Präpositionalphrasen an der linken Peripherie ... - Fabienne Salfner
Präpositionalphrasen an der linken Peripherie ... - Fabienne Salfner
Präpositionalphrasen an der linken Peripherie ... - Fabienne Salfner
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SEMANTIK 58<br />
In den Anden ist in diesem Fall ein rahmensetzen<strong>der</strong> Modifikator. Die PP gibt den<br />
Rahmen <strong>an</strong>, innerhalb dessen <strong>der</strong> Sprecher mit seiner Aussage Gültigkeit be<strong>an</strong>sprucht.<br />
auf dem Marktplatz ist ein situationsexterner Modifikator. Er gibt den Ort <strong>an</strong>, <strong>an</strong><br />
dem das von <strong>der</strong> VP bezeichnete Ereignis lokalisiert ist, er entspricht also dem, wie<br />
lokale Modifikatoren traditionell <strong>an</strong>alysiert werden. Der situationsinterne Modifika-<br />
tor schließlich ist die dritte PP <strong>an</strong> den Ohren im Beispielsatz. Die Interpretation dieser<br />
Art von Modifikatoren resultiert aus unserem konzeptuellen Wissen über den speziellen<br />
Situationstyp, hier br<strong>an</strong>dmarken.<br />
Bei <strong>der</strong> Sichtung <strong>der</strong> Daten hat sich ergeben, dass die Klasse <strong>der</strong> rahmensetzenden<br />
Modifikatoren den größten Anteil stellt, darum soll nun <strong>der</strong>en sem<strong>an</strong>tische Analyse<br />
nach Maienborn (2001) genauer betrachtet werden.<br />
Maienborn (2001) stellt fest, dass rahmensetzende Modifikatoren sich nicht auf<br />
das Ereignisargument beziehen, son<strong>der</strong>n dass sie die gesamte Proposition modifizieren,<br />
wobei sie in Bezug auf die lokalisierte Entität sem<strong>an</strong>tisch unterspezifiziert sind. Zur<br />
Illustration dient Beispiel (11):<br />
(11) In Chile genießt Pinochet diplomatische Immunität.<br />
(Maienborn, 2001, Bsp. 81)<br />
Der Satz in (11) lässt sich auf verschiedene Weisen interpretieren. Einerseits k<strong>an</strong>n er<br />
so verst<strong>an</strong>den werden, dass Pinochet nicht von chilenischen Behörden bel<strong>an</strong>gt werden<br />
k<strong>an</strong>n. An<strong>der</strong>erseits k<strong>an</strong>n er ausdrücken, dass immer, wenn Pinochet in Chile ist, er<br />
diplomatisch immun ist, also weltweit nicht bel<strong>an</strong>gt werden k<strong>an</strong>n. Eine dritte Möglich-<br />
keit ist die sogen<strong>an</strong>nte “epistemische Lesart”, die besagt, dass die Menschen in Chile<br />
Pinochet für diplomatisch immun halten. Welche <strong>der</strong> Interpretationen letztendlich die<br />
zutreffende ist, wird aus dem Kontext o<strong>der</strong> Weltwissen erschlossen.<br />
Maienborn (2001) schlägt vor, rahmensetzende Modifikatoren als sogen<strong>an</strong>nte “Chi-<br />
nese Style” Topiks zu <strong>an</strong>alysieren. Der Begriff geht zurück auf Chafe (1976,50f). Diese<br />
Topiks begrenzen die Anwendbarkeit <strong>der</strong> Hauptaussage auf eine bestimmte beschränkte<br />
Domäne. Topiks bedeuten bei Maienborn (2001) Satztopiks im Sinne von ’aboutness’<br />
und gehören zur Grammatik. Diskurstopiks sind bei ihr pragmatisch hervorgehobene<br />
Diskussionsgegenstände in einen gegeben Diskurs. Satztopiks sind im Diskurstopik<br />
ver<strong>an</strong>kert. Also beschränken rahmensetzende Modifikatoren einen sem<strong>an</strong>tisch unter-<br />
spezifizierten Referenten <strong>der</strong> durch das Diskurstopik verkörpert wird. Dieser Referent<br />
ist die sogen<strong>an</strong>nte ’Topiksituation’ (Maienborn, persönliche Kommunikation).<br />
Der Begriff ’Topiksituation’ ist eine Verallgemeinerung des Begriffs ’Topikzeit’<br />
von Klein (1994). Sie ist grammatisch über Tempus und Aspekt ver<strong>an</strong>kert, siehe Mai-<br />
enborn (2003). Klein unterscheidet zwischen Topikzeit, Äußerungszeit und Situations-<br />
zeit. Was die Begriffe im Einzelnen bedeuten, wird <strong>an</strong> Beispiel (12) deutlich: