3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung
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Weniger Schwangerschaften in Indien durch<br />
Sterilisation<br />
Von den wenigen modernen Verhütungsmethoden, die als<br />
staatliche Dienstleistungen in Indien kostenlos zugänglich<br />
sind, wird die Sterilisation am häufigsten angewendet.<br />
Nach Angaben der UNBevölkerungsabteilung sind mehr<br />
als 37 Prozent der indischen Frauen, die moderne<br />
Verhütungsmethoden anwenden, und ein Prozent der<br />
Männer sterilisiert. Bei den modernen Verhütungsmethoden<br />
machen Sterilisationen weltweit einen Anteil<br />
von 18,9 Prozent bei Frauen und 2,4 Prozent bei den<br />
Männern aus. Dagegen beträgt der Anteil der Kondome<br />
<strong>für</strong> Männer an den Kontrazeptiva in Indien nur fünf<br />
Prozent. Die Pille wird von 3,1 Prozent der Frauen genommen.<br />
Verhütungsspritzen werden von der Regierung<br />
nicht zur Verfügung gestellt.<br />
A. R. Nanda war Kommissar <strong>für</strong> Volkszählung,<br />
Gesundheits und Familienminister der Staatsregierung<br />
und später geschäftsführender Direktor der unabhängigen<br />
Population Foundation of India (indische Bevölkerungsstiftung).<br />
Er wünscht sich dringend eine Studie, die erklärt,<br />
weshalb Sterilisationen in Indien gegenüber anderen<br />
Verhütungsmethoden überproportional vertreten sind.<br />
Ihn interessiert, ob dabei alle nationalen Qualitäts und<br />
Sicherheitsstandards sowie das Freiwilligkeitsprinzip<br />
gewahrt bleiben. Sterilisationen werden in provisorischen<br />
medizinischen Einrichtungen, den so genannten Camps,<br />
durchgeführt. Eine gemeinnützige Juristenvereinigung<br />
habe wegen der Art und Weise, wie die Sterilisationen in<br />
den Camps vorgenommen werden, bereits ein Gerichtsverfahren<br />
gegen die Regierung angestrengt, so Nanda. Im<br />
Urteil des Obersten Gerichtshofs heißt es, dass sich alle<br />
Ärzte und die Organisatoren der Camps im ganzen Land<br />
an die nationalen Qualitäts, Sicherheits und Durchführungsstandards<br />
halten müssen. Demnach darf kein<br />
Arzt mehr als 30 Sterilisationen pro Tag vornehmen. »In<br />
der Vergangenheit haben einige von ihnen 50 oder 60<br />
durchgeführt«, erklärt Nada. Er gehe davon aus, dass die<br />
Durchsetzung der Qualitätsstandards die Zahl der<br />
Komplikationen senken werde. In den 1970er Jahren<br />
hatte die Regierung versucht, das Bevölkerungswachstum<br />
teilweise durch Zwangssterilisationen einzudämmen.<br />
Seitdem war es ein vorrangiges Anliegen derer, die sich<br />
<strong>für</strong> reproduktive Gesundheit und Menschenrechte<br />
ein setzen, dass die Freiwilligkeit bei einer derartigen<br />
Entscheidung sichergestellt ist.<br />
»Der schlimmste Teufel in Indien«, meint Nanda, »ist<br />
das zwanghafte Setzen von Zielvorgaben.« Dabei spielt er<br />
auf die Zahl der Sterilisationen an, die in einigen Landesteilen<br />
von den Ärzten pro Tag oder pro Monat erwartet<br />
wird. Seiner Meinung nach sollten keine Zielvorgaben<br />
mehr gemacht werden. <strong>Familienplanung</strong>, einschließlich<br />
Verhütungsmittel, sollte nicht mehr isoliert bereitgestellt,<br />
sondern mit einem integrierten staatlichen Programm zur<br />
reproduktiven Gesundheit gekoppelt werden. »Die reproduktive<br />
Gesundheit ist ein viel besserer Ansatz«, sagt er. »Er<br />
ist viel wirkungsvoller, und die Frauen profitieren davon.«<br />
In den Medien gab es einige Berichte über Zielvorgaben<br />
und Anreize <strong>für</strong> Sterilisationen in manchen Regionen des<br />
Landes. Das UNFPARegionalbüro in Delhi stellt jedoch<br />
klar, dass diese Strategien nicht der nationalen Politik<br />
entsprächen. UNFPA weise die Regierung auf derartige<br />
Missstände hin, damit diese entsprechende Gegenmaßnahmen<br />
ergreifen kann.<br />
Poonam Muttreja ist Nandas Nachfolgerin als geschäftsführende<br />
Direktorin der einflussreichen Population<br />
Foundation of India. Die Stiftung betreibt Forschung und<br />
politische Arbeit zu einer großen Bandbreite von<br />
Bevölkerungs, Gesundheits und Geschlechterfragen.<br />
Muttreja beklagt, dass die begrenzte Auswahl an Verhütungsmitteln,<br />
die in Indien kostenlos erhältlich sind,<br />
<strong>für</strong> die Frauen sowohl abschreckend als auch gefährlich<br />
sei. »Die Nachfrage nach Verhütungs mitteln«, betont sie,<br />
»ist vorhanden. Es fehlt an einer angemessenen Versorgung.«<br />
Die Müttersterblichkeitsrate Indiens liegt bei 230<br />
Todesfällen pro 100.000 Schwangerschaften. Muttreja ist<br />
sich sicher, dass sie mit besseren und umfassenderen<br />
<strong>Familienplanung</strong>sdiensten gesenkt und viele Menschenleben<br />
gerettet werden könnten. »In Indien werden jährlich über<br />
zehn Millionen Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt,<br />
WELTBEVÖLKERUNGSBERICHT 2011<br />
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