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Prävention und Gesundheitsförderung bei sozial benachteiligten ...

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3. Kapitel – Theoretischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Tab. 5: Die vier zentralen Entwicklungsaufgaben<br />

des Jugendalters (modifiziert nach<br />

Hurrelmann 1994)<br />

Entwicklungsaufgabe Ziele<br />

Entwicklung einer intellektuellen<br />

<strong>und</strong> <strong>sozial</strong>en<br />

Kompetenz<br />

Entwicklung eines inneren<br />

Bildes von Geschlechtszugehörigkeit<br />

Entwicklung selbstständiger<br />

Handlungsmuster<br />

für die Nutzung des Konsumwarenmarkteseinschließlich<br />

der Medien<br />

Entwicklung eines Werte-<br />

<strong>und</strong> Normensystems <strong>und</strong><br />

eines ethischen <strong>und</strong> politischen<br />

Bewusstseins<br />

- Bewältigung schulischer <strong>und</strong> beruflicher Anforderungen<br />

- Aufnahme beruflicher Erwerbsar<strong>bei</strong>t<br />

- Ökonomische Unabhängigkeit<br />

- Existenzsicherung<br />

- Akzeptanz der veränderten körperlichen Erscheinung<br />

- Aufbau einer <strong>sozial</strong>en Bindung zu Gleichaltrigen des<br />

eigenen <strong>und</strong> des anderen Geschlechts<br />

- Aufbau einer heterosexuellen (oder auch homosexuellen)<br />

Partnerbeziehung<br />

- Möglichkeit der Familiengründung sowie der Geburt<br />

<strong>und</strong> Erziehung eigener Kinder ist gegeben<br />

- Fähigkeit zum Umgang mit Geld<br />

- Kontrollierter <strong>und</strong> bedürfnisorientierter Umgang mit<br />

„Freizeit“-Angeboten<br />

- Entwicklung eines eigenen Lebensstils<br />

- Orientierung an eigenem Verhalten <strong>und</strong> Handeln<br />

- Verantwortliche Übernahme von gesellschaftlichen Partizipationsrollen<br />

als Bürger im kulturellen <strong>und</strong> politischen<br />

Raum<br />

Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene<br />

Konzepte der Entwicklungs-<br />

bzw. Handlungsaufgaben <strong>und</strong> dementsprechend<br />

auch zahlreiche Modifikationen<br />

der Anzahl <strong>und</strong> Inhalte der zu bewältigenden<br />

Aufgaben. Da in der vorliegenden<br />

Ar<strong>bei</strong>t nicht alle einzelnen<br />

Modelle berücksichtigt werden können,<br />

wurde das von Hurrelmann (1994) gewählt,<br />

da dieses einen relativ umfangreichen<br />

<strong>und</strong> zugleich gut kategorisierten<br />

Charakter hat.<br />

Die Bewältigung der einzelnen<br />

Entwicklungsaufgaben ist für viele Jugendliche<br />

mit großen Anstrengungen<br />

verb<strong>und</strong>en. Einerseits kann es zu einer<br />

komplexen Vernetzung verschiedener<br />

Aufgaben kommen (z.B. Freizeitaktivitäten<br />

mit Gleichaltrigen geraten im Widerspruch<br />

zum schulischen Erfolg),<br />

andererseits können gesellschaftliche<br />

Zustände negativ auf die Bewältigung<br />

der Entwicklungsaufgaben wirken (z.B.<br />

steigende Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit) (vgl. Pinquart<br />

& Silbereisen 2004).<br />

Laut Hurrelmann (1994) gelingt der<br />

Mehrheit der Heranwachsenden eine<br />

erfolgreiche Auseinandersetzung mit<br />

22<br />

den Entwicklungsaufgaben, doch andererseits<br />

wächst der Anteil derer, die<br />

scheitern, kontinuierlich. Er erklärt,<br />

dass „[…] heute schon etwa ein Fünftel<br />

eines Jahrganges […]“ betroffen sind<br />

(Hurrelmann 1994, S. 10). Folgen sind<br />

häufig defizitäre Lebensstile, Entwicklungsprobleme<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Beeinträchtigungen. Hurrelmann (1994)<br />

beschreibt in diesem Zusammenhang<br />

drei Ausprägungsformen in Folge unangemessener<br />

Bewältigung:<br />

� nach außen gerichtete (externalisierende)<br />

Problemverar<strong>bei</strong>tung in Form<br />

von Gewalt- <strong>und</strong> Aggressionsverhalten,<br />

� ausweichende (evadierende) Problemverar<strong>bei</strong>tung<br />

in Form des Konsums<br />

psychoaktiver Substanzen,<br />

� nach innen gerichtete (internalisierende)<br />

Problemverar<strong>bei</strong>tung in Form<br />

psychosomatischer Ausprägungen<br />

(vgl. Hurrelmann 1994).<br />

Sozial benachteiligte Jugendliche<br />

scheitern häufig in der Auseinandersetzung<br />

mit den Entwicklungsaufgaben.<br />

Ihr Leben ist durch hohe Belastungen in<br />

verschiedensten Lebensbereichen, wie<br />

z.B. Schule, Ar<strong>bei</strong>t, Freizeit, Wohnumwelt<br />

etc. geprägt sowie durch Marginalisierungserfahrungen<br />

<strong>und</strong> Perspektivlosigkeit<br />

beeinflusst. Diese unterschiedlichen<br />

Belastungen wirken da<strong>bei</strong> erschwerend<br />

auf die Heranwachsenden<br />

ein. Da<strong>bei</strong> erzeugen vor allem Mehrfachbelastungen<br />

erhebliche Risiken für<br />

eine ges<strong>und</strong>e Lebensbewältigung (vgl.<br />

Höfer 2000). Zusätzlich fehlen <strong>benachteiligten</strong><br />

Jugendlichen vorwiegend wichtige<br />

Basiskompetenzen <strong>und</strong> Handlungsstrategien<br />

sowie <strong>sozial</strong>er Rückhalt<br />

<strong>und</strong> Unterstützungsnetzwerke, um die<br />

gesellschaftlichen Erfordernisse meistern<br />

zu können. Einer Studie von Jovic-

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