Studien zur Situation der Geschwister von Menschen mit Behinderung

„Es handelt sich hier um einen im anatomisch-physiologischen Bereich anzusiedelnden,
vielschichtigen und gegen die verschiedenen benachbarten Bereiche
nicht immer leicht abzugrenzenden Sammelbegriff. Zu der Feststellung dieser
relativen Unschärfe des Begriffes ‚Behinderung’ kommt die Tatsache hinzu,
dass der Terminus nicht ausreicht, um die Gesamtheit der hier angegebenen
Sachverhalte zu erfassen und die verschiedenen Ebenen aufzuzeigen, in denen
‚Behinderung’ wirksam wird.“ (1984, zit. n. Hünermund)
Eine gemeinsame Definition gibt es in der Medizin jedoch noch nicht.
Laut der Empfehlung der Bildungskommission des Deutschen Bildungsrates
gelten in der Pädagogik alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene als behindert,
„… die in ihrem Lernen, im sozialen Verhalten, in der sprachlichen Kommunikation
oder in den psychomotorischen Fähigkeiten soweit beeinträchtigt sind, dass
ihre Teilnahme am Leben in der Gesellschaft wesentlich erschwert ist. Deshalb
bedürfen sie besonderer pädagogischer Förderung. Behinderungen können
ihren Ausgang nehmen von Beeinträchtigungen des Sehens, des Hörens, der
Sprache, der Stütz- und Bewegungsfunktionen, der Intelligenz, der Emotionalität,
des äußeren Erscheinungsbildes sowie von bestimmten chronischen
Krankheiten. Häufig treten Mehrfachbehinderungen auf …“ (1973, zit. n.
Hünermund)
Dies sind einige der möglichen Definitionen für Behinderung. Jedoch unabhängig
von der Bezeichnung kann diese subjektiv von den Betroffenen und Angehörigen
sehr unterschiedlich erlebt und wahrgenommen werden.
Umgangssprachlich gibt es die unterschiedlichsten Bezeichnungen für Menschen
mit Behinderungen. Neben neutralen oder abwertenden werden oft Begriffe
gebraucht, die „umschreiben“, um nicht benennen zu müssen. Damit können
betroffene Geschwister nur schwer umgehen. Sie sollen nicht wissen, was
wirklich los ist, spüren oder wissen aber bereits, dass mit dem Geschwister
„etwas anders“ ist. (vgl. Winkelheide und Knees, 2003, S. 70)
Auch die WHO weist in ihrem Konzept auf etwas Entsprechendes hin, in dem
sie vor der Gefahr des „Schönredens“ von Behinderung warnt:
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