29.12.2012 Aufrufe

Anthroposophie

Anthroposophie

Anthroposophie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Daß sich die Lehre von der Reinkarnation in der Bibel nicht findet, wird von<br />

anthroposophischer Seite selber gesagt (s.o.). Aber auch die Anklänge an<br />

Reinkarnation, welche die anthroposophische Forschung aus der Bibel<br />

heraushören will, sind im Literalsinn der Texte nicht vorhanden. Sie werden<br />

durch frei assoziierende Eisegese in sie hineingelesen. Das hat unsere<br />

bisherige Untersuchung ergeben.<br />

2.2.2 Die Ablehnung von Reinkarnation und Karma in der Bibel<br />

Erschwerend für die anthroposophische Argumentation kommt hinzu, daß<br />

verschiedene Bibelstellen die Vorstellung eines wiederholten Sterbens und<br />

Geborenwerdens klar verneinen. 55 In Hebr 9,26-28 etwa wird die Einmaligkeit<br />

der menschlichen Lebensexistenz so selbstverständlich vorausgesetzt, daß<br />

sie als Vergleichspunkt dienen kann, um die Einmaligkeit des Opfers Jesu -<br />

im Gegensatz zu dem jährlich sich wiederholenden Opfergang des jüdischen<br />

Hohenpriesters (Hebr 9,25) - herauszustellen. 56 Die Einmaligkeit des Opfers<br />

Jesu durch seinen Kreuzestod auf Golgatha, die das NT durchgehend bezeugt<br />

(Rom 6,10; l.Petr 3,18 u.ö.), wird (zwar mit anderer Deutung, aber doch<br />

grundsätzlich) auch von der <strong>Anthroposophie</strong> anerkannt: "Die Einzigkeit von<br />

Golgatha schließt jegliche Anwendung der Wiederverkörperungs-Idee auf<br />

den zur sarx herabsteigenden Christus aus" 57 , schreibt R. Frieling. Um so<br />

überraschender ist sein Versuch, das "einmal" (häpax) in bezug auf das (als<br />

Vergleichspunkt zu Christi Opfer dienende) "Sterben" des Menschen zu<br />

relativieren: "Als diese bestimmte einmalige Person [die gerade inkarniert<br />

ist; d. Verf.] stirbt man nur einmal. In einer nächsten Inkarnation würde die<br />

durchgehende ewige Individualität sich eine andere Person aufbauen, durch<br />

die sie 'per-sonat', 'hindurchtönt'." Daß dieser Relativierungsversuch im<br />

Neuen Testament selber keinen Anhaltspunkt hat (und somit nur als allegoristische<br />

Eisegese bezeichnet werden kann), wird von Frieling einige Zeilen<br />

vorher im Grunde zugegeben, wo er feststellt: "An wiederholte Erdenleben<br />

wird hier im Hebräerbrief gewiß nicht gedacht, wie auch sonst im Neuen<br />

Testament." 58<br />

Mit der Reinkarnationsvorstellung fällt auch die Karmav or Stellung, die mit<br />

jener unlösbar verkoppelt ist. Als biblischer Beleg für die Karmavorstellung<br />

wird immer wieder der Tun-Ergehens-Zusammenhang in Gal 6,7 angeführt.<br />

So schreibt Frieling: "Der von Paulus zunächst als allgemein gültige Wahrheit<br />

ausgesprochene Satz 'was der Mensch sät, das wird er ernten' (Gal 6,7)<br />

spricht auch das Grundgesetz des Karma aus." 59 - In Gal 6,7 selber steht<br />

jedoch nichts weiter als eben diese "allgemein gültige", zugleich aber biblisch<br />

zentrale Wahrheit, nämlich daß der Mensch für sein Tun verantwortlich ist<br />

und daß "vor dem Richterstuhl Christi ein jeglicher empfange, wie er gehandelt<br />

hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse" (2.Kor 5,10). 60 Von wieder-<br />

165

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!