Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

Kindheitsgeschichte stellt in manchen Mythen auch das Ende einer
Form des rituellen Königsmordes dar, bei dem der geopferte Stellvertreter
auch den sterbenden und wiederkehrenden Vegetationsgott repräsentiert.
Gilgamesch, Moses, Dionysos, Jason oder Ödipus sind
Beispiele für diese außergewöhnliche, elternlose (vaterlose) Herkunft.
Auch der Ödipusmythos reflektiert noch den rituellen Königsmord,
den er als Vatermord ächtet, obwohl er scheinbar unschuldig begangen
wurde, und auch diesem Königs-Vater-Mord ist ein sublimierter Dra-
Epaphos Memphis
Lybie Poseidon
Elektra
Aphrodite Ares Telephassa Agenor
Dardanos Jasion Harmonia Kadmos Thasos Europa Phoinix Kilix
Zeus Semele Polydoros
Dionysos Labdakos
chenkampf vorausgegangen, der Sieg über die Chimäre Sphinx, die
durchaus als ein Drachenwesen anzusprechen ist (Chimäre= Wesen,
das sich aus den Totemtieren eines Stammes zusammesetzt, deren Totemgruppen
er integriert). Aber das Drachenkampfmythologem erfüllt
in der griechischen Tragödie einen anderen Zweck. Es muß herhalten
für die Rechtfertigung und Begründung der Zeichnung des Ödipus als
den gebrochenen, tragischen Helden, dem nichts anderes bleibt, als
sein Schicksal, seine Schuld auf sich zu nehmen, für die er sich selbst
nicht schuldig gemacht hatte. Die Tragödie kennt wohl die Erbsünde
(die Sünde der Väter), aber nicht die Erlösung.
Laios Jokaste
Oidipos
Als Götter sind die Helden Vegetations-, Tier-, Wetter-, Mond- oder
Sonnengötter, frühreife Kinder oder Repräsentanten des lichten Prin-
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