3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung
3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung
3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
In einem Land, in dem es kaum finanziellen Reichtum<br />
gibt, erscheint es sinnvoll, Kinder als Reichtum zu<br />
betrachten. Mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf<br />
von 440 USDollar steht Mosambik auf der Liste der<br />
ärmsten Länder auf Rang 14. Drei Viertel der Bevöl kerung<br />
leben von bis zu 1,25 USDollar pro Tag.<br />
Dem United Nations Development Assistance Framework<br />
<strong>für</strong> 2012 bis 2015 zufolge leben etwa 70 Prozent<br />
der mosambikanischen Bevölkerung im ländlichen<br />
Raum. Die meisten sind von der Subsistenzlandwirtschaft<br />
abhängig: »Eine extrem niedrige landwirtschaftliche<br />
Produktivität gepaart mit großer Anfälligkeit <strong>für</strong> Klimakatastrophen<br />
führt dazu, dass ein sehr großer Teil der<br />
Bevölkerung chronisch von Nahrungsunsicherheit bedroht<br />
ist. Die Einkommen, die mit landwirtschaftlichen<br />
Produkten generiert werden, sind niedrig und unsicher.«<br />
In eben jenen ländlichen Gebieten sind die Geburtenraten<br />
am höchsten, die Bildungsniveaus am niedrigsten,<br />
ist die frühe Heirat am weitesten verbreitet, und hier<br />
planen nur relativ wenige Menschen ihre Familien.<br />
Darüber hinaus bringt die Armut eine kürzere Lebenserwartung<br />
und höhere Sterblichkeitsraten von Müttern<br />
und ihren Kindern mit sich. »Wenn die Kindersterb lichkeit<br />
hoch ist, bekommen die Menschen mehr Kinder«,<br />
gibt Samuel Mills zu bedenken. Mills ist oberster<br />
Gesundheitsexperte der Weltbank. »Ist die Kindersterblichkeit<br />
gering, ist auch der Wunsch der Menschen nach<br />
großen Familien weniger ausgeprägt.«<br />
António Francisco, Rosimina Ali und Yasfir Ibraimo<br />
vom Institut <strong>für</strong> Sozial und Wirtschaftswissenschaften in<br />
Maputo sagen: »Zu viele Kinder zu haben, war lange Zeit<br />
und ist noch heute die wichtigste Form des Sozialschutzes<br />
in Mosambik.« Die meisten Menschen können sich nicht<br />
darauf verlassen, dass die Regierung ihnen ein Einkommen<br />
verschafft, wenn sie alt oder arbeitsunfähig sind. Indem<br />
sie Kinder bekommen, schlussfolgern die Wissenschaftler,<br />
schafften sie sich ihre eigenen Sozialversicherungssysteme.<br />
»Für den Großteil der Bevölkerung in Mosambik bleiben<br />
Kinder die wichtigste Form sozialer Sicherung.«<br />
t<br />
Kindergarten <strong>für</strong> die Gemeinschaft der Roma in Skopje in der Ehemaligen<br />
jugoslawischen Republik Mazedonien.<br />
© VII/Antonin Kratochvil<br />
Wenn mehr Kinder gebraucht werden<br />
In Europa ist man nicht über das Bevölkerungswachstum,<br />
sondern über die niedrigen Geburtenraten alarmiert.<br />
Einige Länder haben Programme aufgelegt, um die Zahl<br />
der Geburten mithilfe finanzieller Anreize zu erhöhen.<br />
Solche politischen Strategien werden als pronatalistisch<br />
bezeichnet. Sie werden oft mit Appellen an Familien<br />
verbunden, sie mögen mehr Kinder bekommen, um das<br />
nationale Wirtschaftswachstum zu sichern. Befragt man<br />
Frauen im geburtenschwachen Europa dazu, scheinen sie<br />
das <strong>für</strong> einen ungewöhnlichen, wenn nicht gar unzumutbaren<br />
Grund zu halten, um eine Familie um ein oder<br />
zwei Kinder zu vergrößern – auch wenn da<strong>für</strong> Geldprämien<br />
oder andere Anreize winken.<br />
Spiro Ristovski ist stellvertretender Minister <strong>für</strong><br />
Arbeits und Sozialpolitik in Skopje, der Hauptstadt der<br />
Ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien. Er<br />
bringt einige Zahlen zur Sprache, die hinter einer neuen<br />
pronatalistischen Politik stehen. Beispielsweise brauchen<br />
manche Arbeitgeber sechs bis neun Monate, um vakante<br />
WELTBEVÖLKERUNGSBERICHT 2011<br />
55