3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung
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– und das bedeutet Zersiedelung. Also sind unsere Städte<br />
gewuchert. Und wenn eine Stadt anfängt zu wachsen, gibt<br />
es viele Faktoren, die eine unkontrollierte Zersiedelung<br />
fördern.« Sie zieht eine Karte heraus, die das Wachstum<br />
mehrerer mexikanischer Städte illustriert, und deutet mit<br />
dem Finger auf zwei davon: Acapulco, ein Touristen zentrum<br />
an der Westküste und Guadalajara im Landesinneren,<br />
rund 460 Kilometer nordwestlich von MexikoStadt. Die<br />
Küstenmetropole Acapulco war früher eine Kleinstadt an<br />
einer malerischen Pazifikbucht, bis sie – angetrieben<br />
durch den Touristenboom – im letzten Jahrhundert rasant<br />
gewachsen ist. Hotels und Wohn anlagen beherrschen die<br />
Küstenzone. Aber Acapulco besteht auch aus Vierteln, in<br />
denen das ganze Jahr hindurch rund eine Million<br />
Menschen leben.<br />
Die Stadtverwaltung sei nicht mehr in der Lage, eine<br />
flächendeckende Versorgung zu gewährleisten, sagt<br />
Topelson. Das gelte insbesondere <strong>für</strong> öffentliche Dienstleistungen<br />
und den Schutz der Bürger. »Natürlich sieht<br />
das in den Touristengebieten anders aus. Dort gibt es viele<br />
hochwertige Wohnanlagen, die nur zwischen zwei und<br />
vier Monaten im Jahr genutzt werden. Trotzdem muss die<br />
t Junge Leute warten in Mexiko-Stadt auf eine U-Bahn.<br />
© UNFPA/Ricardo Ramirez Arriola<br />
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KAPITEL 6: dAS WACHSTUM dER STädTE IM BLICK<br />
Stadtverwaltung den Müll einsammeln, die Straßen<br />
sauber halten, die Straßenbeleuchtung finanzieren, die<br />
Infrastruktur unterhalten – Telefonkabel, Abwasserleitungen,<br />
das Stromnetz.« Wenn die kommunalen Budgets<br />
überzogen werden, leidet die Sicherheit darunter.<br />
»In Guadalajara liegt der Fall ganz anders«, sagt<br />
Topelson und zeigt mit dem Finger auf die Stadt. In<br />
Guadalajara haben die Geschichte und die geographischen<br />
Bedingungen eine vergleichbare urbane Wucherung verhindert.<br />
Die Altstadt von Guadalajara mit ihrer prägenden<br />
Kathedrale und den umliegenden Plätzen zieht die<br />
Menschen nach wie vor an. Sie ist der pulsierende Kern<br />
des städtischen Lebens. »Außerdem hat die große Schlucht<br />
nordöstlich der Stadt jede weitere Erschließung in dieser<br />
Richtung unmöglich gemacht«, erklärt Topelson. In<br />
den anderen Richtungen liegen neuere Viertel in einem<br />
Wagen radmuster um die Altstadt herum verteilt.<br />
In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Einwohnerzahl<br />
der Stadt nahezu verdoppelt und ihre Fläche mehr als<br />
verdreifacht. Acapulco, dessen Bevölkerung sich bei einem<br />
nur leicht geringeren Wachstum im selben Zeitraum<br />
ebenfalls fast verdoppelt hat, hat sich flächenmäßig fast<br />
verzehnfacht.<br />
Für Topelson besteht eine der Herausforderungen<br />
darin, die Zersiedelung zu beschränken und stattdessen<br />
das Wachstum in die bereits erschlossenen Flächen einer<br />
Stadt zu tragen. »Es gibt in jeder Stadt ungenutzte Grundstücke,<br />
brachliegende Flächen und Industrie betriebe, die<br />
abgewandert sind. Wir müssen«, fordert sie, »den Blick in<br />
die Städte hinein wenden und dem Wachstum entlang<br />
der Stadtgrenzen durch Grüngürtel Grenzen setzen.«<br />
Informelle Siedlungen<br />
Die Entstehung und Ausbreitung informeller Siedlungen,<br />
häufig in der Form von Slums, ist seit Jahrzehnten ein<br />
Bestandteil des urbanen Wachstums in Mexiko und<br />
generell in Lateinamerika – symbolisiert vielleicht am<br />
deutlichsten durch die Favelas (Elendsquartiere) von Rio<br />
de Janeiro und anderen brasilianischen Städten. Diese<br />
Variante des urbanen Wachstums soll sich, wenn es nach