Studien zur Situation der Geschwister von Menschen mit Behinderung

B: Für mich?
I: Ja, also jetzt grade am Wochenende wie Sie sagten oder so...
B: Meine Eltern waren andauernd mit meiner Schwester beschäftigt, also ich
hab mich dann, ich hab dann sehr gern gelesen, hab mich mit’m Buch irgendwo
hin verkrümelt und hab dann gelesen. Und, okay, oder wenn man auf’m Campingplatz
waren, hab ich mich allein ins Boot gesetzt und bin allein meine Touren
gefahren. Also dadurch bin ich vielleicht auch relativ schnell auch selbstständig
geworden, was auch kein Fehler ist so im Nachhinein, klar. Konnten sie
wahrscheinlich nicht anders machen, meine Eltern, ja es war schon, war schon
nicht einfach. Ich mein, wenn ich so andere Familien seh,...
I: Ja klar, man kann’s ja immer nur vergleichen, man weiß ja nicht, wie’s anders
aussieht.
B: Ja genau.
(vgl. Anhang, Interview 21)
Dieses Beispiel zeigt, welche Wirkung der elterliche Zeitmangel auch auf die
Kinder haben kann.
Die Interviewpartnerin hat sich sehr oft alleine beschäftigen müssen. Sie hat
sich zurückgezogen und die Zeit regelrecht genossen, die sie nicht mit der
Familie verbringen musste, denn in solchen Momenten konnte sie sich einfach
einmal erholen von der ständigen Betreuung ihrer Schwester mit Behinderung.
Die meisten der befragten Geschwister gaben jedoch an, dass das Entbehren
von Zeit mit den Eltern sowie von manchen Möglichkeiten, die sie in einer anderen
Familiensituation gehabt hätten, einfach dazugehörte. Sie konnten nicht
behaupten, unter diesen Umständen ernsthaft gelitten zu haben.
8.5. Elternverhalten
8.5.1. These 11: Kompensatorische Erwartungen
Die kompensatorischen Erwartungen der Eltern können auch Auswirkungen auf
die Zukunftspläne der Kinder/Jugendlichen haben.
Nur ein kleiner Teil der Eltern hatte bestimmte Pläne und Vorstellungen für die
Zukunft ihrer gesunden Kinder, denn lediglich sieben der Befragten konnten
dies bestätigen. 18 unserer Interviewpartner hingegen waren der Meinung, dass
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