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Der Drachenkampf.pdf - Horst Südkamp - Kulturhistorische Studien

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68<br />

In der theologischen Deutung der patriarchalen Priesterschaft wird mit<br />

der geschlechtlichen Differenzierung von Adam und Eva schließlich<br />

die Notwendigkeit der Vermittlung des Willens zwischen dem Verstand<br />

und dem Begehren ausgedrückt, das sich dem Verstande fügen<br />

soll, aber auch die Möglichkeit der Unterwerfung des Verstandes unter<br />

das Begehren andeutet genauso wie die Möglichkeit der Rückbeziehung<br />

auf den Geist. Den Zwiespalt repräsentiert hier der Wille, d.h.<br />

seine sittliche Ambivalenz zwischen Vernunft und Eigensinn.<br />

<strong>Der</strong> Verstand als<br />

himmlisches Vermögen,<br />

d.h. seine Geistbezogenheit,<br />

wird<br />

vom Verstand als<br />

Diener der Begierde<br />

unterschieden, und<br />

die Probe des Paradieses ist die Wahl zwischen den beiden<br />

Möglichkeiten des Verstandesgebrauchs: Beherrscher der Begierde<br />

oder ihr Diener. Wir müssen also Adam zeitlich unterscheiden in den<br />

Adam, dem zu dienen, Samael sich weigert, d.h. in den gottbezogenen<br />

Adam, von dem Adam, dessen Verstand in der Versuchung seines Eigensinnes<br />

steht, den Eva zum Vorschein bringt und deshalb als seine<br />

anima repräsentiert, in der Erzählung als Frau, die dem Manne gewogen<br />

ist, und deren Untertänigkeit erst später durch ihr eigenes Versagen<br />

in der Prüfung erzwungen wird. Vor dieser Prüfung ist Adam der<br />

Hörige der Eva, da Eva die Vergegenständlichung seines Verlangens,<br />

euphemistisch: nach Geselligkeit, darstellt, aber nach der Prüfung wird<br />

sie von Gott folgerichtig in die Untertänigkeit zum Manne versetzt, da<br />

sie der Anlaß der Gesetzesübertretung war, das Werkzeug Samaels,<br />

also die Notwendigkeit ihrer Aufsicht oder Kontrolle unter Beweis<br />

gestellt hat.<br />

Jhw (Va)<br />

Samael Adam Eva (Sw) I<br />

Lucifer<br />

Eva (To) II<br />

Gott erscheint durch die Harmonie des Paradieses oder dieses erscheint<br />

als sein Schmuck oder Glanz, dessen schöne Harmonie auf dem Verzicht<br />

eigenwilligen Verlangens oder auf der Achtung vor dem Gesetz<br />

beruht, während Samael den Streit jener Wirklichkeit darstellt, in dem<br />

sich der Eigenwille irdisch realisiert und gegen das Gesetz stellt.<br />

Bedeutsam ist auch, daß der Mensch zuerst als einer und dann als zwei<br />

Wesen vorgestellt wird, so daß Eva zunächst als das Ende der Einsamkeit<br />

oder Isolation Adams erscheint oder als die Befriedigung seines<br />

Verlangens nach Gesellschaft oder nach einer Gefährtin, und die<br />

Versuchung durch Eva damit auch die Wahl darstellt zwischen dem

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