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Prävention und Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten ...

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3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Süd- als auch ein Ost-West-Gefälle<br />

beobachtet werden, denn während in<br />

Bayern bzw. Baden-Württemberg die<br />

Jugendar<strong>bei</strong>tslosigkeit im Jahr 2000<br />

weniger als 5% beträgt, liegt sie in Niedersachsen<br />

oder Bremen zwischen 10<br />

<strong>und</strong> 15% <strong>und</strong> in den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

zwischen 16 <strong>und</strong> 21% (vgl.<br />

BMFSFJ 2002).<br />

Soziale Benachteiligung verfestigt<br />

sich häufig über Generationen hinweg<br />

(vgl. Walper 1997), man könnte folglich<br />

von einer „Vererbung“ <strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

sprechen. Beispielsweise beschreiben<br />

Mayer <strong>und</strong> Blossfeld (1990)<br />

in diesem Kontext, eine generationsübergreifende<br />

Verfestigung des beruflichen<br />

Status.<br />

Hier wird deutlich, welchen Einfluss<br />

die Familie auf die Ausbildung <strong>und</strong> Verankerung<br />

<strong>sozial</strong>er Benachteiligungen<br />

ausübt. In unterprivilegierten Familien<br />

bzw. familienähnlichen Gemeinschaften<br />

fehlen zumeist stabile emotionale Bezugssysteme<br />

sowie ein stützendes Klima.<br />

Außerdem erfahren benachteiligte<br />

Jugendliche aufgr<strong>und</strong> der familiären<br />

Situation einen eingeschränkteren Aktivitäts-<br />

<strong>und</strong> Aktionsraum als auch geringere<br />

Unterstützung <strong>und</strong> Anregung (vgl.<br />

Seus-Seberich 2005), denn der Wert<br />

von Bildung wird nicht, wie in bildungsnahen<br />

Haushalten als Selbstverständlichkeit<br />

gelebt, sondern der Bildungsbezug<br />

bleibt angestrengt <strong>und</strong> instrumentell<br />

(vgl. Gill 2005). Insgesamt ist die<br />

Problemdichte in <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong><br />

Familien besonders ausgeprägt <strong>und</strong><br />

<strong>bei</strong>spielsweise durch existenzielle Versorgungsmängel<br />

(z.B. unzureichende<br />

Wohnverhältnisse, schlechte Ernährung,<br />

Verschuldung), familiäre Konflikte,<br />

der Abwesenheit eines Elternteils<br />

sowie durch Gewalt-, Sucht- <strong>und</strong>/oder<br />

Kriminalitätserfahrungen geprägt (vgl.<br />

18<br />

BMBF 2002). Horstkotte (2003) beschreibt<br />

in diesem Zusammenhang,<br />

dass ein großer Teil der Jugendlichen<br />

aus <strong>sozial</strong> <strong>benachteiligten</strong> Familien in<br />

der Regel bereits verschiedenste Interventionsmaßnahmen<br />

wie schulische<br />

Fördermaßnahmen, kinderpsychiatrische<br />

Behandlungen, Fremdplatzierung<br />

etc. durchlaufen haben. Diese ungünstigen<br />

Entwicklungsbedingungen beeinflussen<br />

natürlich Normen <strong>und</strong> Verhaltensweisen,<br />

Lebensstil, Wohnbedingungen<br />

<strong>und</strong> Bildungsverlauf der Jugendlichen<br />

in hohem Maße (vgl. BMBF<br />

2002). Die Heranwachsenden machen<br />

sich da<strong>bei</strong> die ihnen vorgelebten Lebensstile<br />

<strong>und</strong> Handlungsstrategien zu<br />

eigen. Sie lernen gesellschaftliche Basiskompetenzen<br />

häufig überhaupt nicht<br />

kennen.<br />

Auch durch die Sozialisationsinstitution<br />

Schule wird die Benachteiligung<br />

unzureichend gemildert, sondern eher<br />

verstärkt. Die PISA-Studie belegt, dass<br />

die Kompetenzdefizite benachteiligter<br />

Jugendlicher durch den hohen Leistungsdruck<br />

sowie durch die Segregation<br />

in „schulformspezifische Milieus“ die<br />

<strong>sozial</strong>en Ungleichheiten weiter verfestigen,<br />

denn in den geschaffenen homogenen<br />

Lernumgebungen können benachteiligte<br />

Schüler kaum voneinander<br />

lernen, sondern werden in ihrem Kompetenzerwerb<br />

zusätzlich benachteiligt<br />

(vgl. Schumann 2003).<br />

Jedoch existieren länderspezifische<br />

Unterschiede hinsichtlich der<br />

Ausprägungen <strong>sozial</strong>er Benachteiligung<br />

sowie der Rahmenbedingungen für<br />

schulisches Lernen. Beispielsweise<br />

reichen die Anteile Jugendlicher mit<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> von r<strong>und</strong> 3% in<br />

Thüringen bis etwa 40% in Bremen <strong>und</strong><br />

Hamburg. Des Weiteren haben Heranwachsende<br />

verschiedene Ausgangsbe-

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