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3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung

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einen Arbeits­ oder Studienplatz oder eine Wohnung<br />

besteht. Viele potenzielle Migranten verlassen sich darauf,<br />

dass sie in internationalen Netzwerken Informationen<br />

finden, die ihnen Entscheidungshilfen liefern, ob sie<br />

auswandern oder bleiben sollen. Beamte in Mexiko haben<br />

festgestellt, dass potenzielle Migranten bei ihrer Überlegung,<br />

ob sie den Weg in die Vereinigten Staaten<br />

riskieren sollen, teilweise auf Informationen von Freunden<br />

und Verwandten jenseits der Grenze zurückgreifen.<br />

Félix Vélez ist Generalsekretär des Nationalen Bevölkerungsrats,<br />

einer staatlichen Behörde, die unter dem<br />

Namen CONAPO bekannt ist. »Wenn sich das reale<br />

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in den Vereinigten Staaten<br />

abschwächt, dann reagieren die Migrationsströme sehr<br />

schnell«, berichtet Vélez. »Das hat teilweise mit den<br />

Verbindungen zu tun, die zwischen Mexikanern in Mexiko<br />

und Mexikanern in den Vereinigten Staaten bestehen. Es<br />

gibt viele Informationen. Wenn es in den Vereinigten<br />

Staaten so gut wie unmöglich ist, Arbeit zu finden, dann<br />

beschließen die Leute, nicht dorthin zu gehen«, ergänzt er.<br />

Doch wird die mexikanische Einwanderung in die<br />

Vereinigten Staaten auch noch von anderen Faktoren<br />

beeinflusst. Behördenvertreter und Immigrantenanwälte<br />

in den USA schätzen, dass dort elf bis zwölf Millionen<br />

Ausländer ohne Aufenthaltspapiere leben, von denen die<br />

meisten aus Mexiko stammen. »Jetzt, da es in Mexiko<br />

nicht mehr so viele junge Menschen gibt, nimmt die<br />

Wahrscheinlichkeit der Abwanderung ab, da der Großteil<br />

der Migranten zwischen 15 und 29 Jahren alt ist«, erklärt<br />

Vélez. »Selbst wenn sich die amerikanische Wirtschaft<br />

erholen und die Grenzkontrollen gelockert würden, fiele<br />

meine Prognose niedriger aus.«<br />

Hinzu komme, dass die Mexikaner wohlhabender<br />

werden: »Aus der Volkszählung geht hervor, dass die Zahl<br />

der reichen Mexikaner – die Autos, Computer, Waschmaschinen<br />

besitzen – dramatisch gestiegen ist. Das hat<br />

mit der geringen Inflation und niedrigen Zinsen zu tun.<br />

Zum ersten Mal seit den 1960er Jahren genießen wir über<br />

einen ziemlich langen Zeitraum hinweg makroökonomische<br />

Stabilität. Kredite sind so leicht zu bekommen<br />

t<br />

Félix Vélez, Generalsekretär des Nationalen Bevölkerungsrats, Mexiko-Stadt.<br />

© UNFPA/Ricardo Ramirez Arriola<br />

wie nie.« Schließlich erinnert Vélez an die Risiken der<br />

Überquerung der mexikanischen Nordgrenze zu den<br />

Vereinigten Staaten: Dort habe die hohe Kriminalität im<br />

Zusammenhang mit Drogenschmuggel und dem Feldzug<br />

der mexikanischen Regierung gegen Menschenhändler<br />

viele Menschen das Leben gekostet. Die »goldenen Jahre<br />

der Migration in die Vereinigten Staaten« seien vorbei,<br />

versichert Vélez.<br />

In Finnland, wo man Migration aus Russland und<br />

den Baltischen Staaten seit Jahren kennt, kommen nun<br />

zunehmend afrikanische Einwanderer hinzu – wenn<br />

auch bisher noch sehr wenige. Diese fühlen sich isolierter<br />

als europäische Einwanderer und bauen daher mithilfe von<br />

NGOs und manchmal auch staatlichen Sozial diensten<br />

ihre eigenen Netzwerke auf. Der Familienverband des<br />

finnischen multikulturellen Zentrums unterhält eine<br />

mehrsprachige Beratungs­Hotline. Hier schätzt man, dass<br />

sich im Lauf von 20 Jahren 11.000 bis 12.000 Somalier<br />

im Lande angesiedelt haben. Viele von ihnen waren als<br />

Asylbewerber angekommen und haben später Familienmitglieder<br />

nachgeholt.<br />

WELTBEVÖLKERUNGSBERICHT 2011<br />

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