3 - österreichische Gesellschaft für Familienplanung
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die einst die größten Missverhältnisse zwischen Mädchen<br />
und Jungen aufwiesen, langsam abnimmt. In vielen<br />
anderen Bundesstaaten ist die Entwicklung allerdings<br />
gegenläufig. Dort liegt die Zahl der Mädchen pro<br />
1.000 Jungen zum Teil im 800erBereich und damit<br />
deutlich unterhalb des Landesdurchschnitts von 914.<br />
Vor allem wirtschaftliche Gründe sprechen in Indien<br />
dagegen, Mädchen zu bekommen. Sie gelten oft als<br />
finanzielle Last, weil die Eltern ihnen eine kostspielige<br />
Mitgift mitgeben müssen, um einen guten Mann <strong>für</strong><br />
sie zu finden. Zudem können Frauen oft nur wenig zum<br />
Familieneinkommen beitragen. Diese Argumente ließen<br />
sich jedoch widerlegen, so Poonam Muttreja, geschäfts<br />
rEProdUKTIvE gESUNdHEIT<br />
UNd rECHTE<br />
Auszüge aus dem Aktionsprogramm der Kairoer<br />
Weltbevölkerungskonferenz<br />
Reproduktive Gesundheit bedeutet […], dass Menschen […]<br />
die Fähigkeit zur Fortpflanzung und die freie Entscheidung<br />
darüber haben, ob, wann und wie oft sie hiervon Gebrauch<br />
machen wollen. In diese letzte Bedingung eingeschlossen<br />
sind das Recht von Männern und Frauen, informiert zu werden<br />
und Zugang zu sicheren, wirksamen, erschwing lichen und<br />
akzeptablen <strong>Familienplanung</strong>smethoden sowie zu anderen<br />
Methoden der Fertilitätsregulierung ihrer Wahl zu haben,<br />
die nicht gegen die rechtlichen Bestimmungen ver stoßen<br />
und das Recht auf Zugang zu angemessenen Gesund heits<br />
diensten, die es Frauen ermöglichen, eine Schwanger schaft<br />
und Entbindung sicher zu überstehen und die <strong>für</strong> Paare die<br />
bestmöglichen Voraussetzungen schaffen, ein gesundes Kind<br />
zu bekommen […].<br />
[R]eproduktive Rechte [umfassen] bestimmte Menschenrechte<br />
[…]. Diese Rechte stützen sich auf die Anerkennung<br />
des Grundrechtes aller Paare und Individuen, frei und verantwortlich<br />
über die Anzahl, den Geburtenabstand und den<br />
Zeitpunkt der Geburt ihrer Kinder zu entscheiden und über<br />
die diesbezüglichen Informationen und Mittel zu verfügen<br />
einschließlich des Rechts, den höchsten Standard der sexuellen<br />
und reproduktiven Gesundheit zu erreichen […].<br />
54 KAPITEL 4: EINFLUSSFAKTOREN AUF dIE GEBURTENRATE<br />
führende Direktorin der Population Foundation of India.<br />
»Wir können zeigen, dass sowohl Jungen als auch<br />
Mädchen ihre Familien unterstützen können. Indien hat<br />
in der Vergangenheit nicht in Frauen und ganz allgemein<br />
auch nicht in Bevölkerungsthemen investiert«, resümiert sie.<br />
Der ehemalige indische Gesundheits und Familienminister<br />
Nanda hält eine Verschlechterung des<br />
Geschlechterverhältnisses bei Kindern <strong>für</strong> »ein sehr<br />
ernstes Problem«. Es müsse jedoch im Zusammenhang<br />
mit den sinkenden Geburtenraten betrachtet werden.<br />
Viele, wenn nicht die meisten geschlechtsselektiven<br />
Abtreibungen werden von wohlhabenden Menschen aus<br />
den besseren städtischen Wohngegenden arrangiert, die<br />
sich kleinere Familien wünschen. Wenn die Präferenz<br />
<strong>für</strong> kleinere Familien und der Wunsch nach Söhnen<br />
zusammenkommen, kann das dazu führen, dass weibliche<br />
Föten abgetrieben werden. Reiche Eltern ließen sich auch<br />
nicht durch Prämienzahlungen von ein paar tausend<br />
Rupien davon abbringen, so Nanda.<br />
»Das Geld <strong>für</strong> die Erziehung und Bildung von<br />
Mädchen verkommt zu reiner Symbolik, wenn die<br />
Gesetze gegen Mitgift oder Eigentumsüberschreibungen<br />
nicht durchgesetzt werden«, betont er. Als oberster<br />
Beamter im Gesundheitsministerium schickte er Lockvögel<br />
in Kliniken, um Ärzte zu ermitteln, die zu illegalen<br />
Geschlechts bestimmungen bereit sind. Einige von ihnen<br />
ließ er verhaften. »Sie müssen ein ordnungsgemäßes<br />
Strafverfahren bekommen«, sagt er. Bislang ist das noch<br />
nicht die Regel.<br />
großfamilien bedeuten soziale Sicherheit<br />
In Mosambik, besonders im ländlichen Norden, sind<br />
Kinder ein Zeichen von Reichtum. Mehr Kinder bedeuten<br />
mehr Hilfe im Haushalt und mehr Hände <strong>für</strong> die<br />
Feldarbeit. Mehr Kinder bedeuten <strong>für</strong> die Eltern auch<br />
mehr Sicherheit im Alter. »Kinder sind das Kapital einer<br />
Familie«, sagt Graça Samo, Exekutivdirektorin des Forum<br />
Mulher. »Kinder zu bekommen gilt als Möglichkeit,<br />
Macht zu erlangen.«