24.09.2012 Aufrufe

3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung

3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung

3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gebiete zu ziehen. Deshalb arbeiten die Behörden gemeinsam<br />

mit privaten Bauträgern an der Errichtung in sich<br />

abgeschlossener Neubausiedlungen mit Wohnungspreisen,<br />

die auch <strong>für</strong> einkommensschwache Familien attraktiv<br />

sind. Eine dieser Siedlungen namens Bonanza liegt ein<br />

gutes Stück außerhalb der Stadt und hat keinen Zugang<br />

zum öffentlichen Nahverkehr. Aber private Busgesellschaften<br />

haben diese Lücke bereits geschlossen – ein Indiz<br />

<strong>für</strong> den in ganz Mexiko erkennbaren Trend, den privaten<br />

Sektor verstärkt in die Pflicht zu nehmen. Bauunternehmen,<br />

die bei den Wohnbauprojekten <strong>für</strong> einkommensschwache<br />

Bevölkerungsgruppen zum Zug kommen<br />

wollen, müssten sich sogar verpflichten, auch öffentliche<br />

Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser zu bauen,<br />

betont Chemor. »So etwas wird sonst nicht oft gemacht.«<br />

Jeden Tag ausreichend Essen <strong>für</strong> ihre<br />

Familien zu beschaffen, ist <strong>für</strong> diese Frauen<br />

stets eine neue Herausforderung und setzt<br />

sie einem immensen Stress aus. Sie wissen,<br />

dass sie Anspruch auf öffentliche Hilfsprogramme<br />

haben, über die Grundnahrung smittel<br />

und Kerosin zu subventionierten<br />

Preisen verkauft werden. Aber bevor diese<br />

Nahrungsmittel bei ihnen ankommen, werden<br />

sie auf den Schwarzmarkt umgeleitet.<br />

Doch selbst wenn die Frauen Lebensmittelkarten<br />

bekommen, sind diese nutzlos, wenn<br />

sie die Nahrungsmittel doch zu Marktpreisen<br />

kaufen müssen.<br />

Trotz dieser widrigen Umstände haben<br />

die Frauen von Bhim Nagar die Hoffnung<br />

nicht aufgegeben. Viele schicken ihre Kinder<br />

auf informelle oder lokale staatliche Schulen,<br />

um ihnen so die Möglichkeit auf ein anderes,<br />

besseres Leben zu eröffnen. Einige Kinder<br />

aus dem Viertel haben eine Berufsausbildung<br />

gemacht oder sind auf eine weiterführende<br />

Schule gewechselt. Für Mädchen<br />

ist das Leben zumeist noch viel schwieriger.<br />

Einige Mädchen aus der Nachbarschaft<br />

sind aus der Schule genommen worden,<br />

damit sie als Hausbedienstete zum Lebensunterhalt<br />

ihrer armen Familie beitragen.<br />

Diese Mädchen sind dazu bestimmt, das<br />

Schicksal ihrer Mütter zu teilen. Andere<br />

werden jung verheiratet – genau an diesem<br />

Nachmittag fand in der Nachbarschaft die<br />

Verlobungszeremonie <strong>für</strong> ein 14­jähriges<br />

Mädchen statt. Die Mädchen laufen Gefahr,<br />

wie ihre Mütter, Opfer häuslicher Gewalt<br />

zu werden.<br />

Wenigstens haben die Frauen in diesem<br />

und einigen anderen Nachbarschaften der<br />

Gegend einen Ort, an dem sie um Rat und<br />

Hilfe bitten können. Ein Büro, das mit<br />

Anschubfinanzierung von UNFPA von der<br />

Bhartiya Mahila Federation eingerichtet<br />

wurde, hilft den Frauen mit Beratung und<br />

juristischer Unterstützung. Zudem vermittelt<br />

es ihnen eine Notunterkunft und einem<br />

Betreuungsplatz oder eine Internatsschule<br />

<strong>für</strong> die Kinder, sollte sich die Situation zu<br />

Hause extrem zuspitzen. Zahlreiche<br />

Freiwillige, darunter Lehrer, Sozialarbeiter<br />

und ein professioneller Psychiater, engagieren<br />

sich mit viel Zeit und Einsatz <strong>für</strong> das<br />

Beratungszentrum, das die Bhartiya Mahila<br />

Die Urbanisierung kann eine Triebfeder <strong>für</strong> eine nachhaltige<br />

ökonomische, ökologische und soziale Entwicklung<br />

sein. Das stellt ein 2011 von UNFPA veröffentlichter<br />

Bericht mit dem Titel »Population Dynamics in the Least<br />

Developed Countries: Challenges and Opportunities for<br />

Development and Poverty Reduction« fest. In dem Maße,<br />

wie Bevölkerungen wachsen, sei es ökonomisch und ökologisch<br />

sinnvoll, dass die Menschen in urbanen Gebieten<br />

zusammenwohnen, so der Bericht. Urbanisierung erzeuge<br />

Arbeitsplätze und ermöglicht es, grundlegende Dienstleistungen<br />

zu geringeren Pro­Kopf­Kosten bereitzustellen.<br />

Darüber hinaus könne sie zu einem Rückgang des<br />

Energieverbrauchs führen, insbesondere im Verkehrs­ und<br />

Wohnungssektor, und den Bevölkerungsdruck in ländlichen<br />

Regionen vermindern.<br />

Federation in Thane unterhält. Die Organisation<br />

hat eine erfolgreiche Straßentheatergruppe<br />

ins Leben gerufen, um ihre<br />

Botschaften in arme Gemeinden zu tragen.<br />

Prabha Rathor erzählt, wie ihr das<br />

Frauen zentrum geholfen hat, aus einer von<br />

häuslicher Gewalt geprägten Ehe zu entkommen,<br />

in die sie im Alter von 14 Jahren<br />

hineingezwungen worden war. Viele Jahre<br />

lang war sie eine zurückgezogene und verschüchterte<br />

junge Frau, erzählt sie. Jetzt sei<br />

sie selbstbewusst und erwachsen. Sie verdiene<br />

gutes Geld mit der Zubereitung und<br />

dem Verkauf von »Tiffin­Boxen«, den<br />

Lunch­Boxen aus Aluminium, <strong>für</strong> die die<br />

Gegend um Mumbai berühmt ist. Sie lebt<br />

immer noch im Slum und hilft verlassenen<br />

und stark benachteiligten Kindern. Um sich<br />

von ihrem Mann scheiden lassen zu können,<br />

musste Prabha auf ihre beiden Söhne<br />

verzichten. »Aber wenn ich jetzt gefragt<br />

werde«, sagt sie, »sage ich immer, dass ich<br />

nicht nur zwei Kinder habe. Jetzt habe ich<br />

in Bhim Nagar tausend Kinder.«<br />

WELTBEVÖLKERUNGSBERICHT 2011<br />

91

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!