3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung
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Gebiete zu ziehen. Deshalb arbeiten die Behörden gemeinsam<br />
mit privaten Bauträgern an der Errichtung in sich<br />
abgeschlossener Neubausiedlungen mit Wohnungspreisen,<br />
die auch <strong>für</strong> einkommensschwache Familien attraktiv<br />
sind. Eine dieser Siedlungen namens Bonanza liegt ein<br />
gutes Stück außerhalb der Stadt und hat keinen Zugang<br />
zum öffentlichen Nahverkehr. Aber private Busgesellschaften<br />
haben diese Lücke bereits geschlossen – ein Indiz<br />
<strong>für</strong> den in ganz Mexiko erkennbaren Trend, den privaten<br />
Sektor verstärkt in die Pflicht zu nehmen. Bauunternehmen,<br />
die bei den Wohnbauprojekten <strong>für</strong> einkommensschwache<br />
Bevölkerungsgruppen zum Zug kommen<br />
wollen, müssten sich sogar verpflichten, auch öffentliche<br />
Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser zu bauen,<br />
betont Chemor. »So etwas wird sonst nicht oft gemacht.«<br />
Jeden Tag ausreichend Essen <strong>für</strong> ihre<br />
Familien zu beschaffen, ist <strong>für</strong> diese Frauen<br />
stets eine neue Herausforderung und setzt<br />
sie einem immensen Stress aus. Sie wissen,<br />
dass sie Anspruch auf öffentliche Hilfsprogramme<br />
haben, über die Grundnahrung smittel<br />
und Kerosin zu subventionierten<br />
Preisen verkauft werden. Aber bevor diese<br />
Nahrungsmittel bei ihnen ankommen, werden<br />
sie auf den Schwarzmarkt umgeleitet.<br />
Doch selbst wenn die Frauen Lebensmittelkarten<br />
bekommen, sind diese nutzlos, wenn<br />
sie die Nahrungsmittel doch zu Marktpreisen<br />
kaufen müssen.<br />
Trotz dieser widrigen Umstände haben<br />
die Frauen von Bhim Nagar die Hoffnung<br />
nicht aufgegeben. Viele schicken ihre Kinder<br />
auf informelle oder lokale staatliche Schulen,<br />
um ihnen so die Möglichkeit auf ein anderes,<br />
besseres Leben zu eröffnen. Einige Kinder<br />
aus dem Viertel haben eine Berufsausbildung<br />
gemacht oder sind auf eine weiterführende<br />
Schule gewechselt. Für Mädchen<br />
ist das Leben zumeist noch viel schwieriger.<br />
Einige Mädchen aus der Nachbarschaft<br />
sind aus der Schule genommen worden,<br />
damit sie als Hausbedienstete zum Lebensunterhalt<br />
ihrer armen Familie beitragen.<br />
Diese Mädchen sind dazu bestimmt, das<br />
Schicksal ihrer Mütter zu teilen. Andere<br />
werden jung verheiratet – genau an diesem<br />
Nachmittag fand in der Nachbarschaft die<br />
Verlobungszeremonie <strong>für</strong> ein 14jähriges<br />
Mädchen statt. Die Mädchen laufen Gefahr,<br />
wie ihre Mütter, Opfer häuslicher Gewalt<br />
zu werden.<br />
Wenigstens haben die Frauen in diesem<br />
und einigen anderen Nachbarschaften der<br />
Gegend einen Ort, an dem sie um Rat und<br />
Hilfe bitten können. Ein Büro, das mit<br />
Anschubfinanzierung von UNFPA von der<br />
Bhartiya Mahila Federation eingerichtet<br />
wurde, hilft den Frauen mit Beratung und<br />
juristischer Unterstützung. Zudem vermittelt<br />
es ihnen eine Notunterkunft und einem<br />
Betreuungsplatz oder eine Internatsschule<br />
<strong>für</strong> die Kinder, sollte sich die Situation zu<br />
Hause extrem zuspitzen. Zahlreiche<br />
Freiwillige, darunter Lehrer, Sozialarbeiter<br />
und ein professioneller Psychiater, engagieren<br />
sich mit viel Zeit und Einsatz <strong>für</strong> das<br />
Beratungszentrum, das die Bhartiya Mahila<br />
Die Urbanisierung kann eine Triebfeder <strong>für</strong> eine nachhaltige<br />
ökonomische, ökologische und soziale Entwicklung<br />
sein. Das stellt ein 2011 von UNFPA veröffentlichter<br />
Bericht mit dem Titel »Population Dynamics in the Least<br />
Developed Countries: Challenges and Opportunities for<br />
Development and Poverty Reduction« fest. In dem Maße,<br />
wie Bevölkerungen wachsen, sei es ökonomisch und ökologisch<br />
sinnvoll, dass die Menschen in urbanen Gebieten<br />
zusammenwohnen, so der Bericht. Urbanisierung erzeuge<br />
Arbeitsplätze und ermöglicht es, grundlegende Dienstleistungen<br />
zu geringeren ProKopfKosten bereitzustellen.<br />
Darüber hinaus könne sie zu einem Rückgang des<br />
Energieverbrauchs führen, insbesondere im Verkehrs und<br />
Wohnungssektor, und den Bevölkerungsdruck in ländlichen<br />
Regionen vermindern.<br />
Federation in Thane unterhält. Die Organisation<br />
hat eine erfolgreiche Straßentheatergruppe<br />
ins Leben gerufen, um ihre<br />
Botschaften in arme Gemeinden zu tragen.<br />
Prabha Rathor erzählt, wie ihr das<br />
Frauen zentrum geholfen hat, aus einer von<br />
häuslicher Gewalt geprägten Ehe zu entkommen,<br />
in die sie im Alter von 14 Jahren<br />
hineingezwungen worden war. Viele Jahre<br />
lang war sie eine zurückgezogene und verschüchterte<br />
junge Frau, erzählt sie. Jetzt sei<br />
sie selbstbewusst und erwachsen. Sie verdiene<br />
gutes Geld mit der Zubereitung und<br />
dem Verkauf von »TiffinBoxen«, den<br />
LunchBoxen aus Aluminium, <strong>für</strong> die die<br />
Gegend um Mumbai berühmt ist. Sie lebt<br />
immer noch im Slum und hilft verlassenen<br />
und stark benachteiligten Kindern. Um sich<br />
von ihrem Mann scheiden lassen zu können,<br />
musste Prabha auf ihre beiden Söhne<br />
verzichten. »Aber wenn ich jetzt gefragt<br />
werde«, sagt sie, »sage ich immer, dass ich<br />
nicht nur zwei Kinder habe. Jetzt habe ich<br />
in Bhim Nagar tausend Kinder.«<br />
WELTBEVÖLKERUNGSBERICHT 2011<br />
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