Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
110<br />
Jungfrau zur Ehefrau und über diese Verschlüsselung auch um die Integration<br />
der Verhältnisse zwischen Tibet und China und die Darstellung<br />
des politischen Verhältnisses zwischen Tibet und China in diesem<br />
Rahmen stellt die Bedeutung und die Bewertung heraus, welche die Tibeter<br />
dieser politischen und geschichtlichen Beziehung beimaßen und<br />
heute noch beimessen. <strong>Der</strong> Ash-boy, der zum König geworden ist,<br />
versichert durch den Sieg über den Drachen seine Dynastie, indem er<br />
ihm seine Frau entreißt, die zusätzlich als chinesische Prinzessin<br />
bestimmt wird, so daß das Motiv der Reorganisation der Autochthonie<br />
durch Neugründung einer Stammeslinie und Heirat einer Frau aus der<br />
zurückgedrängten Linie mit dem Motiv der politischen oder sozialen<br />
Vermittlung, das zum Ash-boy-Mythologem gehört, kombiniert wird,<br />
was der Mythe hier also ermöglicht auch geschichtlich zu werden.<br />
Ladakh Mongolei Kham<br />
Himmlischer Vater Agu dPalle Chormusta Thupas Gawa<br />
Held Dongrub Joro Chori<br />
Gegenspieler Khromo Tshotong Todong<br />
Braut/ Frau Bruguma Brugmo Sechang Dugmo<br />
In der urtibetischen Version ist Gesar eine Inkarnation des urzeitlichen<br />
Himmelskönigs in einer Zeit der Wirren. Sproß einer außergwöhnlichen,<br />
d.h. nicht menschlichen Geburt, der von Geburt an Ränke, List<br />
und Nachstellungen gegen sich zu bekämpfen hat und so in einer<br />
Schule des Lebens aufwächst, die ihn für seine eigentliche Aufgabe,<br />
dem Kampf gegen den Teufel und die bösen Ungeheuer des Nordlandes<br />
vorbereitet, den Siegbert Hummel mit Recht neben Siegfrieds<br />
<strong>Drachenkampf</strong> stellt. Während seiner Abwesenheit suchen die Leute<br />
von Hor Tibet heim und nur Kesars Rückkehr aus dem Norden kann<br />
seinem Volk die Rettung bringen. Auch eine orpheusgleiche Reise in<br />
die Unterwelt und die Heimführung seiner Gemahlin aus der Gewalt<br />
des Totengottes in das himmlische Paradies gehören zu den Episoden<br />
dieses tibetischen Heldenepos, das nach der umfassenden Forschung<br />
und tiefschürfenden Deutung durch P. Hermanns in seinen wesentlichen<br />
Zügen als eine vollständige Eigenschöpfung des tibetischen<br />
Volkes verstanden werden muß.<br />
Diese wintermythische Version hat auch viele Anklänge an die Geschichte<br />
des göttlichen Rama, dem es nach vielen Kämpfen endlich gelingt,<br />
seine Gemahlin Sita aus der Macht des Riesenfürsten Ravana zu<br />
befreien, der Sita ihm geraubt hat.