3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung
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Situation verändert sich rapide, seit wohlhabende<br />
aus ländische Regierungen und internationale Agrarunternehmen<br />
im großen Stil Ackerland im oberen<br />
Nilbecken aufkaufen«, schreibt Brown. Die kapitalkräftigen<br />
Industrie und Schwellenländer von außerhalb<br />
Afrikas bauten durch den Erwerb landwirtschaftlicher<br />
Nutzflächen in ärmeren Ländern de facto Nahrungsmittelbanken<br />
zur Absicherung gegen künftigen Mangel<br />
bei sich zu Hause auf.<br />
»Wenn Kairo heute um seinen Anteil am Nilwasser<br />
kämpft, hat das mit Regierungen und wirtschaftlichen<br />
Interessen zu tun, die nicht Bestandteil des Nilvertrags<br />
von 1959 sind.« Der Kauf von Land, gibt Brown zu<br />
bedenken, bedeute immer auch den Erwerb von Wasser.<br />
Das bleibe nicht ohne Folgen <strong>für</strong> das stromabwärts<br />
gelegene Ägypten. Denn das Land benötige das Nilwasser<br />
dringend zum Anbau von Getreide <strong>für</strong> seine immer noch<br />
wachsende Bevölkerung.<br />
Ghada Barsoum ist Assistenzprofessorin in der<br />
Abteilung <strong>für</strong> öffentliche Politik und Verwaltung an der<br />
Amerikanischen Universität in Kairo. 2010 hat sie zudem<br />
<strong>für</strong> das Population Council als Managerin des Armut,<br />
Geschlechter und Jugendprogramms <strong>für</strong> West und<br />
Nordafrika mit technischer Unterstützung von UNFPA<br />
eine Umfrage unter ägyptischen Jugendlichen durchgeführt.<br />
Als sie feststellte, wie wenig Interesse ihre Studenten<br />
zeigten, als sie in ihrem Seminar auf das Bevölkerungswachstum<br />
in Ägypten zu sprechen kam, organisierte sie<br />
eine Exkursion. Nicht in die Wüste. Vielmehr nahm sie<br />
ihre Studenten zu einem Vortrag des Dokumentarfilmers<br />
und OscarPreisträgers Michael Wadleigh über »The<br />
Future of Humanity: The Future of Egyptians« mit.<br />
Michael Wadleigh dürfte vor allem <strong>für</strong> seinen 1970<br />
gedrehten Film »Woodstock« bekannt sein, in dem er die<br />
damalige Jugendgeneration in den USA dokumentierte<br />
und der ihm einen Oscar <strong>für</strong> den besten Dokumentarfilm<br />
einbrachte. Seit einigen Jahren widmet er sich vor allem<br />
der Aufgabe, die Gefahren zu dokumentieren, die weltweit<br />
von der Konsumgesellschaft ausgehen. Zu diesem<br />
Thema hält er auch Vorträge an Universitäten und vor<br />
dIE UMWELT<br />
Auszüge aus dem Aktionsprogramm der<br />
Kairoer Weltbevölkerungskonferenz:<br />
Eine gesunde Umwelt ist die Voraussetzung da<strong>für</strong>, dass den<br />
menschlichen Grundbedürfnissen entsprochen werden kann<br />
[…].<br />
Neben Armut und fehlendem Zugang zu Ressourcen in<br />
einigen Gebieten sowie einem übermäßigen Verbrauch und<br />
verschwenderischen Produktionsmustern in anderen<br />
Gebieten sind demographische Faktoren die Ursache <strong>für</strong><br />
Umweltverschlechterung und Raubbau oder verschärfen<br />
diese und halten somit eine nachhaltige Entwicklung auf […].<br />
zivilgesellschaftlichen Organisationen. Bevor er nach<br />
Kairo kam, hatte er sich mit Daten aus dem neuen, 2010<br />
unter dem Titel »Youth in Egypt: Building Our Future«<br />
erschienenen Bericht über die menschliche Entwicklung<br />
in Ägypten beschäftigt.<br />
Wadleighs Präsentation habe einen nachhaltigen Eindruck<br />
bei ihren Studenten hinterlassen, erzählt Barsoum.<br />
Denn sie hatten die Bevölkerungsfrage bis dahin kaum<br />
als politisches Thema betrachtet. Nachdem sie jedoch die<br />
Verbindung zwischen Bevölkerungs wachs tum und Fertilität<br />
auf der einen und den Umweltanforderungen auf der<br />
anderen Seite – und dabei insbesondere zu den knappen<br />
Wasserressourcen in Ägypten – gezogen hatten, war ihr<br />
Interesse geweckt.<br />
Die jungen Leute, mit denen es Barsoum an der<br />
School of Global Affairs and Public Policy zu tun hat,<br />
studieren an einer der elitärsten und anspruchvollsten<br />
Universitäten der Welt. Viele von ihnen werden später<br />
einflussreiche Posten im öffentlichen oder privaten<br />
Sektor bekleiden.<br />
WELTBEVÖLKERUNGSBERICHT 2011<br />
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