Hessen stärker machen - Fundación Friedrich Naumann
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die sich nicht als Staatskunden empfinden und Demokratie nicht nur auf<br />
einen wirtschaftlichen und sozialen Zweckverband reduzieren. Bürger zu sein<br />
bedeutet mehr als eine reine Erwerbsbiografie mit Staatsangehörigkeit.<br />
Bürger, das war ein Ausdruck des Selbstbewusstseins und des Willens zur<br />
Unabhängigkeit, und das sollte Bürger-Sein auch wieder bedeuten.<br />
Schon in unserem Berliner Grundsatzprogramm von 1957 haben wir<br />
festgelegt, dass Gesellschaftspolitik nicht isoliert gesehen werden darf. „Die<br />
Gesellschaftspolitik muss gemeinsam mit der Wirtschaftspolitik die<br />
Voraussetzungen dafür schaffen, dass alle für die Wechselfälle des Lebens<br />
vorsorgen können.“ In den Wiesbadener Grundsätzen für die liberale<br />
Bürgergesellschaft von 1997 heißt es: „Gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />
Freiheit sind unteilbar. Gesellschaftliche Freiheit und wirtschaftliche Freiheit<br />
bedingen einander und fördern sich gegenseitig.“<br />
IV. 2 Kinder und Familie<br />
Familien wachsen, wo Menschen Vertrauen in eine gemeinsame Zukunft<br />
haben. Für Liberale ist Familie jede auf Dauer angelegte Gemeinschaft, in<br />
der generationenübergreifend Verantwortung füreinander übernommen wird.<br />
Grundsätze liberaler Familienpolitik sind Wahlfreiheit des Lebensentwurfs,<br />
Freiraum für die persönliche Lebensgestaltung, Eigeninitiative und<br />
Eigenverantwortung. Im Mittelpunkt jeder Familienpolitik steht das Kind, dass<br />
die Fürsorge der Eltern und der Gesellschaft auf dem Weg zum<br />
Erwachsenwerden benötigt. An diesem Grundsatz sind alle Maßnahmen zu<br />
messen. Das Wohl des Kindes ist unser oberstes Gebot. Wo Kinder<br />
vernachlässigt oder misshandelt werden, obliegt es Staat und Gesellschaft,<br />
einzugreifen und sie zu schützen. Kein Kind geben wir ohne weiteres<br />
verloren, es gilt für das Wohl jedes Kindes zu kämpfen.<br />
Das Familienbild unterliegt in besonderem Maße dem gesellschaftlichen<br />
Wandel. Neue Lebensentwürfe und Lebensgestaltungen haben zu einer<br />
Vielzahl verschiedener Lebensformen geführt. Neben der traditionellen<br />
Familie gibt es eine zunehmende Zahl sog. „Ein-Eltern-Familien“ bzw.<br />
nichtehelicher oder gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.<br />
Dabei muss Politik diesen gesellschaftlichen Wandel berücksichtigen. Die<br />
traditionelle Familie, in der drei oder mehr Generationen unter einem Dach<br />
gewohnt haben, ist so nicht mehr existent. Die traditionelle Rollenverteilung<br />
konnte dabei endlich durchbrochen werden, wonach nur die Frau für<br />
Kinderbetreuung und –erziehung zuständig war. Kernanliegen moderner<br />
Familienpolitik muss es deshalb sein, durch eine gezielte Verbesserung der<br />
Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf die<br />
„Entweder-oder“-Frage, mit der sich heute junge Familien früher oder später<br />
konfrontiert sehen, endgültig aufzulösen. Daneben würde eine nachhaltige<br />
Verkürzung der im internationalen Vergleich ohnehin unverhältnismäßig<br />
langen Ausbildungszeiten neben anderen Effekten jungen Paaren wenigstens<br />
in zeitlicher Hinsicht den Druck nehmen, sich alternativ für Kind oder Karriere<br />
zu entscheiden. In der familienpolitischen Diskussion stehen heute oft die<br />
Belastungen bei der Kindererziehung im Vordergrund. So ist es unbestreitbar<br />
richtig, dass Kinder das Armutsrisiko der Eltern erhöhen können und es<br />
schwierig ist, Beruf und Familie zu vereinbaren. Allerdings sollte anerkannt<br />
werden, dass heute schon etwa drei Prozent des Brutto-Inlandsproduktes<br />
(BIP) für Familienleistungen von Steuerzahlern und Beitragszahlern<br />
aufgebracht und umverteilt werden. Mit Ausgaben des Staates von 111<br />
Milliarden Euro für Familienleistungen liegt die Bundesrepublik im<br />
internationalen Vergleich auf einem guten Platz. Allerdings legt Deutschland<br />
anders als andere Länder einen deutlichen Schwerpunkt auf Geldleistungen<br />
im Vergleich zu Dienstleistungen für die Familie. Die Erfolge dieser Politik<br />
sind gering. Dies zeigt, dass auch hier ein Umdenken notwendig ist.<br />
Sinnvolle Koppelung von<br />
Sozial- und<br />
Wirtschaftspolitik<br />
Familie - eine<br />
generationenübergreifen<br />
de<br />
Verantwortungsgemeinsc<br />
haft<br />
Veränderung des<br />
traditionellen<br />
Familienbildes<br />
Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf<br />
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