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3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung

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Die Sanierung von Slums kommt zwar<br />

voran, kann aber nicht mit der<br />

wachsenden Zahl armer Menschen in<br />

Städten Schritt halten<br />

Einwohnerzahl urbaner Slums und Anteil der städtischen<br />

Bevölkerung, die in Slums lebt, Entwicklungsregionen,<br />

1990–2010<br />

Slumbevölkerung<br />

(in Millionen)<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

46.1<br />

42.8<br />

Anteil der in Slums lebenden<br />

städtischen Bevölkerung (in Prozent)<br />

60<br />

39.3<br />

35.7<br />

34.3<br />

32.7<br />

1990 1995 2000 2005 2007 2010<br />

Anteil der in Slums<br />

lebenden städtischen<br />

Bevölkerung in Prozent<br />

Slumbevölkerung<br />

in absoluten Zahlen<br />

Laut dem Fortschrittsbericht der Vereinten Nationen zur<br />

Umsetzung der Millennium­Entwicklungsziele ist der<br />

Anteil der in Slums lebenden städtischen Bevölkerung in<br />

den Entwicklungsländern zwischen den Jahren 2000 und<br />

2010 von 39,3 auf 32,7 Prozent gesunken. In diesen zehn<br />

Jahren haben über 200 Millionen Slumbewohner Zugang zu<br />

einer verbesserten Wasser­ und Abwasserversorgung oder<br />

besseren, weniger überfüllten Unterkünften gefunden. Das<br />

zeigt, dass die Länder und Kommunen sich ernsthaft um die<br />

Verbesserung der urbanen Lebensbedingungen kümmern.<br />

Damit bieten sie vielen Millionen Menschen die Möglichkeit,<br />

sich aus Armut, Krankheit und Analphabetismus zu befreien.<br />

In absoluten Zahlen gemessen, nimmt die Zahl der<br />

Slumbewohner in den Entwicklungsländern jedoch zu und<br />

wird das auch in nächster Zukunft tun. Weltweit wird die Zahl<br />

der in Slums lebenden Stadtbewohner in Entwicklungsländern<br />

derzeit auf rund 828 Millionen geschätzt.<br />

Quelle: »The Millennium Development Goals Report 2010«, Abteilung <strong>für</strong><br />

Wirtschaft und Soziales der Vereinten Nationen<br />

86 KAPITEL 6: dAS WACHSTUM dER STädTE IM BLICK<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Die Frage, wie mit dem in die Lagune hinaus gebauten<br />

Teil Makokos verfahren werden soll, illustriert die lähmende<br />

Komplexität der Konflikte, die sich in vielen Entwicklungs<br />

ländern entzünden. Denn hier trifft eine von dem<br />

Wunsch nach Modernisierung und Sanierung getriebene<br />

Regierung auf Gemeinschaften, die an ihrer Unab hängigkeit<br />

festhalten und sich der Veränderung widersetzen<br />

– selbst wenn das allmählichen Verfall bedeutet. Denn<br />

mit Worten lässt sich das Leben im Fischerdorf von<br />

Makoko kaum beschreiben. Hier leben die Menschen<br />

vom Fischfang oder sie arbeiten in Sägewerken und in<br />

den Räucherhütten, in denen der tägliche Fang <strong>für</strong> den<br />

Verkauf auf den Märkten vorbereitet wird.<br />

Genau genommen ist Makoko eine Stadt auf Stelzen,<br />

deren Bevölkerung auf 50.000 Menschen oder mehr geschätzt<br />

wird. Hier gibt es keinerlei öffentliche Versorgung,<br />

keinen Trinkwasseranschluss und Strom nur dort, wo er<br />

illegal vom kommunalen Netz abgezweigt wird. Einzige<br />

Fort bewegungsmittel sind selbstgebaute Kanus, von<br />

denen Hunderte, wenn nicht Tausende durch das mit<br />

Müll und Exkrementen verschmutzte Wasser pflügen.<br />

Ein Ortsvorsteher, der die Bevölkerung in der seit<br />

über 100 Jahren bestehenden Siedlung auf rund 20.000<br />

Menschen schätzt, sagt, dass es nur eine kleine Schule<br />

gebe, die von einem Wohltätigkeitsverein unterhalten<br />

werde. Es existieren weder <strong>Familienplanung</strong>sdienste noch<br />

überhaupt irgendeine moderne medizinische Versorgung,<br />

lediglich eine Klinik, die von einem traditionellen Heiler<br />

geführt wird. Der berichtet, dass es immer wieder zu<br />

Typhus­ und Malaria­Epidemien komme – beides vermeidbare<br />

Krankheiten. Trotzdem, betont der Ortsvor steher,<br />

habe bisher noch niemand gefordert, dass der stinkende<br />

Sumpf, auf dem sie hier leben, trocken gelegt wird oder<br />

auch nur versucht, den angesammelten Müll selbst zu<br />

entsorgen. Für Verschmutzung macht der Ortsvorsteher<br />

das Festland jenseits der Lagune verantwortlich.<br />

Die Fischergemeinde von Makoko sei polygam, berichtet<br />

er weiter. Allerdings dürften die Männer höchstens<br />

zwei Frauen haben. Viele Familien haben zehn bis<br />

20 Kinder. Meistens teilen sie sich eine Holzhütte mit

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