3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung
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Ältere Menschen trainieren chinesischen Kampfsport in einem modernen<br />
Stadtteil der chinesischen Stadt Xi’an.<br />
© UNFPA/Guo Tieliu<br />
denen man sich um die Bewohner oder um Tagesbesucher<br />
kümmern kann. Dort sollen die Alten eine einkommenssichernde<br />
Arbeit erlernen oder sich zur Stabilisierung ihrer<br />
seelischen Gesundheit anderweitig betätigen können.<br />
Die Erhebung von 2010, auf die sich Tilahun bezieht,<br />
wurde mithilfe von vier äthiopischen NGOs <strong>für</strong> die<br />
Ministerien <strong>für</strong> Arbeit und soziale Angelegenheiten auf<br />
staatlicher und lokaler Ebene durchgeführt. Sie hat<br />
ergeben, dass 88 Prozent der obdachlosen und 66 Prozent<br />
der zu Hause wohnenden älteren Menschen in Addis<br />
Abeba nicht genug zu essen haben. 93 Prozent aller<br />
älteren Menschen verfügen weder über Bad noch Dusche,<br />
78 Prozent hatten chronische Erkrankungen und<br />
51 Prozent gaben an, keine Unterstützung durch die<br />
Familie zu erhalten.<br />
Jiang Xiangqun ist Gerontologe und Professor <strong>für</strong><br />
Bevölkerungswissenschaften an der RenminUniversität in<br />
Peking. Er und seine Kollegen schätzen, dass 98 Prozent<br />
der alten Menschen in China in ihrer Wohnung oder<br />
ihrem Haus bleiben oder es jedenfalls versuchen. Viele – in<br />
Peking möglicherweise bis zu 70 Prozent, in den ländlichen<br />
Gebieten deutlich weniger – sitzen in den »leeren<br />
Nestern«, weil ihre Kinder weggezogen sind, um<br />
anderswo zu arbeiten oder eine eigene Familie zu gründen.<br />
Chinesische Bevölkerungswissenschaftler sagen, die<br />
Regierung bemühe sich um eine Politik, die Menschen<br />
32 KAPITEL 3: SICHERHEIT, WIRTSCHAFTLICHE MÖGLICHKEITEN UNd UNABHäNGIGKEIT IM ALTER<br />
im hohen Alter das Wohnen zu Hause ermöglicht. Denn<br />
die Alten wünschten es so, und außerdem spare es Kosten<br />
<strong>für</strong> den Neubau von Unterkünften und die Bereitstellung<br />
zusätzlicher Dienstleistungen.<br />
Zusammen mit Yang Qingfang, der an der Schule <strong>für</strong><br />
Weiterbildung der Universität unterrichtet, hat Professor<br />
Jiang ein wissenschaftliches Diskussionspapier mit dem<br />
Titel »Bestandsaufnahme und Analyse zur Alterung der<br />
chinesischen Bevölkerung und zur Situation älterer<br />
Menschen« verfasst. Darin betont er, dass China altere,<br />
bevor es reich werde. In den Industrieländern stünden<br />
dagegen mehr Ressourcen und mehr Zeit zur Verfügung,<br />
um den Übergang in eine alternde <strong>Gesellschaft</strong> zu<br />
bewältigen. Als die Bevölkerungen der Industrieländer<br />
deutlich zu altern begannen, so Jiang, hatten sie ein<br />
viel höheres ProKopfEinkommen.<br />
»Wenn sich die Alterung der Bevölkerung Chinas<br />
Mitte des 21. Jahrhunderts ihrem Höhepunkt nähert,<br />
kann die wirtschaftliche Entwicklung des Landes<br />
höchstens das Niveau mäßig entwickelter Länder erreicht<br />
haben«, schreiben die Autoren in ihrem Diskussionspapier.<br />
Wenn in Zukunft mehr Menschen allein leben<br />
und außerhalb ihrer Familien Hilfe suchen, »werden die<br />
Aufgaben <strong>für</strong> Rentenversicherung, medizinische Versorgung<br />
sowie die Sozialleistungen wichtiger«.<br />
In China nimmt der Anteil älterer Menschen an der<br />
Gesamtbevölkerung stetig zu, wobei zwei Faktoren zusammenwirken:<br />
niedrige Geburtenraten als Ergebnis der<br />
<strong>Familienplanung</strong>spolitik, die den meisten Familien nur<br />
ein Kind zugesteht, und das gesündere, längere Leben,<br />
durch das die Zahl der alten Menschen gestiegen ist. Als<br />
China Ende April 2011 die Zahlen der Volkszählung<br />
aus dem Jahr 2010 veröffentlichte, hieß es von offizieller<br />
Seite, dass die Bevölkerungsgruppe der über Sechzigjährigen<br />
auf 13,3 Prozent angewachsen sei. Das sind fast<br />
drei Prozentpunkte – also fast ein Drittel – mehr als<br />
bei der Volkszählung des Jahres 2000.<br />
Kürzlich fand ein informelles Treffen von Bevöl kerungswissenschaftlern<br />
an der RenminUniversität in Peking<br />
statt, bei dem über demographische Veränderungen,