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Prävention und Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten ...

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3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

3.2 Der Zusammenhang <strong>sozial</strong>er<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicher Benachteiligung<br />

Zahlreiche Studien belegen, dass <strong>sozial</strong>e<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Benachteiligung<br />

im Zusammenhang zueinander<br />

stehen. Bereits Anfang der 80er Jahre<br />

wurde aufgr<strong>und</strong> einer umfassenden<br />

Forschungsar<strong>bei</strong>t aus Großbritannien,<br />

dem so genannten „Black Report“<br />

nachgewiesen, dass <strong>sozial</strong> benachteiligte<br />

Personen von einer besonders<br />

hohen Mortalität sowie Morbidität betroffen<br />

sind. Viele nachfolgende Studien,<br />

wie z.B. die „Whitehall Study“ sowie<br />

„Whitehall II“ belegen, dass eine<br />

höhere Mortalität insbesondere mit einem<br />

niedrigen beruflichen Status verb<strong>und</strong>en<br />

ist (vgl. Mielck 2003b).<br />

Zur Ermittlung ges<strong>und</strong>heitlich benachteiligter<br />

Gruppen spielen da<strong>bei</strong> in<br />

erster Linie die vertikalen Merkmale<br />

<strong>sozial</strong>er Ungleichheit eine Rolle, da<br />

anhand der Indikatoren: Bildung, Einkommen<br />

<strong>und</strong> Beruf der sozioökonomische<br />

Status einer Person erfasst<br />

werden kann. Dieses Konzept der<br />

Ressourcenarmut wird verwendet, weil<br />

messbare Indikatoren für Lebenslagen<br />

derzeit noch fehlen (vgl. SLfG 2005).<br />

Folglich werden ges<strong>und</strong>heitlich Benachteiligte<br />

mittels Armutskriterien wie z.B.<br />

der Sozialhilfe bestimmt. Doch erst in<br />

Kombination mit Merkmalen der horizontalen<br />

Ungleichheit können besonders<br />

belastete Bevölkerungsgruppen so<br />

genau wie möglich beschrieben werden<br />

(vgl. Mielck 2003a).<br />

Ähnlich wie in Großbritannien, sind<br />

auch in Deutschland besonders die<br />

unteren Statusgruppen von Krankheit<br />

<strong>und</strong> frühem Tod betroffen. Die Mortalität<br />

ist da<strong>bei</strong> in den unteren Einkommensgruppen<br />

höher als in den oberen,<br />

12<br />

z.B. haben Erwachsene ohne Abitur<br />

eine kürzere Lebenserwartung als Erwachsene<br />

mit Abitur, wo<strong>bei</strong> der Unterschied<br />

in der Lebensdauer <strong>bei</strong> Männern<br />

etwa 3,3 <strong>und</strong> <strong>bei</strong> Frauen ca. 3,9 Jahre<br />

beträgt. Auch hinsichtlich der Morbidität<br />

lassen sich Unterschiede feststellen.<br />

Beispielsweise erleiden Männer <strong>und</strong><br />

Frauen, die eine geringe schulische<br />

<strong>und</strong> berufliche Bildung aufweisen, öfter<br />

einen Herzinfarkt als Erwachsene mit<br />

Abitur. Bei der Frage nach dem allgemeinen<br />

Wohlbefinden antworten Personen<br />

der unteren Statusgruppen häufiger<br />

mit „schlecht“ als Personen der<br />

oberen Statusgruppen. Im Vergleich zu<br />

den oberen Einkommensgruppen ist die<br />

Mortalität in den Unteren zwei- bis<br />

dreimal größer (vgl. ebenda).<br />

Jedoch sind die unteren Statusgruppen<br />

nicht durch „ihre große Verelendung“<br />

vom Rest der Gesellschaft<br />

abgegrenzt. Vielmehr existiert ein <strong>sozial</strong>er<br />

Gradient, was bedeutet, dass<br />

sich ges<strong>und</strong>heitliche Ungleichheiten<br />

durch die gesamte Bevölkerungsstruktur<br />

ziehen. Je niedriger sich da<strong>bei</strong> der<br />

sozio-ökonomische Status einer Person<br />

darstellt, desto höher ist deren Morbiditäts-<br />

<strong>und</strong> Mortalitätsrisiko (vgl. Marmot<br />

& Wilkinson 1999). Vor allem Krankheitsbilder<br />

<strong>und</strong> Todesursachen, wie<br />

z.B. koronare Herzkrankheiten, Schlaganfall,<br />

Herzinsuffizienz, Bronchialkarzinom,<br />

Diabetes mellitus, Depression,<br />

Atemwegserkrankungen, AIDS sowie<br />

tödlich verlaufende Unfälle sind mit einem<br />

derartigen <strong>sozial</strong>en Gradienten<br />

verb<strong>und</strong>en (vgl. Siegrist & Joksimovic<br />

2000).

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