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3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung

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Benachteiligung der Frauen und hohe Fertilität<br />

Ana Maria, eine werdende Mutter, sitzt im Gesundheit szentrum<br />

Boane, etwa eine Stunde von der mosambikanischen<br />

Hauptstadt Maputo entfernt. »Ich will drei<br />

Kinder«, sagt sie und deutet auf ihren Bauch, während sie<br />

auf die Schwangerenvorsorge wartet. »Zwei habe ich<br />

schon – einen Jungen und ein Mädchen – und dieses hier<br />

soll mein letztes sein«, erklärt sie. Die Betreuung aufwachsender<br />

Kinder sei teuer. Ihr Geld würde sie lieber <strong>für</strong><br />

den Bau eines neuen Hauses verwenden, eines Hauses<br />

mit vier Zimmern.<br />

Auch Asucena, eine 22­jährige Tomatenverkäuferin<br />

auf einem improvisierten Markt in einem der Außen bezirke<br />

Maputos, will nur drei Kinder. Die Frauen, die an den<br />

benachbarten Ständen arbeiten, sagen alle, sie wollten nur<br />

zwei oder drei Kinder. Trotz dieser und vieler ähnlicher<br />

Aussagen bekommen Frauen in Mosambik im Lauf ihres<br />

Lebens durchschnittlich mehr als fünf Kinder. In einigen<br />

ländlichen Gebieten sind es im Schnitt sogar fast sieben.<br />

Warum gibt es so eine große Kluft zwischen der Zahl<br />

der Kinder, die manche Frauen wollen, und der Zahl, die<br />

sie tatsächlich bekommen? Mehrere Experten <strong>für</strong> Bevölkerung<br />

und Entwicklung und auch Hilfsorganisationen in<br />

Mosambik machen den schlechten sozialen Status von<br />

Frauen – und den damit einhergehenden Mangel an wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Chancen – <strong>für</strong> die<br />

hohen Geburtenraten verantwortlich.<br />

Der Gender Inequality Index (Ungleichheitsindex<br />

der Geschlechter), der im »Bericht über die menschliche<br />

Entwicklung 2010« des Entwicklungsprogramms der<br />

Vereinten Nationen vorgestellt wurde, misst die Ungleichheit<br />

zwischen Frauen und Männern in Bezug auf die<br />

reproduktive Gesundheit, politische Partizipation,<br />

Verdienst möglichkeiten und Bildung. Demnach steht<br />

Mosambik bei der Gleichberechtigung von Frauen<br />

auf dem 111. Platz von 169 Ländern. Der Index zeigt,<br />

dass fast drei Viertel der menschlichen Entwicklung in<br />

Mosambik wegen dieser Ungleichheiten verloren gehen –<br />

insbesondere im Bereich der reproduktiven Gesundheit.<br />

t<br />

Berta Chilundo, Juristin und Vizepräsidentin von MULEIDE, einer NGO, die<br />

sich <strong>für</strong> die Frauenförderung in Mosambik einsetzt.<br />

© UNFPA/Pedro Sá da Bandeira<br />

»Die dauerhafte Benachteiligung der Frauen bedeutet,<br />

dass Frauen und Kinder überproportional häufig Opfer<br />

von Armut, Nahrungsunsicherheit und Krankheiten<br />

sind«, heißt es im UNDAF <strong>für</strong> Mosambik <strong>für</strong> die Jahre<br />

2012 bis 2015.<br />

Das bestätigt Carlos Arnaldo, Professor <strong>für</strong><br />

Bevölkerungs wissenschaften an der Eduardo­Mondlane­<br />

Universität in Maputo. In Mosambik »haben Frauen<br />

keine Entscheidungsmacht« – besonders dann nicht,<br />

wenn es um die Entscheidung über die Zahl der Kinder<br />

und den Zeitpunkt der Geburten gehe, sagt er.<br />

Symptomatisch <strong>für</strong> diese Situation ist die weit verbreitete<br />

häusliche Gewalt, obwohl sie seit 2009 unter<br />

Strafe steht. Berta Chilundo ist Vizepräsidentin des<br />

Ausschusses <strong>für</strong> Frauen, Recht und Entwicklung und<br />

arbeitet bei MULEIDE, einer NGO, die Rechtsbeistand<br />

und psychologische Unterstützung <strong>für</strong> misshandelte<br />

Frauen anbietet. »Die Gewalt gegen Frauen in Mosambik<br />

hängt direkt mit der Stellung der Frau in der <strong>Gesellschaft</strong><br />

zusammen«, betont sie.<br />

WELTBEVÖLKERUNGSBERICHT 2011<br />

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