Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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Manne sein, und er soll dein Herr sein." (Gen. I,2,16) Da die Pflanzendomestikation
eine weibliche Leistung gemäß der typischen Arbeitsteilung
und laut ihrer Zuschreibung auf die entsprechenden Göttinnen
und die Hackbaukultur stark matriarchal ausgeprägt war, ist es nur folgerichtig,
daß Eva dem Adam die Frucht reicht und damit jenes verhängnisvolle
Bündnis besiegelt, das zur altorientalischen Hochkultur
führte. Das gleiche symbolisiert auch der Fall Evas von der großen
Mutter zur "Männin" Adams.
Die neuen Anbau- und Landgewinnungsmethoden verbessern nicht nur
die Ernährungsgrundlage, sie führen auch zu Bevölkerungsüberschüssen
und damit zur politischen Expansion oder den Völkerwanderungen,
die zuerst dem Prinzip der Segmentierung und Verpflanzung (Kolonisation)
folgen und schließlich sich offen der kriegerischen Mittel
bedienen. Der Fluch, den Gott in der chaldäischen Genesis gegen den
Menschen ausspricht, nennt alle moralischen Vorbehalte gegenüber der
neuen Kultur: "Weisheit und Kenntnis sollen ihn schädigen (Z.23), er
soll Familienzwiste haben (Z.24), der Gewaltherrschaft sich fügen
müssen (Z.25), wird die Götter erzürnen (Z.26), soll nicht genießen die
Frucht seiner Arbeit (Z.27), soll getäuscht werden in seinen Wünschen
(Z.28), soll nutzlose Gebete ausschütten (Z.29/31), soll Beschwerden
haben an Körper und Geist (Z.30/32), soll- und damit bricht die Erzählung
ab- auch in Zukunft noch Sünde begehen (Z.33)." 26
Der biblische Bericht deutet scheinbar die "neolithische Revolution"
(Gordon Childe) genauso wie die germanische Heldensage die metallurgische
Revolution. Das menschliche Verhalten, das sie zeichnen,
gleicht sich in beiden Versionen und gestaltet die Situation wie viele
vergleichbare Mythen, z.B. die Prometheusmythe.
26 George Smith, Chaldäische Genesis, Leipzig 1876, S.85