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Prävention und Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten ...

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3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

gründeten Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsmaßnahmen,<br />

die über die Beeinflussung<br />

des individuellen <strong>und</strong> kollektiven<br />

Verhaltens des Menschen zur Förderung,<br />

Erhaltung <strong>und</strong> Wiederherstellung<br />

seiner Ges<strong>und</strong>heit <strong>bei</strong>trägt, in ihm die<br />

Verantwortung für seine eigene Ges<strong>und</strong>heit<br />

festigt <strong>und</strong> ihn befähigt, aktiv<br />

an der Gestaltung der natürlichen <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichen Umwelt teilzunehmen“<br />

(vgl. WHO 1993a).<br />

Schulische <strong>Prävention</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

ist da<strong>bei</strong> auf die<br />

Vermeidung von Krankheiten ausgerichtet.<br />

Risikofaktoren, wie z.B. Bewegungsmangel,<br />

Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit<br />

sowie Ernährungsdefizite<br />

sollen durch eine gezielte Wissensvermittlung<br />

aufgedeckt <strong>und</strong> begrenzt bzw.<br />

beseitigt werden (vgl. Bauch 2000).<br />

Zwar konnte mittels ges<strong>und</strong>heitserzieherischer<br />

Maßnahmen vor allem die<br />

Bekämpfung von Zahnkaries <strong>und</strong> die<br />

Verdrängung infektiöser Kinderkrankheiten<br />

vorangetrieben werden (vgl.<br />

Achermann et al. 2004), jedoch fanden<br />

diese insgesamt im schulischen Alltag<br />

nur in untergeordneter Weise Berücksichtigung<br />

(vgl. Rothenfluh 1992). Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

ist hauptsächlich<br />

von der persönlichen Initiative des einzelnen<br />

Lehrers abhängig <strong>und</strong> wird häufig<br />

aus Gründen von Zeitnot oder Stoffdruck<br />

hinten angestellt <strong>und</strong> nicht in ausreichendem<br />

Maße berücksichtigt (ebenda).<br />

Nach Dietrich <strong>und</strong> Müller<br />

(1980, zitiert nach Rothenfluh 1992)<br />

vertritt die Mehrheit der Lehrkräfte die<br />

Meinung, dass ges<strong>und</strong>heitliche Erziehung<br />

vorwiegend dem Aufgabenbereich<br />

der Eltern zuzuordnen ist. Laut Vuille et<br />

al. (2004) wird diese von den Unterrichtenden<br />

eher als Überforderung empf<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> nur widerwillig in den eigenen<br />

Unterrichtsplan integriert. Auch die<br />

26<br />

Tatsache, dass Ges<strong>und</strong>heitserziehung<br />

fächerübergreifend angelegt ist <strong>und</strong><br />

keine konkrete Verortung aufweist, trägt<br />

zu einer gewissen Unverbindlichkeit<br />

ihres Einsatzes <strong>bei</strong> (vgl. von Haug<br />

1991). Aus diesen Gründen wurden von<br />

verschiedenen Seiten Forderungen<br />

hinsichtlich der Einführung eines eigenständigen<br />

Schulfachs „Ges<strong>und</strong>heitserziehung“<br />

laut, jedoch angesichts des<br />

interdisziplinären Charakters von Ges<strong>und</strong>heit<br />

wieder verworfen (vgl. Achermann<br />

et al. 2004).<br />

Als zu Beginn der 90er Jahre diverse<br />

Untersuchungen die massive<br />

Verschlechterung des Ges<strong>und</strong>heitsverhaltens<br />

von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

seit den 80er Jahren publizierten, entstanden<br />

zunehmend Zweifel an der<br />

Wirksamkeit schulischer Ges<strong>und</strong>heitserziehung.<br />

Besonders eine amerikanische<br />

Studie des Nationalen Krebsinstituts<br />

aus dem Jahre 1984 stellt eindrucksvoll<br />

deren Unwirksamkeit dar.<br />

Vierzig Schulen wurden randomisiert<br />

einer Interventions- bzw. einer Kontrollgruppe<br />

zugeteilt. Über zehn Jahre fanden<br />

in den Interventionsschulen verstärkt<br />

Maßnahmen zur Raucherprävention<br />

statt, die den neusten Richtlinien<br />

entsprachen. Nach zwölf Jahren konnten<br />

noch 94% der ursprünglich Teilnehmenden<br />

untersucht werden: es<br />

rauchten 28,4% der Schüler der Interventionsschulen<br />

im Vergleich zu 29,1%<br />

der Kontrollschulen (vgl. Peterson et al.<br />

2000).<br />

Folglich wird deutlich, dass durch<br />

die bloße Wissensvermittlung keine<br />

Verhaltensänderung induziert ist. V.<br />

Troschke (1993) kritisiert insbesondere<br />

die präventiv-medizinische Orientierung<br />

der Ges<strong>und</strong>heitserziehung <strong>und</strong> ihre<br />

defizitäre Ausrichtung an Krankheiten,<br />

Risikofaktoren <strong>und</strong> Noxen. Außerdem

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