Studien zur Situation der Geschwister von Menschen mit Behinderung

gedauert. Was ich auch jetzt im Nachhinein n bisschen bereue, aber... Aber,
aber die Schuld nicht ihm gebe! Also, das gar nicht!
I: Denkst du aber, das wär anders gewesen, wenn du ’n nichtbehinderten Bruder
gehabt hättest?
B: Eben, das ist genau die Frage! Also, ich denke, dann hätte meine Mutter
auch, also wenn das jetzt kein behinderter Bruder gewesen wär, und er wär mit
neunzehn auch ausgezogen vor mir, würd' sagen, dann hätte meine Mutter also
wahrscheinlich nicht so ne große Aufgabe ich meine, viel Arbeit mit ihm gehabt
und das war halt schwer, ich denke, sie hätte vielleicht da auch irgendwie gearbeitet,
oder... das war einfach dann schon, dass sie schon froh war, dass sie
dann für einen oder für meinen Vater und mich noch Mittagessen kochen
konnte. Da ist das auch ganz traditionell, meine Mutter Hausfrau.
(vgl. Anhang, Interview 5)
Unseren Ergebnissen zufolge lässt sich sagen, dass die spezielle Geschwistersituation
in den meisten Fällen keine Auswirkungen auf die eigene Ablösung
vom Elternhaus hatte.
8.1.2. These 2: Belastung der Familie
Bei ständiger Gegenwart des Geschwisters mit Behinderung steht die gesamte
Familie unter starker Belastung.
Bei fast allen unserer Interviewpartner hat das Geschwister mit Behinderung zu
Hause gelebt. Nur in einem Fall lebte der Bruder mit Behinderung in einer Einrichtung.
Allerdings hatten wir vier Fälle, in denen das Geschwister mit Behinderung im
Alter zwischen 12 und 14 Jahren in eine Einrichtung kam.
Die Hälfte der Befragten empfand dies nicht als Belastung. Acht Geschwister
waren jedoch gegenteiliger Meinung. Für die übrigen war es teilweise belastend.
Viele Geschwister sagen, dass sie dies heute allerdings anders sehen. Sie
empfinden es im Rückblick als Belastung, während sie es damals als Kind nicht
„direkt“ so gesehen haben.
Hier einige Beispiele, wie unterschiedlich die Belastung empfunden wurde:
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