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Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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denverstand in seine Besitz- und Machtgier verstricken, was man heute<br />

mit der Fusion von Eros und Todestriebes wieder zu begreifen beginnt.<br />

So straft der besiegte Drache noch in seinem Untergange jene Lügen,<br />

die ihn als Ungeheuer und als Gefahr schlechthin negativ gedeutet wissen<br />

wollen, weil erst nach seinem Tode deutlich zu werden beginnt,<br />

wovor dieser Wächter den Kosmos wirklich bewahrt hat. Daß der<br />

Drache ursprünglich als Symbol der Weisheit begriffen wurde, um die<br />

Bäume der Erkenntnis zu hüten, den Goldapfelbaum der Hesperiden,<br />

die "üppigen Bäume" des Berges Meru oder Junos Hochzeitsgabe für<br />

Jupiter, wird selbst in dieser Bedrohung sichtbar, der der Held hier mit<br />

seinem Schatzgewinn preisgegeben wird.<br />

Daß der Erwerb der Weisheit, des Lebensapfels, d.h. des Schatzes,<br />

nicht immer mit dem Tod des Schatzhüters endet, zeigt das schon erwähnte<br />

georgische Märchen vom Tschongurispieler, das den Schatz<br />

auch noch mit dem Geheimnis um Leben, Tod und Wiedergeburt verbindet.<br />

Samen und Frucht,<br />

Kind und Mann,<br />

Geliebter vor- und Geliebter nach der Zeugung,<br />

verborgener- und entdeckter Schatz,<br />

Geheimnis und Wissen.<br />

Historisch mag sich<br />

die Nibelungensage<br />

entweder auf das<br />

Ende der Nibelungen<br />

beziehen, so<br />

wie Kunstmann es<br />

rekonstruiert hat, d.h. auf die Protobulgaren, oder auf die mittelalterlichen<br />

Herrschaftsverhältnisse in Nord- und Mitteldeutschland,<br />

wie sie Ritter-Schaumburg 13 in Korrelation zur Dietrichsage skizziert.<br />

Mythisch bleiben aber in diesem Kontext das <strong>Drachenkampf</strong>motiv, das<br />

Schatz- und Ringbild sowie der Ringfluch.<br />

<strong>Der</strong> Ring steht symbolisch neben den anderen Bildern der Verbindung<br />

und Treue für die Ewigkeit, für das Sein ohne Anfang und Ende, er ist<br />

das Symbol auch der Urzeit vor dem Zeitanfang, und zwar, weil er als<br />

Yoni das Weibliche schlechthin darstellt, die große Mutter repräsentiert,<br />

zu der auch ihr Jungfrauenaspekt durch den Helden wieder befreit<br />

wird. Obwohl unabhängig von allem Männlichen, regt erst ihr göttlicher<br />

Geliebter sie zu der Gestaltung ihrer eigenen Schöpfung an, denn<br />

die Vegetationsgötter sind nicht nur phallisch, sondern auch die Vegetation<br />

selbst, die aufkeimt und verblüht. In der Unterscheidung ihrer<br />

Schöpfung erscheinen sie in den Bildern, welche die folgende Tabelle<br />

zusammenfaßt.<br />

13 H.Ritter- Schaumburg, Die Nibelungen zogen nordwärts, München, Berlin 1983

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