3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung
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<strong>für</strong> Entwicklung und soziale Stabilität sei. Nach einem<br />
Bericht in der »China Daily« räumte auch Präsident Hu<br />
Jintao ein, die Sozialleistungen <strong>für</strong> Migranten müssten<br />
verbessert werden.<br />
Unter dem derzeitigen System können zum Beispiel<br />
selbst bestens ausgebildete Personen aus abgelegenen<br />
Provinzen, die einen guten Arbeitsplatz in Peking oder<br />
einer anderen Großstadt nachweisen können, nicht davon<br />
ausgehen, dass ihr registrierter Wohnsitz verlegt wird.<br />
Verwaltungstechnisch bleiben sie Außenseiter, die an<br />
ihrem neuen Wohnort keinen Anspruch auf Sozial und<br />
Vorsorgeleistungen haben. Im neuen Wohnort wird den<br />
Kindern solcher Einwohner im Regelfall der Zugang<br />
zu öffentlicher Bildung und medizinischer Versorgung<br />
verweigert. Ältere Menschen, die nicht dort leben, wo sie<br />
gemeldet sind, können dort keine Sozialleistungen in<br />
Empfang nehmen. Sie müssen da<strong>für</strong> an ihren ursprünglichen<br />
Wohnort zurückkehren. Es gibt zahlreiche<br />
solcher Geschichten.<br />
t In Xialiang in der chinesischen Provinz Shaanxi betreibt eine Frau<br />
zusammen mit ihrem Verlobten einen kleinen Lebensmittelladen.<br />
© UNFPA/Guo Tieliu<br />
74 KAPITEL 5: dIE ENTSCHEIdUNG ZU GEHEN: KRAFT UNd WIRKUNG VON MIGRATION<br />
Bei Versammlungen mit jungen Migranten in der<br />
Provinz Shaanxi stellte sich heraus, dass zumindest einige<br />
von ihnen das System erfolgreich umgehen: Sie betrachten<br />
die Arbeitsmigration als vorübergehenden Lebensabschnitt<br />
bzw. als Übergang zum Erwachsenwerden. Sie wollen die<br />
Zeit nutzen, um Geld zu verdienen, das in der Nähe ihres<br />
Wohnorts investiert werden soll. Oder sie wollen lernen,<br />
wollen sich neue Fähigkeiten und Großstadterfahrungen<br />
aneignen. Einige ziehen aus ähnlichen Gründen in eine<br />
nahe Stadt im Landesinnern, statt sich dem Treck an die<br />
Küste anzuschließen. Die Stadt Xialiang liegt ein paar<br />
Autostunden östlich von Xi’an in einem ökologisch<br />
reizvollen Waldgebiet, das derzeit zum Naturschutzgebiet<br />
weiterentwickelt wird. Hier diskutiert eine Gruppe<br />
zurückgekehrter Migranten im Alter von 20 bis 30 Jahren<br />
über ihr Erwachsenwerden als Fabrikarbeiter und in<br />
verschiedenen anderen Jobs.<br />
Hua Gongmei ist 24 Jahre alt und hat – wie alle<br />
anderen – die Sekundarschule absolviert. Sie begann ihr<br />
Arbeitsleben mit dem Einpacken von Waren <strong>für</strong> ein<br />
lokales Unternehmen. Doch schon bald beschloss sie, in<br />
die Provinz Schantung zu ziehen und dort in einer Fabrik<br />
Arbeit zu suchen. In der Fabrik, in der sie landete, hatten<br />
zehn junge Leute Selbstmord begangen, erzählt Hua. Sie<br />
selbst fand ihren Job nicht sehr anstrengend. Nach einem<br />
Jahr hatte sie genug Geld, um nach Xialiang zurückzukehren<br />
und unweit des Eingangs zum Naturreservat ein<br />
kleines Geschäft zu eröffnen. Die 29jährige Zhang Li<br />
hatte in der Provinz Fujian am Fließband Elektronikteile<br />
zusammengebaut. Später arbeitete sie in einem lebensmittelverarbeitenden<br />
Betrieb in Schantung, wo sie auch<br />
ihren Mann kennenlernte. »Durch meine Erfahrung bin<br />
ich reifer geworden und freier«, erzählt Zhang. Als Mutter<br />
eines sechsjährigen Jungen ist sie froh, wieder zu Hause<br />
zu sein. Jetzt arbeitet sie hier in einer TofuFabrik.<br />
Dang Meng ist 21 Jahre alt. Er sagt, er sei letztes Jahr<br />
weg gezogen, um in einem professionellen Frisiersalon<br />
zu arbeiten. Denn später, nach seiner Rückkehr nach<br />
Xialiang, will er einen eigenen Salon eröffnen.