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Studien zur Situation der Geschwister von Menschen mit Behinderung

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Bedeutung für die Eltern:<br />

„Keine Mutter, kein Vater wird je den Tag, die Stunde, die <strong>Situation</strong> vergessen,<br />

in <strong>der</strong> ihnen diese Wahrheit zugemutet wurde, in <strong>der</strong> sie sie zum ersten Mal<br />

wahrnehmen mußten [!]. Danach beginnt ein langer, mühsamer Weg <strong>der</strong> Auflehnung,<br />

des Nicht-wahrhaben-Wollens, des Nicht-sehen- und Nicht-einsehen-<br />

Können und verzweifelter Traurigkeit.“ (Görres, 1987, S. 17f)<br />

Görres beschreibt hier sehr eindrücklich die Gefühle und die <strong>Situation</strong> <strong>der</strong><br />

Eltern, wenn sie zum ersten Mal <strong>von</strong> <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung ihres Kindes erfahren.<br />

Aber dies war nur <strong>der</strong> erste Moment, es folgt ein langer Weg, wie Achilles schil<strong>der</strong>t.<br />

„Ein behin<strong>der</strong>tes Kind zu haben ist für die Eltern eine Dauerbelastung, auf die<br />

sie sich erst einstellen müssen und an die sie sich im Laufe <strong>der</strong> Jahre immer<br />

wie<strong>der</strong> neu anpassen müssen. Oft muss <strong>der</strong> Alltag vollständig umorganisiert<br />

werden. Die Mutter gibt die Berufstätigkeit auf, das Haus muß [!] umgebaut o<strong>der</strong><br />

eine rollstuhlgerechtere Wohnung gesucht werden. Das kostet Geld. Und es<br />

erfor<strong>der</strong>t außerdem Kraft und Energie, die den Eltern dann im Umgang <strong>mit</strong> ihren<br />

nichtbehin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n fehlen.“ Achilles,1997, S. 55f)<br />

Hackenberg beschreibt 1992 die Bedeutung <strong>der</strong> Geburt eines Kindes <strong>mit</strong> Behin<strong>der</strong>ung<br />

o<strong>der</strong> das Auftreten einer Behin<strong>der</strong>ung bei einem kleinen Kind für die<br />

Eltern sogar noch drastischer. Sie sieht es als ein „krisenhaftes Herausgeworfenwerden“<br />

aus dem normalen Lebensablauf. Emotionale Reaktionen darauf<br />

wären Angst, Verzweiflung und Gefühle <strong>von</strong> Ohnmacht. Darauf folgen auf emotionaler,<br />

kognitiver und handlungsbezogener Ebene komplexe Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

und ein Anpassungsprozess an die verän<strong>der</strong>te <strong>Situation</strong>. Die Belastungen<br />

und Anfor<strong>der</strong>ungen an die Familie verän<strong>der</strong>n sich jedoch immer wie<strong>der</strong> und<br />

erfor<strong>der</strong>n neue Anpassungsprozesse. Um zu einer Neuorganisation und da<strong>mit</strong><br />

zu einer Struktur <strong>der</strong> Familie zu gelangen, sind über Jahre hinweg erhebliche<br />

Umorientierungen notwendig.<br />

Auch eine Mutter beschreibt die unterschiedlichen Belastungen, <strong>mit</strong> denen sie<br />

konfrontiert wurde:<br />

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