24.09.2012 Aufrufe

3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung

3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung

3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

arbeiten und gleichzeitig studieren«. Viele von ihnen<br />

nehmen täglich zwei oder mehr Stunden Fahrzeit auf<br />

sich, um aus den inneren und äußeren Vorstädten in die<br />

Innenstadt von Mumbai zu pendeln. Bei diesen Frauen<br />

handelt es sich um eine spezielle Gruppe urbaner<br />

Migrantinnen: Sie sind gut ausgebildet, führen ein<br />

Mittelschicht­Leben und nehmen häufig große Belastungen<br />

auf sich, um Karriere und Familie zu vereinbaren.<br />

»Frauen, die nach Arbeitsschluss im Pendlerzug nach<br />

Hause sitzen und Gemüse schälen, sind ein alltäglicher<br />

Anblick«, schreibt Jayraj.<br />

Das Muster des Wachstums der Bevölkerung mit<br />

niedrigen Einkommen in den Vorstädten und im Umland<br />

wird in Thane offenkundig. Dort leben inzwischen etwa<br />

30 Prozent der Einwohner in Slums. Eine dieser Ansiedlungen<br />

heißt Bhim Nagar, wo sich oft zwischen zehn und<br />

15 Personen in den kleinen, oft nur aus einem einzigen<br />

Raum bestehenden Behausungen, drängen. Wie ein<br />

Bewohner erzählt, sind viele, wenn nicht die meisten,<br />

arbeitslos oder können in dieser Entfernung von Mumbai<br />

nur Gelegenheitsjobs finden. Die Frauen sind etwas besser<br />

dran, weil sie als Hausangestellte arbeiten können. Diese<br />

t Anwohner bei der Hausarbeit in den Bengali-Colony-Slums im Gebiet von<br />

East Kidwai Nagar im indischen Delhi.<br />

© Sanjit das/Panos<br />

80 KAPITEL 6: dAS WACHSTUM dER STädTE IM BLICK<br />

Jobs sind jedoch weder sicher, noch mit Sozialleistungen<br />

verbunden. Von Tag zu Tag zu über leben, ist das Ziel der<br />

meisten Menschen hier. Niemand weiß, ob oder wann<br />

sie aus ihren Häusern vertrieben werden, die sich entlang<br />

schlammiger Straßen aneinander drängen.<br />

»Slums sind komplex«, sagt Faujdar Ram vom Indian<br />

Institute for Population Sciences. »Die meisten Leute sind<br />

nur Mieter, und die Besitzer der Häuser sind meist lokale<br />

Führungspersönlichkeiten, gewählte Politiker.« In Indien<br />

benutzen Politiker Slums und Hüttensiedlungen als<br />

Hochburgen in ihren Wahlbezirken. Deshalb sind sie<br />

daran interessiert, dass dort möglichst viele Menschen<br />

leben. Aber diesen Slumlords wird zusehends Konkurrenz<br />

von Bauträgern gemacht. Nach Auskunft von Ram sehen<br />

diese in gemeindefreien Flächen mit ungesicherten Grundbesitzverhältnissen<br />

ideale Objekte <strong>für</strong> private Bauprojekte.<br />

Hat ein Bauträger einflussreiche Förderer, könne es<br />

passieren, dass ein Slum ohne große Vorwarnung niedergewalzt<br />

und die dort lebenden Menschen in alle Winde<br />

verstreut werden. Nur selten bekämen private Bauträger<br />

die Auflage, auf einem Teil der Flächen Wohnungen <strong>für</strong><br />

einkommensschwache Gruppen zu errichten.<br />

Obwohl die Abwanderung von ländlichen in städtische<br />

Regionen im Rückgang begriffen ist, wird der Bundesstaat<br />

Maharashtra auch in Zukunft Ziel ungelernter Wanderarbeiter<br />

bleiben. Denn in der polyglotten Metropolregion<br />

Mumbai stellt die Sprachbarriere kein unüberwindbares<br />

Hindernis dar. Deutlich schwieriger ist es nach Meinung<br />

von Ram <strong>für</strong> hindisprachige Nordinder, sich um Jobs in<br />

Städten in anderen Bundesstaaten wie Kerala, Tamil Nadu<br />

und Karnataka zu bewerben, obwohl dort Arbeitskräfte<br />

gesucht werden.<br />

der Lockruf der Arbeit<br />

Weiter nordöstlich, rund 60 Kilometer von Mumbai­Stadt<br />

– aber immer noch zur Metropolregion gehörig – bietet<br />

die Stadt Bhiwandi ein Musterbeispiel <strong>für</strong> die Industrialisierung<br />

und Urbanisierung in Indien: Lange Zeit hindurch<br />

war Bhiwandi eine Kleinstadt, bekannt vor allem <strong>für</strong> ihre<br />

Handweber­Werkstätten. Mit der Elektri fi zierung und

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!