Verheißung "Ihr werdet den Himmel offen sehen"<br />

(Joh 1,51). Diese bezeichnet ein außerordentliches gnädiges Geschenk Gottes<br />

an die Jünger und die joh Gemeinde. Rudolf Schnackenburg meint - unter<br />

Bezugnahme auf Jes 63,19 -, daß es sich in Joh 1,51 um ein "eschatologisches<br />

Motiv" handelt, das "für das urchristliche Denken bei der Taufe Jesu ... ein<br />

Zeichen für den Messias" wird. "Die syn[optische] Zukunftsvision vom 'Menschensohn'<br />

erscheint vergegenwärtigt... an eine bestimmte oder wiederkehrende<br />

Vision der Jünger ist schwerlich gedacht." 30 Entscheidend ist, daß<br />

das Schauen auf einer Offenbarung Christi bzw. des Vaters beruht und nicht<br />

methodisch gelernt oder durch Übung erworben wird.<br />

Bei den Erscheinungen des Auferstandenen vor den Jüngern sprechen vor<br />

allem die Evangelien nach Lk und Joh nicht von einer "Schau" im Sinne<br />

einer unleiblichen Vision, sondern sie betonen mehrfach die leibhafte Begegnung<br />

(Lk 24,39ff; Joh 20,27 u.ö.). Die Erscheinungen sind "keine<br />

Träume", sondern "Offenbarungsgeschehen ... Begegnungen mit dem sich<br />

offenbarenden (bzw. offenbarten; vgl. Gl 1,16) Auferstandenen" 31 . Die<br />

Begegnungen erfolgen völlig überraschend und ohne Vorbereitung der Jünger,<br />

was daran deutlich wird, daß diese die Voraussagen Jesu über seine Auferstehung<br />

nicht verstanden hatten (Lk 18,34; Joh 20,19) und daß sie den ersten<br />

Botinnen und Boten der Auferstehung nicht glaubten (Lk 24,11; Joh 20,25).<br />

Die Ursache für dieses Verhalten liegt, so Walter Künneth, im "Bruch zu<br />

den vorhergegangenen Worten und Aufträgen", der durch den Tod Jesu ein-<br />

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