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3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung

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Leichte Beute <strong>für</strong> Schleuser und<br />

Menschenhändler<br />

Der Bevölkerungswissenschaftler Assefa Hailemariam ist<br />

Mitherausgeber eines neuen Buches mit dem Titel »The<br />

Demographic Transition and Development in Africa: The<br />

Unique Case of Ethiopia« (Demographischer Wandel und<br />

Entwicklung in Afrika: der Sonderfall Äthiopien). Er berichtet,<br />

dass Jungen zum Teil auswandern, weil das Land,<br />

das unter den Söhnen einer Familie aufgeteilt werden soll,<br />

zu klein geworden ist. Indirekt hängt damit auch der Druck<br />

auf die Familien zusammen, relativ gut situierte Ehemänner<br />

<strong>für</strong> ihre Töchter finden zu müssen. Nach Angaben von<br />

Migrationsbeauftragten wenden sich viele an Schleuser<br />

oder werden von Menschenhändlern geködert, wenn sie<br />

keine andere Möglichkeit mehr sehen, als auszuwandern.<br />

Sasu Nina Tesfamariam unterhält Frauenhäuser <strong>für</strong><br />

ältere Frauen in Addis Abeba. Sie bietet auch Mädchen<br />

eine Zuflucht, die ins Ausland geschleust wurden und<br />

mittellos nach Äthiopien zurückgekehrt sind. Die jungen<br />

Frauen suchen als Hausmädchen Arbeit – vorwiegend in<br />

t Bevölkerungswissenschaftler Assefa Hailemariam von der Universität<br />

Addis Abeba.<br />

© UNFPA/Antonio Fiorente<br />

70 KAPITEL 5: dIE ENTSCHEIdUNG ZU GEHEN: KRAFT UNd WIRKUNG VON MIGRATION<br />

Saudi­Arabien, aber auch im Jemen, in Dubai, Kuwait<br />

und Syrien, erzählt Sasu Nina. Manche werden gefasst<br />

und abgeschoben. Viele wissen nach ihrer Rückkehr nach<br />

Äthiopien nicht, an wen sie sich wenden sollen.<br />

Sasu Nina stellt die schüchterne, 19­jährige Halima<br />

vor. Anders als viele junge Frauen, die in andere Länder<br />

geschleust wurden, wurde Halimas Reise nach Dubai von<br />

einer Verwandten legal arrangiert. Sie reiste mit einem<br />

gültigen Pass. Als Hausmädchen in Dubai sei sie jedoch<br />

regelmäßig misshandelt und wie eine Gefangene ohne<br />

Bezahlung im Haus ihres Arbeitgebers gehalten worden,<br />

berichtet sie. Da sie das Telefon nicht benutzen durfte,<br />

konnte sie weder ihre Familie noch sonst jemanden<br />

erreichen, dem sie ihre grauenvolle Situation hätte<br />

schildern können.<br />

Nach fast drei Jahren fasste sie den Entschluss, wegzugehen.<br />

Da stieß ihr Arbeitgeber sie von einem Balkon<br />

im dritten Stock. Sie erlitt mehrere Kieferbrüche und ihr<br />

Gesicht wurde schwer entstellt. Beim Sprechen verbirgt<br />

sie die schlimmsten Partien mit ihren Händen. Ein Gericht<br />

in Dubai schickte sie zurück nach Äthiopien, wo sie von<br />

einem Cousin in ein Krankenhaus gebracht wurde, das<br />

Südkoreaner in Addis Abeba betreiben. Dort werden ihre<br />

Verletzungen jetzt von plastischen Chirurgen behandelt.<br />

Seit einem zufälligen Zusammentreffen mit Yoo Soon­taek,<br />

der Frau des Generalsekretärs der Vereinten Nationen<br />

Ban Ki Moon, bei einem offiziellen Besuch des Paares in<br />

Äthiopien, wird ihr Fall vorrangig behandelt.<br />

Anwälte von Migranten sagen, es sei schwierig festzustellen,<br />

wie viele Äthiopier genau das Land verlassen,<br />

um im Ausland zu arbeiten. Viele gehen ohne Papiere<br />

und ohne die Behörden zu informieren. In einem äthiopischen<br />

Medienbericht von Anfang 2011 heißt es unter<br />

Berufung auf einen Sprecher des Ministeriums <strong>für</strong> Arbeit<br />

und soziale Angelegenheiten, es gebe 78 Arbeits vermit tlungsagenturen,<br />

die eine Lizenz haben, um Arbeitsmigranten<br />

nach Dschibuti, Kuwait und Saudi­Arabien<br />

zu vermitteln. Seit September 2009 hätten demnach<br />

mehr als 26.000 Menschen Äthiopien auf legalem Weg<br />

ver lassen, um im Ausland zu arbeiten.

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